Читать книгу Der rasierte Fisch - Gert Podszun - Страница 11

Оглавление

9

Am nächsten Morgen besuchte Richard seine neue Arbeitsstätte, die Firma SignaTec AG, um sich vor seinem offiziellen Arbeitsbeginn ein ergänzendes Bild über die Immobilenlage zu machen. Er beriet sich kurze Zeit mit der Mitarbeiterin der Immobilienabteilung. Sie erklärte die jeweiligen Lagen, Verkehrsanbindungen, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Nach ein paar Stunden hatte Richard sich eine Übersicht über ein paar neue Objekte gemacht. Gleich danach informierte er Angelika telefonisch darüber.

Bei diesem Gespräch stellte sich heraus, dass beiden die Wohnung in der Sybelstraße am besten gefiel. Jedes der Kinder würde ein eigenes Zimmer bekommen. Angelika hätte ein ruhiges Arbeitszimmer mit Erker und einem Kaminofen. Durch eine hohe Schiebetür – die Raumhöhen betragen drei Meter und fünfzig – gelangt man aus ihrem Zimmer in einen großzügig geschnittenen Essraum. Von dort durch eine weitere Schiebetür in den Wohnraum, von dem dann noch eine Tür in das Arbeitszimmer von Richard führt. Dieser Trakt der Wohnung ist durch einen breiten Flur von dem Bereich getrennt, in welchem sich die Kinderzimmer, Küche, Gästezimmer und zwei Bäder befinden. Angelika war von dieser Wohnung begeistert und sie beschlossen spontan, die Option auf diese Wohnung wahrzunehmen. Die Kinder griffen vor dem Ende dieses Gespräches nach dem Telefonhörer und grüßten ihren Papa. Richard rief dann seinen Freund Ernst Friedrich an.

„Wir haben uns für eine Wohnung entschieden. Die in der Sybelstraße.“

„Gratuliere. Das ist eine gute Wahl. Die Infrastruktur dort ist in Ordnung. Da gibt es noch viele kleine Geschäfte und ein paar nette Kneipen. Und Du bist sofort mitten in der Stadt.“

„Die Wohnung ist doch durch von Frau von Bülow vermittelt worden. Wie gehen wir vor? Hast Du spezielle Konditionen mit ihrer Firma? Rufst Du sie an? Du kennst sie doch besser als ich.“

„Marianne von Bülow von Immobilien spricht lieber mit dem zukünftigen Mieter oder Eigentümer selbst. Deswegen solltest Du selbst mit ihr verhandeln. Wir haben keine speziellen Vereinbarungen mit ihrer Firma. Du wirst mit Deinem Charme das Richtige für euch erreichen. Ich wünsche euch viel Glück im neuen Heim.“

„Gut. Ich werde sie anrufen. Ich danke Dir! Also dann bis zur Einweihungsparty!“

„Wir werden dabei sein!“

Ernst Friedrich erhielt kurz nach diesem Gespräch in seinem Büro einen Anruf von Dr. Hartweich.

„Guten Morgen, mein lieber Ernst, ich möchte mich herzlich für die Party bei Dir bedanken. Auch im Namen meiner Nichte.“

„Ich freue mich, dass Ihr bei uns gewesen seid.“

„Was hältst Du davon, wenn wir uns heute Mittag zum Essen treffen. Ich lade Dich gerne ein.“

„Danke, sollen wir uns in der Paris Bar treffen?“

„Das ist eine gute Wahl, sagen wir 13 Uhr.“

Unter den Empfehlungen des Tages wählten sie Lammkarree und Thai Curry. Dr. Hartweich und Ernst Friedrich Peters saßen am Ende einer Reihe aus den quadratischen Tischen. Beide blickten während des Essens ab und zu auf die kleinen provozierenden Bilder an den Wänden. Diese zeigten teilweise entblößte und ankolorierte menschliche Körperteile.

„Es gibt ja immer wieder seltsame Zufälle. Da stelle ich einen jungen Mann ein und treffe ihn postwendend bei Dir auf dem Fest.“

„Ferdinand, Du meinst sicher meinen Studienfreund Richard Benn. Er war seit Jahren zum ersten Mal wieder in Berlin. Und ich freue mich, dass er wieder hierher kommt.“

„Dann kennt ihr euch ja gut.“

„Davon kannst Du ausgehen.“

„Er wird eine wichtige Funktion bei uns haben. Es ist eine Schlüsselfunktion. Ich habe vor ein paar Jahren mit dem Projekt der Fernüberwachung begonnen und bin nicht fertig geworden. Der gute Benn hat eine entsprechende Fachausbildung und wird das alte Projekt neu auflegen. Ich drücke ihm die Daumen.“

„Weil es die Deinen sind“,

dachte Ernst Friedrich.

„Ich weiß aus unserer Studienzeit, dass Richard Benn nicht nur überdurchschnittlich intelligent ist, sondern auch sehr konsequent und erfolgsorientiert. Wenn er sich mit einer Sache identifiziert, dann setzt er sich konsequent ein und verfolgt sein Ziel ohne Rücksicht. Ich glaube, dass er sich mit seinem Wesen selbst zum Erfolg verurteilt hat.“

„So ein Mann passt gut zu zukunftsichernden Projekten.“

„Dann kannst Du Dir ja zu seiner Einstellung eigentlich gratulieren.“

„So wie Du ihn beschreibst, ist er ein rechter Idealist.“

„Ja, ich glaube, dass dieser Begriff auf ihn passt.“

„Von Idealismus kann man nicht leben. Er wird einen guten Job machen. Doch was passiert wenn er sein Ziel erreicht hat?“

„Auf der Basis eines ersten Erfolges wächst der nächste, oder?“

Hartweich nippte an seinem Weinglas.

„Jeder Ingenieur hat den Drang, sich ein Denkmal zu errichten. Und es gibt immer Leute, die sich nach den Denkmälern richten.“

„Es könnte sein, dass man Richard ein Denkmal setzen wird. Ich würde es ihm gönnen.“

„Wie geht es in meiner alten Firma? Ist die gute Frieda noch immer im Empfang?“

„Nein wir haben rationalisiert. Da gibt es jetzt einen großen Touchscreen. Da kann der Besucher sein Anliegen antippen erhält sofort eine Antwort.“

„Kannst Du mir Informationen über das System zukommen lassen?“

„Gerne doch.“

In der Stadt ging ein warmer Regen nieder. Die Wolken fielen mit dem von der Reklame gefärbten Unterkleid über die Stadt her und deckten die Dächer feucht ab. Die wandernden Regenschirme nahmen gelbrosa Flecken aus dem niedrigen Himmel mit und tauchten in dem großen Grau der Stadtstraßen ab.

Der rasierte Fisch

Подняться наверх