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Achtunddreißigster Brief.

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Köln, 26. Prairial, Jahr VII. (Juni 99).

„Du bist traurig, meine gute Mutter, ich bin es auch und zwar über Deinen Schmerz; denn was mich betrifft, ich habe Muth und habe mir immer gesagt, daß ich über die Liebe meine Pflicht nicht vergessen dürfte. Aber gegen Deine Leiden habe ich keine Stärke! ich sehe, daß Dein Dasein durch unaufhörliche und übermäßige Besorgniß vergiftet ist. Mein Gott! Du bereitest Dir selbst die schrecklichsten Wahnbilder. Oeffne doch die Augen, liebe Mutter, und überzeuge Dich, daß das Alles nicht so düster ist. Was geschieht denn auch? Ich reise nach Thionville, einer Stadt im Innern des Landes, wo es so ruhig wie möglich ist; die Zuneigung und der Schutz meines Generals folgen mir und er empfiehlt mich dem Eskadron-Chef. Ich kann mich von dort nur auf seinen Befehl entfernen und habe also gar nicht die Freiheit jene Zufälle herauszufordern, welche Du für mich fürchtest [Er betrog sie und mußte sie betrügen.]. Könnte ich Dich doch auf einige Zeit in einen Husaren verwandeln, damit Du sähest, wie leicht das ist, und welche Fülle von Sorglosigkeit dieser Kleidung angehört. Weißt Du, wie ich Köln verlassen werde? In Thränen vielleicht? Nein, die muß ich verschlucken, um mich in den Lärm eines Festes zu stürzen. Als ich den Freunden meine nahe Abreise anzeigte, riefen sie Alle: „Wir wollen ihm ein Ehrengeleit geben; in seinem ersten Quartier wollen wir uns betrinken, um uns im Rausche von einander zu trennen, denn mit vollem Bewußtsein fiele uns das zu schwer.“ Um dies in's Werk zu setzen, werden drei Kabriolets, zwei andere Wagen und fünf Sattelpferde ausgerüstet, die mich nach Bonn begleiten sollen. Ich werde nicht allein durch unsere Tischgesellschaft escortirt, auch ein junger Offizier der leichten Infanterie, ein liebenswürdiger Pariser, der eine ausgezeichnete Erziehung genossen hat. Maulnoir, die Sekretaire des Generals, ein Magazin-Aufseher und ein junger Adjutant des Platz-Kommandanten begleiten uns; letzterer wird der fröhlichen Gesellschaft einiges Ansehen verleihen und wird sie bei dem Lärm, den sie zu machen gedenkt, vor Arretirungen sichern. Es ist doch wirklich sehr angenehm beliebt zu sein, und Du siehst wohl, daß Reichthum und Rang nichts dazu thun. Die Zuneigung beachtet so etwas nicht, besonders in der Jugend, welche die Zeit wirklicher Gleichheit und brüderlicher Freundschaft ist. „Bis jetzt beläuft sich meine Gesellschaft auf etwa zwanzig Personen; aber mein Gefolge vermehrt sich mit jedem Augenblick durch neue Gäste. Diese Stadt ist der Vereinigungspunkt aller Beamten des linken Flügels der Donau-Armee, unter denen sich eine Menge liebenswürdiger junger Leute befinden. Ich bin mit Allen bekannt. Wir schwimmen miteinander, wir fechten, wir spielen Ball, und da ich der Gefährte ihrer Freuden bin, wollen sie nicht, daß ich sie ohne feierliches Lebewohl verlasse. Der Postmeister sogar, ein junger, liebenswürdiger Mann, will sich dabei betheiligen und uns umsonst Wagen und Kabriolets liefern. Ich werde würdevoll zu Pferde sitzen — und wenn Alexander einen ruhmvollen Einzug in Babylon hielt, so glaube ich, daß ich in Bonn einen fröhlichen halten werde.“

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