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Dritter Brief.

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An den Bürger Beaumont, Hotel de Bouillon, quai Malaquais, Paris.

Turin im Messidor, Jahr VIII. (Juni oder Juli 1800.)

»Pim. Pam, Puff! Patatra! Vorwärts! Blast zum Angriff! zum Rückzug! vorwärts zum Geschütz! Wir sind verloren! Victoria! Rette sich wer kann! Eilt zum rechten Flügel, zum linken, in's Centrum! kommt zurück, bleibt, geht fort — laßt uns eilen! Gebt Acht auf die Granate! zum Galopp! Bückt Euch, da kommt ein Prellschuß! ... Todte, Verwundete, zerschossene Beine, zerschmetterte Arme, Gefangene, Bagagewagen, Pferde, Maulthiere, Wuthgebrüll, Triumphgeschrei, Schmerzenslaute, ein verteufelter Staub, eine höllische Hitze, unaussprechliche Flüche ... Lärm, Verwirrung, ein prächtiges Getümmel ... das, mein lieber, gütiger Onkel, ist in wenigen Worten eine klare und deutliche Beschreibung der Schlacht von Marengo, in welcher Ihr Neffe nicht den geringsten Schaden genommen hat, obwohl sein Pferd, vor einer Kugel erschreckend, sich mit ihm überschlagen hat und obwohl ihn die Oestreicher 15 Stunden lang mit dem Feuer von dreißig Kanonen, zwanzig Mörsern und dreißigtausend Gewehren traktirt haben. Indessen ist nicht Alles so schlimm! der Oberbefehlshaber war mit meiner Kaltblütigkeit zufrieden und mit der Art und Weise, wie ich die Flüchtigen zusammenbrachte, um sie in den Kampf zurückzuführen, und er hat mich auf dem Gefechtfelde von Marengo zum Lieutenant gemacht; ich habe also meine Epauletten! Jetzt sind wir nun mit Lorbeeren und mit Ruhm bedeckt; wir haben beim Papa Melas gespeist, haben ihm, in seinem Palast von Alessandria, unsere Befehle gegeben und sind dann nach Turin zurückgekehrt. Mein General ist zum außerordentlichen Gesandten der französischen Regierung ernannt; und so geben wir in Piemont Gesetze, wohnen im Palaste des Herzogs von Aosta, haben Pferde, Wagen, Schauspiel, einen guten Tisch u.s.w. Der General Dupont hat kluger Weise seinen ganzen Generalstab verabschiedet und hat nur seine zwei Adjutanten und mich bei sich behalten, und so bin ich nun der einzige Adjunct des Gesandten. Da ich nun nicht viel von den Geschäften verstehe, gebe ich meine Audienzen nur im Eßsaale, weil ich grundsätzlich nie besser spreche, als wenn ich mich behaglich fühle. [„Quand je suis dans mon assiette“ nicht zu übersetzendes Wortspiel.] Mit solchen Grundsätzen wird ein Reich auf's Weiseste regiert. Unglücklicherweise ist nun aber der Krieg zu Ende ... desto schlimmer! denn noch drei oder vier Purzelbäume auf dem Schlachtfelde und ich war General. Indessen will ich den Muth nicht verlieren. Eines schönen Morgens werden sich die Angelegenheiten wohl einmal wieder verwirren und dann wollen wir die verlorene Zeit wieder einbringen, indem wir über neue Feinde herfallen.

„Zürnen Sie nicht, lieber Onkel, daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe. Aber unsere Wünsche, unsere Eroberungen, unsere Siege haben alle meine Augenblicke in Anspruch genommen. Fortan will ich pünktlicher sein und das wird mir keine Anstrengung kosten, denn ich brauche nur den Regungen meines Herzens zu folgen; es führt mich immer zu meinem guten Onkel zurück, den ich mit voller Seele umarme. Ich bitte Herrn von Bouillon meine Ehrfurcht zu bezeugen.

Moritz.“

Ein dritter Brief über die Schlacht von Marengo ist an die beiden Villeneuve's gerichtet und beginnt: „So hört denn, meine theueren Neffen!“ In diesem Schreiben erwähnt mein Vater einige Umstände, die er in den anderen Briefen absichtlich weggelassen hatte.

„Euer ehrwürdiger Onkel wurde von einer Kugel gestreift, von einer anderen mit seinem Pferde umgeworfen und erhielt einen Kolbenschlag auf die Brust, der ihm ein kleines Blutspeien verursachte, das wohl eine Stunde anhielt. Aber er befreite sich davon, indem er den ganzen Tag im Trott und Galopp unterwegs blieb u.sw.c... Uebrigens, meine lieben Freunde, ist's nicht meine Schuld, daß ich nicht getödtet bin. ...

„Die Beschreibung aller unserer Entbehrungen würde zu lange dauern, aber bedenkt, was es heißt, ohne Nahrung drei Tage lang in einer glühenden Ebene zu sein. In Torre di Garofolo hatten wir zur Erquickung für 1400 Mann nur einen Brunnen.“

Er schließt mit den Worten:

„Jeder von Euch, meine lieben Freunde, empfange hiermit dreiundzwanzig Küsse! Sagt Eueren Damen meine achtungsvollen Grüße.“

Geschichte meines Lebens

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