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Kapitel II.5 Wolfsprojekt

Den genauen Zeitpunkt, wann ihm der konkrete Gedanke dazu kam, hätte er später gar nicht mehr exakt definieren können. Aber während der Arbeit mit den Hunden auf Alans Hof kam ihm die Idee, wie es wäre, seine tiefste Leidenschaft und alten Herzenswunsch zu erfüllen und eine Wolfsfarm aufzubauen. Als er mal gefasst war, ließ ihm dieser Gedanke keine Ruhe mehr, diese edlen Tiere wieder kontrolliert in freier Wildbahn anzusiedeln. Die Wölfe als Vorfahren aller Hunde hatten ihn ja schon immer fasziniert und der Wunsch, einmal mit diesen einzigartigen Raubtieren zu arbeiten, hatte ihn nie losgelassen.

Und dieser Gedanke wurde stärker, je mehr er mit Alans Hunden arbeitete. Er besorgte sich Fachlektüre und besprach das Thema erstmals mit seinem Biologieprofessor Eamonn Fergus. Den hatte er in der Zeit seines Studiums als kompetenten und sachlich ruhigen Pädagogen kennen gelernt. Conor mochte ihn von Anfang an und hatte zu ihm auch gleich den besten Draht von allen Professoren. Eamonn Fergus war von der Idee der Wiederansiedlung ausgestorbener Tierarten natürlich sehr angetan, meinte aber, dass gerade im Falle der Auswilderung von Wölfen genauestens überlegt werden müsse, wie das im Zusammenwirken mit allen Beteiligten und vor allem Betroffenen überhaupt realisiert werden könne.

„So, so Conor, du möchtest dich näher mit dem lupus carnis beschäftigen? Hast du dir denn schon Gedanken gemacht, wie das konkret aussehen könnte?“, fragte er seinen Lieblingsstudenten.

„Nein, konkrete Pläne habe ich natürlich nicht. Es ist erst mal eine Idee, ein Wunsch, oder mehr als ein Wunsch, eher ein Traum, den ich schon seit der Zeit meiner Arbeit mit den Collies in der Connemara habe. Wenn Sie, Prof, schon einmal einen Collie bei der Arbeit gesehen hätten, wie er in seiner geduckten Hütehaltung auf nichts anderes fixiert ist als seine ihm anvertrauten Schafe und ihn vollkommen durchnässt vom feuchten Gras durch die Weiden hätten streifen sehen, dann wäre auch Ihnen die Verbindung zu den Wölfen als deren Vorfahren sehr schnell bewusst geworden. Und seitdem lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los. Jetzt dachte ich mir, dass Sie mir vielleicht helfen könnten, diese Idee zu konkretisieren. Vielleicht könnte das sogar das Thema meiner späteren Dissertation sein.“

„Das nenn` ich ja mal eine ausgefallene Thematik für eine Doktorarbeit. Aber sag` einmal, was fasziniert dich denn so sehr an den Wölfen?“

„Das sind im Wesentlichen drei Kriterien: Mut Freiheit und Weisheit. Dafür stehen Wölfe für mich in erster Linie.“

„Das kam schnell und überzeugend. Wurden nicht im alten Ägypten die Wölfe auch als die Hüter des Totenreiches verehrt?“, fragte der Professor.

„Meines Wissens ja, vergleichbar mit dem Höllenhund Pluto aus der griechischen Mythologie, der den Hades, den Eingang zum Reich der Toten bewacht haben soll“, ergänzte Conor.

„Ich werde dich natürlich unterstützen, soweit es mir möglich ist. Denn ich denke, dass ich ein paar brauchbare Kontakte zu der zuständigen Behörde der Regierung knüpfen kann. Aber zunächst einmal müsstest du ein genaues Denkmodell erarbeiten, das sich ernsthaft mit der Durchführung eines solchen einmaligen Projektes beschäftigt. Alle Rahmenbedingungen und sonstigen Pro- und Contra-Parameter solltest du zusammenstellen, um einen konkreteren Überblick über die Tragweite, Auswirkung und Dimension eines solchen Projektes zu erhalten. Nur mit einer fixen Idee bei der Regierung vorzusprechen, wäre kontraproduktiv und würde gleichbedeutend mit dem sofortigen Scheitern der Idee sein. Beamte brauchen etwas Handfestes, einige Seiten Papier, die sie ihren Vorgesetzten vorlegen können. Und vor allem eine Perspektive. Und sie gebrauchen die Legitimation, dass sie aus der Verantwortung sind, wenn etwas schief gehen sollte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, alle Staatsbeamten hassen die Wörter Verantwortung und Risiko. Also muss dein Konzept diese Problematik mit aufnehmen und verarbeiten und vor allem auch die Chancen eines solchen Projektes darstellen. Schaffst du es, die Chancen, auch für die Regierung selbst, eines solch ehrgeizigen und nahezu einmaligen Projektes positiv herauszustellen, dann habe ich gute Hoffnungen, dass sie sich an einer derartigen Maßnahme beteiligen könnte, zumal das Thema Umwelt und Renaturierung als grüne Themen derzeit sehr angesagt sind und von jeder Regierung in Europa als Wahlkampfthemen und zur Demonstration der Kompetenz für Umweltfragen gesucht werden. Vielleicht triffst du ja mit deiner Idee gerade jetzt den richtigen Nerv. Versuche es!“

