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Panzertruppen /1939

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Willi kann nicht glauben was er da liest. Erst beim zweiten Mal durchlesen wird ihm bewusst, dass er jetzt wegen seiner Herkunft diskriminiert wird.

«Du schaffst das Junge», meint sein Vater, «immerhin haben sie dich nicht aus der Wehrmacht ausgeschlossen.»

«Ja, aber was soll ich bei den Panzertruppen?»

«Du musst deinen Dienst am Vaterland leisten», meint Vater, «Panzer ist auch nicht so schlecht und weniger gefährlich.»

«Da bin ich nicht so sicher, aber was bleibt mir anderes übrig.»

Es braucht einige Tage, bis sich Willi mit der neuen Situation abgefunden hat. Innerlich staut sich eine Wut auf alles Jüdische auf. Er wird es ihnen zeigen. Nur wegen den Juden ist er nun eine Deutscher zweite Klasse.

In Putlos ist es sehr schön, er war von Rostock aus, schon Mal mit dem Fahrrad dort entlang gefahren. Es liegt direkt an der Ostsee. Die Umgebung hat ihn an die Rheinauen erinnert, allerdings ohne Berge und statt des Flusses, gibt ist ein Meer.

Noch hat er ein paar Tage Zeit. Jetzt, da ein neuer Einsatz in der Wehrmacht ansteht, ist er vom Arbeitseinsatz befreit. Es macht wenig Sinn, den angefangen Bericht fertig zu schreiben, da dieser nach seiner Zeit in der Wehrmacht, eh nicht mehr aktuell wäre. Deshalb ist er viel in Worms unterwegs. Zudem hat die Begeisterung für die Luftfahrt stark abgenommen.

Auf seinen Streifzügen durch Worms bemerk er, dass viele Juden ihre Wertgegenstände verkaufen müssen, damit sie ins Ausland emigrieren können. Das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, gute Geschäfte zu tätigen. Er bespricht das Geschäft mit seinem Vater.

«Du meinst», fragt sein Vater nach, «die Juden müssen ihre Wohnungen zu Geld machen. Ja das macht Sinn, die müssen weg, es könnte eh schon zu spät für sie sein.»

«Ich kenne einige Bekannte von Joshua, als junger Bursche waren wir oft bei ihnen. Jetzt könnte ich die Kontakte nützen. Nur ich habe kein Geld.»

«Du hast recht Wilhelm», bestätigt sein Vater, «wenn ich das Bankkonto auflöse, gäbe es uns genug Startkapital. Den Banken traue ich momentan nicht mehr, ich befürchte, dass die Nationalsozialisten, sich alles unter den Nagel reissen wollen.»

«Wir könnten ja unseren Schuppen aus der Zeit der Inflation wieder in Betrieb nehmen.»

«Gute Idee», sein Vater ist begeistert, «du hast anscheinend bei Goldberg einiges gelernt. Ich gehe morgen zur Bank und beschaffe Bargeld.»

Am nächsten Morgen macht sich Willi auf und besucht die erste jüdische Familie. Zum Anfang hat er einen Musiker des Wormser Orchesters ausgesucht.

«Darf ich eintreten», fragt Willi, als ihm die Türe geöffnet wird, «die Sache ist etwas heikel.»

«Treten sie ein», er tritt etwas zur Seite und macht Platz, dass Willi eintreten kann, «was gibt es so Delikates zu besprechen?»

«Ich wollte sie nur informieren, dass ich interessiert bin, Wertgegenstände zu kaufen, falls sie diese loswerden wollen, bevor sie die Nationalsozialisten konfiszieren, man hört so einiges».

«Das ist ein gefährlicher Vorschlag», er macht ein besorgtes Gesicht, «wenn die Na..., darauf kommen, wird es für Sie gefährlich. Bei mir spielt es keine grosse Rolle mehr, ich bin früher oder später eh dran, da mach ich mir nichts vor.»

«Die Gefahr besteht nur dann, wenn sie warten, bis die Na... wie Sie sie nennen, bei ihnen reinschauen, aber vielleicht haben sie die Möglichkeit, sich ins Ausland abzusetzen. Sie haben sicher gute Verbindungen.»

