Читать книгу Das politische Bewusstsein - Geoffroy de Lagasnerie - Страница 21
Identisch
ОглавлениеDie Eingrenzung einer spezifischen Identität „der Politik“, die sich bei Carl Schmitt vollzieht, findet sich in fast homologen Formen bei Autoren, die ihm dessen ungeachtet radikal widersprechen. Man denke zum Beispiel an Jürgen Habermas, wenn er Max Weber in Faktizität und Geltung wegen seines „Soziologismus“ kritisiert. Weber leugne die spezifische, deliberative und rationale Dimension politischer Beziehungen, indem er die politischen Beziehungen in die sozialen Machtverhältnisse einschreibt. Habermas beschuldigt Weber, den Normativität des rationalen Rechts zu „untergraben“, insofern er das Recht auf nichtrechtliche Logiken und die Problematik des Staats auf die Herrschaftsproblematik reduziere.28 Man kann auch die Arbeiten von Chantal Mouffe und Ernesto Laclau erwähnen, die auf derselben Annahme gründen, nämlich dass die Politik keine Fortführung des Spiels der sozialen Kategorien sei. Die Konstruktion der Kategorie „Populismus“ wurzelt in der Überzeugung, dass eine politische Theorie kollektiver Identitäten die Einführung einer Realitätsebene voraussetzt, die sich von der Ebene sozialer Zugehörigkeiten und Kämpfe unterscheidet und dass die Konstruktion eines politischen Subjekts sich auf Operationen stützt, die sich von den Operationen der Konstruktion eines sozialen Subjekts oder einer sozioökonomischen Gruppe unterscheiden. Wer „politisch“ sagt, würde „Konstruktion einer Kollektividentität“, die jede feste soziologische Identität übersteigt, und würde somit Autonomie der politischen Logik und des politischen Wortschatzes gegenüber dem Sozialen sagen.29
In Agonistik erkennt Chantal Mouffe übrigens an, mit Carl Schmitt darin übereinzustimmen, dass es notwendig ist, ein dem Politischen eigenes Regime zu denken. Sie behauptet ebenso, dass die Gesamtheit ihrer Theorie der radikalen Demokratie im Gegensatz zu den von Rawls oder Habermas angebotenen Demokratiemodellen steht, weil diese keine eigentlich politische Konzeption der politischen Verhältnisse böten, sondern eine ethische oder moralische. Mit anderen Worten, sie erhebt dieselbe Forderung wie Habermas und Rawls – nämlich die Politik auf nichts anderes als sie selbst zu reduzieren und ihre Besonderheit zu denken –, aber sie wendet diese Geste gegen Habermas und Rawls selbst, deren Werke ein unzureichendes Bild der Politik zeichneten, das ihrer Autonomie nicht gerecht würde. Es ist kein Zufall, dass das Buch Agonistik den Untertitel „Die Welt politisch denken“ trägt.30