„Danke, Prof. Zumindest motiviert mich Ihre positive Einstellung schon mal enorm. Ich denke auch, dass ich zunächst etwas mehr Fleisch an die Sache bringen muss, wie man so schön sagt. Ich werde in den nächsten Tagen mal ein konkretes Konzept entwickeln, wie ein Projekt dieser Größenordnung abgewickelt werden könnte.“

„Vor allem musst du es den Beamten und zuständigen Politikern so schmackhaft machen, dass sie gar nicht nein sagen können. Sie müssen insbesondere die Erfolgsaussichten herausgestellt bekommen, damit sie sich der Sache annehmen. Und mit Erfolgsaussichten meine ich keine materiellen Erfolge, sondern abstrakte Erfolge wie: Ökologiekompetenz, Traditionsbewusstsein, Alleinstellungsmerkmal, Vorzeigemodell, Modernität et cetera pp, also alles Dinge, die bei Wahlen Stimmen bringen könnten. Das sind die Argumente, die bei Politikern stechen.“

„Danke für die ersten Tipps, Prof. Ich mache mich gleich an die Arbeit. Dürfte ich Ihnen meine ersten Ergebnisse präsentieren, sobald ich soweit bin?“

„Selbstverständlich, ich bitte sogar darum. Schließlich kommt es nicht so häufig vor, dass ein Student ein so praxisnahes Projekt für seine Promotion vorschlägt. Ich bin sehr gespannt auf deine Ausarbeitungen, Conor.“

In den kommenden Tagen versuchte Conor, Struktur in das Wolfsprojekt zu bringen. Er machte sich Gedanken über alle möglichen Begleitparameter und Einflussfaktoren, die er bei der Planung zu berücksichtigen hatte.

Aus diesem Grund hatte Conor in den nachfolgenden Wochen kaum Zeit, sich um die Ausbildung der Hunde zu kümmern. Er rief Alan an und erklärte ihm, dass er sich einige Tage um sein Studium kümmern müsse. Alan òReilly hatte gottlob viel Verständnis für Conors Situation und wünschte ihm viel Erfolg.

Und je mehr und je tiefer Conor sich mit der Materie beschäftigte, umso deutlicher wurde ihm bewusst, mit welcher Herausforderung er es hier zu tun hatte. Denn der Teufel steckte auch hier, wie bei allen komplexen Angelegenheiten, im Detail.

Doch nach und nach und je intensiver er sich mit den einzelnen Teilaspekten beschäftigte, bekam sein Konzept klarere Strukturen.

Da, wo er in den ersten Tagen unüberbrückbare Hindernisse gesehen hatte, fielen ihm einige Tage später nach langem Überlegen vielfach doch Lösungen oder Lösungsansätze ein. Und das stimmte ihn immer positiver und optimistischer. Er fühlte sich innerlich bestätigt durch sich selbst. Er war mit sich im Reinen. Zumindest konnte er für sich behaupten, alles ihm Mögliche getan zu haben, was zu einem positiven Bescheid über den Projektantrag führen könnte.

In der Einleitung beschrieb Conor das Projekt im Groben.

Dann machte er klare Aussagen über die Projektziele, die er über deutlich definierte Zwischenziele, die er auch temporär auf einer Zeitachse darstellte, erreichen wollte.

Conor McGinley stellte im nächsten Abschnitt seine genauen Vorstellungen über mögliche Standorte dar. Zunächst beschrieb er die Anforderungen an denkbare Standorte im Allgemeinen, um im Anschluss konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Nach Auswertung der Anforderungsprofile benannte er seine favorisierte Region für das Wolfsprojekt. Seine Wahl fiel auf die einsamen Täler der Grafschaft Donegal. Als am besten geeignet wünschte er sich die Nähe zu oder Anbindung an einen bereits bestehenden Nationalpark, da in einem solchen Fall die Infrastruktur für sein Projekt zumindest in Teilen schon vorhanden wäre. Also notierte er in seinem Konzeptpapier den Hinweis, einen konkreten Vorschlag nach einer Inspektion der infrage kommenden Gebiete unterbreiten zu wollen.