«Du rätst mir also zu verschwinden?»

«Wenn sie solche Pläne haben, können sie nicht alles mitnehmen, dann würde Bargeld sicher helfen.»

«Verfügst du über flüssige Mittel?»

«Ja, sonst würde ich Sie nicht besuchen, aber natürlich sind meine Mittel nicht unendlich, aber ich habe Bargeld, teilweise sogar Schweizer Franken.»

Der Start ist gemacht, jetzt werden einige grössere Wertgegenstände zusammengestellt, kleinere, also vor allem Schmuck, lassen sich gut in der Kleidung verstecken. Nach einer Stunde sind grössere Gegenstände, wie einige Gemälde, eine wertvolle Truhe und eine grosse Standuhr als Tauschobjekte zusammengestellt. Nun beginnt das feilschen um den Preis. Der Dirigent macht ein erstes Angebot. Willi rechnet, so wie er es einschätzt, verlangt er ein Zehntel des Marktpreises. Nach harten Verhandlungen, steht der Preis fest, er beträgt knapp drei Prozent des Werts.

«Hier ist eine Anzahlung, stellen sie die ausgesuchten Gegenstände ins Gartenhäuschen und achtet darauf, dass das Gartentor nicht verschlossen ist. Ich hole, wenn es dunkel ist, die Gegenstände ab und bringe den noch ausstehenden Betrag mit. Mehr Bargeld habe ich leider nicht dabei.»

Zufrieden geht Willi nach Hause, das wird ein gutes Geschäft. Wenn alles gut läuft, wird es noch besser. Am Nachmittag besucht er einen Freund, welcher in der SA eine führende Position hat. Bei einem Bier beschwert er sich, dass es immer noch reiche Juden in Worms gibt, zum Beispiel diesen Dirigenten. Man sollte ihnen zeigen, wer hier das Sagen hat.

Als Willi in der Nacht mit seinem Leiterwagen beim Gartenhäuschen vorfährt, sind zwar die Gegenstände abholbereit. Nur der Dirigent ist nirgends aufzufinden, dabei würde ihm noch ein grösserer Betrag zustehenden. Ohne Probleme lädt er mit seinem Vater die Gegenstände auf den Leiterwagen. Möglichst leise verschwinden sie mit ihrer Beute aus dem Garten. Das Einlagern im Gartenhäuschen ist Routine.

Willi ist stolz auf sich, der Trick hat funktioniert. Als sein Freund am Vorabend mit seiner Horde, zwei Fensterscheiben einschlug, geriet der Dirigent in Panik und entschloss sich sofort unterzutauchen, bevor es zu spät war.

Am nächsten Morgen besuchte er seinen SA-Freund und schlägt ihm vor, zu kontrollieren, wie seine Einschüchterung gewirkt hat. Aus sicherer Entfernung beobachten sie das Haus und stellen fest, dass die Bewohner ausgezogen sind. Als die Strasse für einen Moment verlassen ist, steigen sie in das Haus ein. Wie von Willi erwartet, liegen immer noch viele Wertgegenstände herum. Man muss sich nur bedienen. Dabei achtet Willi darauf, dass sein Freund nicht zu kurz kommt.

Bis er wieder in die Wehrmacht einrücken muss, reicht es noch, um bei vier Juden ein ähnliches Geschäft abzuschliessen. Sein Vater ist zufrieden, die Gegenstände sind sicher versteckt. Nun ist es Zeit, mit dieser Art Geschäfte aufzuhören. Das hat er aus seiner Schmugglerzeit gelernt, man darf nicht zu gierig werden und muss rechtzeitig aufhören. Jetzt ist die SA an der Reihe und plündert noch die restlichen Juden aus. Die haben Pech gehabt, ihre Gegenstände werden beschlagnahmt, ohne dass sie ein Entschädigung erhalten, wenn man es so sieht, so haben die Juden, welche mit Willi ins Geschäft kamen, richtig Glück gehabt, er hat ihnen geholfen, wenigstens etwas zu retten.

Der Politiker

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