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Am nächsten Abend hatte er das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Körperlichkeit.

„Nein, bitte nicht, ich bin müde!“ Sie wehrte seine Avancen vorsichtig ab, wusste, dass er bisweilen ärgerlich wurde, wenn sie sich ihm verweigerte. Dann konnte er nicht schlafen, war die halbe Nacht wach und am nächsten Tag ungenießbar. Sie bewegte sich auf einem schmalen Grat.

„Ach, bitte, nicht wieder deine Migräne!“, antwortete er ärgerlich. Er atmete tief durch. „Weißt du eigentlich, wann wir zum letzten Mal Sex hatten? Das ist Wochen her“, hielt er ihr vor.

Sie versuchte es, ihm zu erklären, wandte sich jedoch ihm nicht zu. „Versteh doch!“, begann sie. „Ich bin hundemüde.“

„Ich bin auch hundemüde!“, brummte er und klang genervt.

„Aber ich habe es viel schwerer als du, versteh das doch!“

Nun wurde er noch ärgerlicher. „Was soll das denn heißen? Willst du mir sagen, dass ich meine Leistung nicht bringe?“

„Nein, das will ich doch gar nicht sagen!“ Sie spürte, dass er sich in seiner Ehre verletzt fühlte. Aber sie wollte es ihm erklären, wohl wissend, dass er es nicht verstehen würde, nicht verstehen wollte. „Sei nicht böse, aber du musst doch auch einsehen, dass ich hoffnungslos eingespannt bin, eigentlich völlig überlastet bin.“

„Soll das heißen, dass ich nicht meinen Beitrag zur Familie leiste?“

„Quatsch!“, meinte sie nun bestimmt. „Aber schau doch mal, wie es mir wirklich geht!“ Nun richtete sie sich auf und sah ihn im Licht des Vollmonds an. „Auch du musst doch meine Mehrfachbelastung anerkennen!“, meinte sie nun ebenso verärgert.

„Mehrfachbelastung?“

„Ja, Mehrfachbelastung, du Ignorant!“ Jetzt war sie ehrlich saurer. „Sobald die Kinder aus dem Haus sind, stürze ich ins Büro, am Nachmittag darf ich den ganzen Haushalt und die Kindererziehung erledigen und das Essen vorbereiten, bis du nach Hause kommst. Und das alles ganz alleine, ohne die Hilfe, die ich hätte, wenn wir zuhause lebten.“

„Wir sind aber nicht zuhause! Wir leben hier“, warf er hilflos ein. „Wir müssen hier leben, weil ich hier eine gute Arbeit habe und es uns deswegen gut geht! Zuhause könnten wir von dem Gehalt kaum leben. Jedenfalls nicht so.“

„Das stimmt ja!“, schnaubte sie nun. „Aber in Ägypten würde mir die ganze Familie beim Haushalt und der Kindererziehung helfen. Die Omas und die Tanten würden mich entlasten.“

„Dafür könntest du vielleicht dort nicht arbeiten, wenn mein Vater oder dein Vater es verbieten würden!“, rief er aus.

„Das ist wahr“, bestätigte sie enttäuscht. „Aber hier arbeite ich doch auch weit unter meinen Fähigkeiten“, murmelte sie vor sich hin.

„Du hast deine Ausbildung für die Familie aufgegeben. Allah wird es dir vergelten und dich ins Paradies führen.“ Er lächelte sie liebevoll an.

Sie sah ihn fragend an. „Na ja, vielleicht ist mein Leben dann dort entspannter“, spottete sie. „Da bin ich vielleicht am Abend nicht müde und habe für dich Zeit.“

Auch er hatte sich aufgesetzt und starrte nun vor sich hin.

Eine Weile schwiegen sie.

„Vielleicht wäre es ja doch besser, wir gingen wieder nach Hause!“

„Hier ist jetzt unser Zuhause“, sprach er aus, was sie beide wussten. „Und das Zuhause der Kinder“, fügte er hinzu.

Der Schläfer

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