Im folgenden Abschnitt ließ er sich aus über mögliche Beteiligte, deren Aufgaben und Rechte und die Kommunikation untereinander.

Er machte anschauliche Vorschläge über die Berichtsinhalte und -intervalle, wodurch den Lesern der Projektstudie klar gemacht werden sollte, dass hier ein permanenter Nachweis über den Projektfortschritt erbracht werden sollte.

Einen großen Raum in seiner Studie nahm das Thema der vom Projekt Betroffenen ein. Denn auch Conor war klar, nur wenn er es schaffen würde, die Bedenken der über den Projektantrag entscheidenden Beamten und Politiker in Bezug auf Gefahrenquellen zu zerstreuen und nachvollziehbare Lösungen für deren Abwendung zu erarbeiten, würde er ein positives Ergebnis erwarten können. Und so stellte er alle ihm in den Sinn kommende Gefährdungspotentiale dar, um nicht später in die Diskussion zu geraten, bestimmte gefährliche Aspekte unberücksichtigt gelassen zu haben. Besonders widmete er sich den möglichen Skeptikern oder sogar Gegnern eines derartigen Projektes. Und da fielen ihm vor allem Nachbarn eines ausgewählten Reviers ein, zumal dann, wenn es sich um Schaffarmer halten sollte. Zu dieser Problematik machte er Vorschläge, die hoffentlich ausreichten, vorhandene Bedenken zu zerstreuen. Er stellte zu erwartende Problemsituationen dar, bot aber gleichzeitig Möglichkeiten an, wie er glaubte, gegensteuern zu können.

Die Lösungsansätze waren stark abhängig von der richtigen Standortwahl. Das war einer der Gründe, warum Conor die Anbindung an einen bereits bestehenden Nationalpark favorisierte. Um in Problemsituationen auf deren Strukturen und bereits vorhandene Sicherheitsvorkehrungen zurückgreifen zu können. Und damit meinte er sowohl bereits vorhandene Infrastruktur wie Umzäunungen und dergleichen als auch personelle Ressourcen wie das Sicherheitspersonal. Aber auch Sicherheitsanweisungen oder auch Notfallkonzepte. Conor wollte einfach verhindern, dieses Projekt anfangs mit unnötigen Overheadkosten zu belasten.

Auch mit den möglichen Kosten befasste Conor sich in einem separaten Abschnitt. Er stellte alle Kostenpositionen nach Sach- und Personalkosten zusammen und schätzte die Aufwendungen dafür. Zum Schluss der Kostenaufstellungen machte er jeweils einen Risikoaufschlag, um auch in diesem für Beamte wichtigen Segment auf der sicheren Seite zu sein. Denn ihm war klar, ein bestehendes Budget im Nachhinein ausweiten zu müssen, würde bei der zu erwartenden Entscheidungskaskade nur schwerlich gelingen.

Im Schlussteil machte er Vorschläge zu möglichen Trägern und zur Finanzierung seines Projektes. Zum Abschluss fasste er nochmals alle Aspekte zusammen. Diese stellte er in einer Tabelle gegenüber, bewertete und gewichtete die einzelnen Punkte und kam somit zu einer nachvollziehbaren Begründung seines Vorschlages für die Wiederansiedlung frei lebender Wölfe in einem kontrollierten Gehege. Mit dieser begründbaren Entscheidungsfindung wollte er vermeiden, dass ein Außenstehender den Eindruck gewinnen könnte, sein Vorschlag beruhe auf rein emotionalen Aspekten.

In einem Nachsatz ging Conor auf ähnliche Projekte und den Erfahrungen daraus ein, die in anderen Ländern gesammelt worden waren. Er stellte dazu Thesen und Anhaltspunkte auf, wie man aus gemachten Fehlern positive Lehren ziehen konnte.

Conor sah noch einmal alle Unterlagen durch und kontrollierte sie auf Fehler und Unzulänglichkeiten. Nachdem er einige Stellen korrigiert oder ergänzt hatte, war nach seiner Meinung der Projektantrag vorzeigenswürdig.

Nach der Vorlesung am nächsten Morgen sprach er seinen Professor Eamonn Fergus an und übergab ihm den ausgearbeiteten Projektantrag.

