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Siebenunddreißigster Brief.
ОглавлениеKöln, 19. Prairial. Jahr VII. (Juni 99).
„Beruhige Dich, meine gute Mutter, der General hat seinen Abschied nicht eingereicht. Es ist seine Gewohnheit jährlich einen oder zwei Monate auf seinen Gütern zuzubringen und er verliert mich deshalb nicht aus den Augen. Er hat eben sehr freundlich mit mir gesprochen, um mir zu sagen, daß ich mich zum Depot begeben müßte; daß dies nöthig wäre, damit ich die Evolutionen der Kavalerie gehörig kennen lerne und daß dies nicht lange dauern würde, da er sowohl als Beurnoville und Beaumont beim Directorium um Beförderung für mich nachgesucht hätten. Er sagte auch, daß er wüßte, wie ungern Du mich in der Garnison sehen würdest, daß dies aber das einzige Mittel für mich wäre, unter seinen Augen zu bleiben, was doch andererseits wieder Dein Wunsch ist. Das Depot ist nämlich in Thionville und der General geht nach Metz oder in die Umgegend. Das Geld, das ich zur Reise brauche, wird er mir leihen; also ängstige Dich nicht, betrübe Dich nicht. Mir wird es überall gut gehen, wenn ich weiß, daß Du zufrieden bist. Bedenke, daß, wenn Du Dich unglücklich machst, ich es auch sein muß, und wäre ich auf dem Gipfel des Reichthums und im Schooße des Genusses. Eines schönen Tages wirst Du mich als Offizier ankommen sehen, vom Kopf bis zu den Füßen mit Tressen besetzt, und dann werden sich die Herren Potentaten von la Châtre bis zur Erde vor Dir bücken. Wohlan, mein Mütterchen, fasse Muth! reise; geh' in's Bad; zerstreue Dich; suche Dich zu amüsiren — mich zu vergessen sogar, wenn mein Andenken Dich quält. Aber nein, vergiß mich nicht, und sprich mir Muth ein. Das ist sehr nöthig, denn ich habe einen Abschied zu nehmen, der mir sehr schwer fällt. Sie weiß noch nichts von meiner Abreise; aber heute Abend muß ich sie ihr verkündigen und dann werden Thränen die Stelle der Freude vertreten. Ich werde im Schmerze an Dich denken, wie ich im Entzücken an Dich gedacht habe. Mit dem nächsten Courier werde ich Dir ausführlicher berichten; vor dem Abgange des heutigen muß ich, auf Wunsch des Generals, noch an Beurnoville schreiben.
„Alle Deine Maßregeln für das kleine Haus sind vortrefflich und liebenswürdig. Du schonst meine Eigenliebe, die nicht empfindlich ist, Du kannst es glauben. Ich mache mir über dies Alles viel mehr Vorwürfe, als Du gegen mich aussprichst; aber Du beschützest die Schwachheit, Du verhütest das Unglück, wie gut Du bist, meine Mutter, und wie liebe ich Dich!“