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Intermezzo

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Als Mia ihre Sachen gepackt hatte, war ihr die Karte von Ou’mar wieder in die Hände gefallen. Vielleicht hatte Zidat ja recht, vielleicht nahm Ou’mar sie zurück. Hatte er nicht gesagt, er sei immer für sie da? Sie wählte seine Nummer.

Es klingelte, niemand hob ab. Stattdessen ertönte eine Jungmädchenstimme, die auf die aktuellen Tourdaten hinwies, inklusive der Zusatzkonzerte aufgrund der hohen Nachfrage. Mia legte auf. Ou’mar hatte also längst ein neues, unverbrauchtes Instrument entdeckt. Da gab es keinen Platz für sie.

Mia wusste nicht mehr genau, wie sie die nächste Zeit überstand. Sie verhärtete sich gegenüber der Welt, verschloss ihr Herz vor allem und jedem, am meisten aber vor sich selbst. Irgendwie musste sie die Dinge zusammenhalten, ins Laufen bringen, jetzt ging es ums Überleben. Und das gelang ihr irgendwie – tagsüber.

In den Nächten aber kamen die Albträume. Sie sah von oben auf eine Bühne herab, auf einen Tisch, auf dem sie selber lag, so wie früher. Das Instrument, das bereit war, bespielt zu werden. Sie sah gesichtslose Menschen um sie herum, Menschen, die sie berührten. Sie antwortete mit Musik, aber die Menschen hörten sie nicht. Wilder wurden die Gesichtslosen, rauer, grobschlächtiger. Sie fielen über sie her, spalteten sie mit ihren Zungen und Geschlechtern, zerrissen sie auf der Bahre, bis schließlich der letzte Ton von ihrer Haut tropfte, so wie der letzte Tropfen Blut.

Mia lag dann schweißgebadet im Bett. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in die Nacht hinein und spürte das Herz bis zum Hals schlagen. Sie wagte nicht wieder einzuschlafen, aus Angst vor den Bildern, die sie erwarteten.

Erst als sie sich zaghaft selber berührte, fand sie wieder zu sich. Also überließ sie sich ihren Händen, zögernd erst, dann immer mutiger, bis sie sich aufbäumte, tief Luft holte, und eine Mattigkeit ihren Körper erfüllte, die sie aus glücklichen Tagen kannte.

Die Sehnsucht nach der Musik erwachte in ihr. Für Schuldgedanken gab es schon bald keinen Platz mehr in ihrem Denken und Wünschen. Und so setzte sie den Rest ihrer Barschaft auf eine Karte. Kaufte die Ausrüstung. Übte die Handgriffe. Lief sich die Hacken wund, bis ein Club sie auf den Veranstaltungsplan setzte …

DIE LIEBESMASCHINE

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