„Das sieht doch schon sehr umfangreich aus. Hast dir viel Mühe gegeben, was Conor?“

„Sehr viel Mühe, Prof. Ich hoffe, es hält Ihren kritischen Augen stand.“

„Oh, meinen Augen muss es nicht unbedingt standhalten, wir müssen die Entscheider der Regierung überzeugen, nur das zählt“, erwiderte der Professor.

„Gib mir ein bis zwei Tage, Conor, ich denke, dass ich bis dahin die Unterlagen durchgesehen habe. Sagen wir, wir treffen uns übermorgen in meinem Büro im Verwaltungstrakt. Gegen drei Uhr, wäre das OK?“

„Perfekt, danke Prof.“

Natürlich war Conor mehr als gespannt auf die Reaktion und war am übernächsten Tag überpünktlich im Büro seines Biologieprofessors.

Überraschenderweise war dieser aber nicht allein in seinem Büro.

„Ich habe deine Idee mit meinem Kollegen Trevor Connolly diskutiert nach dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei. Du kennst Trevor ja aus den Vorlesungen im Fach Zoologie. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihn einbezogen habe.“

Eamonn Fergus sah Conor kritisch in die Augen, um dessen Reaktion zu ergründen.

„Keinesfalls, je mehr Fürsprecher ich für das Projekt gewinnen kann, umso besser. Und eine fachkompetente Meinung mehr kann der Qualität des Antrages nicht schaden“, zeigte Conor sich einsichtig.

Prof. Connolly schaltete sich erstmals in das Gespräch ein:

„Ja, Conor, da mutest du dir eine Menge zu. Ich muss sagen: Hut ab vor soviel Courage.“

„Da haben Sie sicher nicht ganz Unrecht. Erst mit der Detailausarbeitung des Projektantrages sind mir die ganzen Risiken und Aufwände bewusst geworden. Aber ich hoffe, ich habe in den Unterlagen zumindest in der Theorie nachgewiesen, dass die Herausforderungen zwar anspruchsvoll und teilweise auch risikobehaftet, aber allesamt nicht unlösbar sind.“

„Das hast Du, Conor“, erwiderte Professor Fergus „ich muss sagen, ich bin von deiner Ausarbeitung beeindruckt und begeistert. Selten habe ich ein so schlüssiges, in sich stimmiges und die Idee so begeisternd verkaufendes Manuskript gelesen“, lobte er Conors Konzeptpapier.

Und Professor Connolly ergänzte:

„Bei der Lektüre des Fahrplanes konnte ich mir die Realisierung des Projektes in der Praxis bereits vorstellen. Das ist der beste Beweis, dass deine Ausarbeitungen plausibel und praxisnah erklärt sind. Wir sind beide der Auffassung, dass wir dein Projekt mit all` unseren Möglichkeiten unterstützen wollen. Dazu haben wir bereits eine kurze schriftliche Stellungnahme zu deinen Ausarbeitungen erstellt. Fachlich haben wir zu deinen Ausführungen kaum noch Hinweise zur Korrektur. Nur an zwei, drei Stellen haben wir dir einen Kommentar an den Rand geschrieben. In unserer Stellungnahme, die, und das wird dich nun nicht mehr überraschen, natürlich sehr positiv ausfällt, haben wir aus unserer Sicht noch den wissenschaftlichen Wert und den Vorzeigecharakter eines solchen Projektes herausgestellt. Wir sind schon der Auffassung, und das haben wir auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass dieses Projekt europaweit für Interesse und Beachtung zumindest bei den Naturwissenschaftlern führen wird. Und die damit verbundene Publicity kann doch einem Politiker nur recht sein. Die meisten von denen sind doch mediengeile Selbstdarsteller. Die meisten Politiker könnten auch verkappte Schauspieler sein. Sorry, für das Pauschalurteil. Aber so kommen mir die meisten von ihnen jedenfalls vor, wenn ich sie im Fernsehen beobachte.“

„Wenn uns das in diesem Fall zugute käme, wäre mir das nicht einmal unlieb. Dann würden wir aus dieser Sucht nach Medienpräsenz einmal Kapital schlagen“, sagte Conor.

„Ja, Conor, wir haben bereits Kontakt aufgenommen mit der für ein derartiges Projekt zuständigen Behörde. Wir könnten bereits morgen Nachmittag zur Präsentation des Projektes und Abgabe des Projektantrages im Dezernat für Renaturierung und Ansiedlung ausgestorbener Tierarten erscheinen, wenn du möchtest und dir das nicht zu schnell geht. Schließlich wirst du dich noch vorbereiten wollen“, überfiel ihn Prof. Fergus.

