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KAISER OTTO III. (983–1002)

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Ks. Otto III. wurde Ende Juni/Anfang Juli 980 im Reichswald Ketil (Kessel, südlich von Kleve; in silva, quae Ketil vocatur) geboren (Datum unbekannt). Seine Eltern waren Ks. Otto II. und Theophanu (siehe oben). Er blieb unverheiratet und kinderlos.

Ende Mai/Anfang Juni 983 Königswahl


Wie auf dem Reichstag in Verona im Juni 983 vereinbart, wurde der junge Otto III. am Weihnachtstag desselben Jahres in Aachen zum König erhoben. Zu dieser Zeit traf auch die Nachricht vom Tod Ks. Ottos II. ein, und es stellte sich natürlich sofort die Frage nach der Regentschaft. Da die Mutter Ottos III., Ks. Theophanu, noch in Italien weilte, konnte der inzwischen aus der Haft entlassene Heinrich der Zänker als nächster männlicher Verwandter (er war ein Vetter Ks. Ottos II.) diesen Vorteil wahren und die Vormundschaft an sich ziehen. Nachdem aber seine eigenen Königsambitionen bekannt wurden, regte sich der Widerstand der Großen im Reich. Er musste im Mai 984 den kleinen Otto an die wieder nach Deutschland zurückgekehrten Kaiserinnen Theophanu (Mutter) und Adelheid (Großmutter) übergeben. Theophanu und Adelheid hatten die Weihe als consors imperii erhalten und waren dadurch für das Amt der Vormundschaft bzw. Regentschaft legitimiert.

Um den inneren Frieden im Reich zu sichern, übergab Theophanu im Juni 985 Bayern an Heinrich den Zänker zurück. Doch an der Westgrenze blieben die Verhältnisse weiter gespannt, weil Kg. Lothar I. von Frankreich seinen Anspruch auf Lotharingien nicht aufgab. Erst sein Tod am 2. 3. 986 und dann der seines kinderlosen Nachfolgers Ludwig V. des Faulen (Fainéant) am 22. 987 brachten eine Wende. Neuer König von Frankreich wurde der Herzog von Franzien, Hugo Capet (941–996). Damit ging die Ära der Karolinger in Frankreich zu Ende, und es begann die der Kapetinger, die beinahe 350 Jahre regieren sollten. Kg. Hugo gab zwar das besetzte Verdun frei, aber er verstand es geschickt, sich bald dem ottonischen Einfluss zu entziehen.

In Italien blieb dank der von Ks. Otto I. eingeleiteten Gleichgewichtspolitik der Einfluss des Reiches ungebrochen. Nicht zuletzt war das auch der Verdienst der Regentin Ks. Adelheid. Als Ks. Theophanu im Jahr 991 starb, musste sie die gesamte Regentschaft übernehmen. Adelheid war aber in diesem Punkt nicht so erfolgreich wie Theophanu, so dass deren Tod für das Reich ein schwerer Schlag war. Daher schwand die mühsam bewahrte Hegemonie des Reiches in den folgenden Jahren zusehends dahin. Als die Vormundschaft im September 994 endete, war das einst so stattliche Vermächtnis Ottos des Großen, das Ks. Otto II. noch weitgehend zu sichern vermocht hatte, beinahe aufgezehrt.

Auf dem Reichstag von Sohlingen (bei Höxter) im September 994 wurde Otto III. für volljährig erklärt und übernahm die Regierung. Nicht militärische Großtaten sind das Signum seiner Herrschaft, sondern neue politische Ideen und die Suche nach einer neuen Gesamtkonzeption für Europa kennzeichnen ihn.

Zu seinen ersten Plänen gehörte ein Italienzug mit Blick auf die Kaiserkrone, deren Erhalt für die Stabilisierung seiner Macht wichtig war. Doch zuerst musste noch im Reich einiges geordnet werden. Im Sommer 995 unternahm er einen Feldzug gegen die Slawen an der Ostgrenze, dann musste die Nachfolge für den im August desselben Jahres verstorben Herzog Heinrich den Zänker geklärt werden. Dessen Sohn, der späterer Ks. Heinrich II., wurde mit Bayern belehnt.

Im Frühjahr 996 trat Otto III. seine Romfahrt an. In Pavia erfuhr Otto vom Tod des Papstes und bestimmte Brun, einen Urenkel Ottos des Großen, zum Nachfolger. Gregor V. war der erste deutsche Papst. Wenige Wochen später, bereits am 21. 5. 996, krönte dieser seinen Verwandten zum Kaiser. Im August kehrte Otto III. nach Deutschland zurück und verbrachte 997 mehrere Monate in Aachen, nicht zuletzt um damit an Karl den Großen und dessen Genius anzuknüpfen. Ein mythisch verklärtes Karl-Bild wurde neben einem idealisierten Romdenken, in dem sich die Erinnerung an das antike Rom und an die Stadt der Apostelfürsten verband, zusehends bestimmend für ihn. Nach zwei kurzen Slawenfeldzügen im Sommer 997 brach er wieder nach Rom auf und betraute vorher seine Tante Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg (955–999), mit seiner Stellvertretung.

Dort herrschte Aufruhr. Papst Gregor V. wurde vertrieben und ein Gegenpapst ausgerufen. Ks. Otto III. schaffte – nicht ohne Grausamkeit – Ordnung und versuchte, seine Idee einer Renovatio Imperii Romanorum umzusetzen. Auf dem Palatin sollte künftig seine Residenz sein. Entsprechende Bauten veranlasste er. Damit verbunden war ein gekoppelter Führungsanspruch in Reich und Kirche. Er blieb bis 999 in Italien, um dann Ende dieses Jahres eine spektakuläre Wallfahrt nach Gnesen zu unternehmen. Sie galt seinem Freund Adalbert (Vojtĕch), Bischof von Prag (956–997), der als Missionar bei den damals noch heidnischen Preußen am 23. 6. 997 den Märtyrertod gefunden hatte.

Im Sommer des Jahres 1000 kehrte er wieder nach Rom zurück, wo seine geistlich-weltliche, gleichsam hierokratische Doppelfunktion verstärkt offenkundig wurde. Doch es formierte sich ein Aufstand gegen ihn, und er musste nach Ravenna ausweichen. Im Sommer 1001 führte er einen erfolglosen Strafzug gegen Rom. In der Burg Paterno (am Soracte, nördlich von Rom) starb er Ende Januar 1002 an einer plötzlichen Fiebererkrankung.

Die Historiographie hat Ks. Otto III. bis Mitte des 20. Jh. kritisch beurteilt, weil seine auf Rom fixierte Politik sowie sein Wirken bei der polnischen und ungarischen Staatsbildung den deutschen Interessen abträglich gewesen seien. Doch er, der durch Herkunft, Berater und Vorbilder die verschiedensten Völker- und Kultureinflüsse in sich aufnahm, suchte gerade mit seiner Konzeption eines Imperium Christianum die nationalen Regungen zu überwinden. In den wenigen Jahren seines kurzen Lebens hat er dadurch die geistigen Weichen für die an sich übernationale Reichsidee gestellt, wie sie im Heiligen Römischen Reich zumindest in Ansätzen in den folgenden Jahrhunderten verwirklicht wurde. Heute würde man sagen: Er war ein Europäer auf dem Herrscherthron.

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