Читать книгу Der Schläfer - Gerhard Wolff - Страница 7

6

Оглавление

Sie waren zu Bett gegangen, er hatte seinen Arm um sie gelegt, so wie sie es liebte, ihre Gedanken beruhigten sich, die Müdigkeit begann sie zu überwinden.

„Ach, bevor ich es vergesse“, fragte er plötzlich noch. „Was ergab eigentlich das Gespräch heute mit dem Direktor des Gymnasiums?“

Sie seufzte tief. „Willst du das wirklich jetzt noch wissen?“, antwortete sie vorsichtig, weil sie ihn kannte und wusste, dass er sich leicht erregte und dann nicht mehr schlafen konnte. „Das Schlafzimmer ist für das Schlafen und den Sex!“ Das hatte er ihr klar gemacht, jedes Mal, wenn sie etwas mit ihm besprechen wollte.

Aber nun vergaß er seine eigene Regel und ließ nicht locker. „Nun sag schon, was ergab denn die Unterredung?“

Sie war beim Direktor gewesen, um ihn zu bitten, für die muslimischen Kinder Islamunterricht einzurichten.

„Also gut!“, begann sie. „Der Direktor meinte, es sei nicht möglich, da keine Muslime mit Lehrbefähigung und keine deutschen Lehrer mit Islam als Schulausbildung zur Verfügung stünden. Da könne er gar nichts machen. Es schien ihm wirklich Leid zu tun.“

Mo schüttelte den Kopf. „So ein Unsinn! Wenn er wirklich wollte, würde er es schon hinkriegen, dass islamischer Religionsunterricht gegeben würde. Aber das wollen die Deutschen gar nicht wirklich. Die wollen uns immer klein halten. Das ist ihre Strategie.“ Er stützte sich auf seinen Ellenbogen.

Das war für sie ein sicheres Zeichen, dass er sich aufzuregen begann. Sie überlegte, was sie tun sollte. Sie versuchte, ihn zu beruhigen. „Das glaube ich nicht!“, begann sie. „Ich hatte das Gefühl, dass es ihm wirklich nicht möglich war und er dies bedauerte.“

„Dass ich nicht lache!“ Nun setzte er sich ganz im Bett auf. „Das ist die Strategie der Deutschen. Wir sollen für sie überall die Drecksarbeit machen und sie wollen uns klein halten. Das ist sicher!“

„Aber, nein, …“, versuchte sie es nochmals. Sie begriff, dass es zu spät war. Er regte sich bereits auf.

„Und du, du verteidigst diese Ungläubigen auch noch, das ist ja wieder typisch!“

Sie überlegte, wie sie ihn beruhigen konnte. „Aber ich wollte dir doch nur helfen!“ Sie wusste er würde seine Erregung nicht mehr unter Kontrolle bekommen, würde aufstehen, die halbe Nacht im Wohnzimmer herumlaufen, bis er sich schließlich eine Schlaftablette einwerfen würde, damit er noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

„Und du, du sollst mir nicht immer widersprechen!“, fuhr er sie barsch an.

Da schwieg sie.

„Wenn ich sage, dass es eine Strategie ist, dann ist es so!“

„Ja“, meinte sie.

Er stand auf, schlich zur Schlafzimmertür. „Aber wahrscheinlich ist es so eh am besten.“

„Wieso denn das?“

„Die deutschen Lehrer sind doch gar nicht geeignet, den Koran zu lehren. Die sind doch völlig verweltlicht, lehren die Worte des Propheten mit der gleichen Tiefe, wie den Dreisatz in Mathematik oder die Ausbreitung des Schalls. Es fehlt ihnen einfach die Spiritualität. Die können das Religiöse der Worte des Propheten doch gar nicht erlebbar machen oder übermitteln. Da ist es wirklich besser, es gibt keinen islamischen Religionsunterricht. Da ist es doch besser, die Kinder gehen zum Iman. Ja, da fällt mir ein. Wann waren die Kinder überhaupt das letzte Mal in der Koranschule?“

Sie schwieg und stellte sich schlafend.

„Das ist ein gute Idee“, befand er. „Ich werde mit den Kindern morgen beim Frühstück darüber sprechen.“ Er öffnete die Schlafzimmertür. „Gute Nacht.“ Dann ging er ins Wohnzimmer hinunter.

Der Schläfer

Подняться наверх