„Das kommt zwar sehr überraschend, aber ich habe nach der Erstellung der Unterlagen jetzt noch alles brühwarm im Kopf. Wenn nicht jetzt, wann dann sollte ich besser vorbereitet sein, das Projekt vorzustellen.“

„Das haben wir uns auch gedacht“, war der Prof. beruhigt.

„Wir beide bieten dir an, dich zur Präsentation zu begleiten. Das gibt deinem Antrag vielleicht einen offizielleren Anstrich und ein entscheidendes Gewicht“, fügte Prof. Connolly hinzu, ohne dabei selbstgefällig zu wirken.

„Das würde mir sehr helfen, sachlich und moralisch. Welche Argumente kann die Regierung schon gegen zwei honorige Professoren vorbringen?“ scherzte Conor und ergänzte:

„Nein im Ernst, ich bin Ihnen unendlich dankbar für Ihre Unterstützung.“

Und so verabredeten sich die drei Männer für den nächsten Tag vier Uhr nachmittags. Das bot Ihnen noch eine halbe Stunde Zeit, sich vorzubereiten und die letzten Details zum Ablauf der Präsentation zu besprechen.

Um halb fünf wurden sie in einen großen Besprechungsraum geleitet.

An der Stirnwand war eine Tischreihe aufgebaut, hinter der fünf Personen, alle in dunklen Anzügen, Platz genommen hatten. Erst jetzt bekam Conor ein wenig Fracksausen aufgrund des offiziellen Charakters dieses Meetings.

Doch je länger er die Einzelheiten seiner Idee vorstellte und je tiefer er in die Materie eintauchte, umso sicherer wurde er auch in der Präsentation der schwierigen Detailfragen. Er konnte fast den kompletten Wortlaut seines Projektantrages auswendig vortragen, so sehr hatte er ihn sich verinnerlicht.

Zum Schluss seiner Ausführungen gaben die beiden Professoren ihre überaus positive Einstellung zu dem Projekt ab und ergänzten verbal den wissenschaftlichen Wert und die Einmaligkeit, so, wie sie es in ihrer schriftlichen Stellungnahme bereits zum Ausdruck gebracht hatten.

Der Leiter des Anhörungskreises, zumindest hielt Conor ihn dafür, weil er die meisten Fragen gestellt hatte und in der Mitte der Gruppe saß, bedankte sich bei Conor und den beiden Professoren:

„Meine Herren, ich möchte mich auch im Namen meiner Kollegen herzlich für die Präsentation dieses in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Projektes bedanken. Nur haben Sie bitte Verständnis dafür, dass Sie hier und heute von uns keine Entscheidung erwarten können. Wir haben Ihre Unterlagen ja bekommen. Diese werden wir im Nachgang noch einmal in aller Ruhe und mit der notwendigen Distanz sichten. Auch werden wir intern noch einige Gespräche führen müssen und Stellungnahmen einiger Sachverständiger einholen, bevor eine Entscheidung gefällt werden kann. Sie erhalten von uns eine schriftliche Nachricht, wie die Entscheidung ausgefallen ist. Aber Ihre Unterlagen machen auf den ersten Blick einen professionellen Eindruck, und auch die Leidenschaft Ihres Vortrages, Mr. McGinley, hat mich schon beeindruckt.

Aber ich will und kann bei der Tragweite Ihrer Pläne keine Entscheidung vorweg nehmen. Bitte haben Sie bis dahin Geduld.“

Jetzt hieß es für Conor, nur noch abzuwarten. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun. Wie würde die Regierung entscheiden? Würden sie tatsächlich dem Projekt zustimmen und damit dafür sorgen, dass sich sein gesamtes Leben komplett verändern würde?

Was würde Aoife zu der ganzen Sache sagen? Abergläubisch wie er war, hatte er ihr bis dato kaum etwas über das Projekt erzählt, vor allem keine Details. Er wollte sie überraschen, wenn die Regierung dem Projekt positiv gegenüber stehen würde. Aoife würde sicherlich ebenso begeistert sein wie er. Schließlich hatte auch sie Biologie studiert, allerdings schwerpunktmäßig auf Lehramt zusammen mit Englisch und Sport.

So war er schon ein wenig gespannt auf ihre Reaktion. Würde Aoife zu ihm stehen und ihn bei dem Projekt unterstützen?

Die Rache der Wölfe

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