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IV

Die Ankunft in Quebec war unproblematisch gewesen. Nachdem die Neptune entladen worden war, und die Reisenden einige Tage lang Zeit gehabt hatten, sich von der langen Seereise zu erholen, verließen sie die Stadt, die immerhin bereits dreihundert Einwohnern zählte, und wurden auf kleineren Booten auf dem Fleuve Saint-Laurent, dem Sankt-Lorenz-Strom, weiter flussaufwärts gebracht zu einer Ansiedlung, welche erst acht Jahre zuvor unter der Leitung von Sieur de Maisonneuve gegründet worden war, die Siedlung Ville-Marie. Diese Siedlung lag auf einer großen, langgestreckten Insel, deren höchster Punkt ein Berg war, welcher – vielleicht etwas übertrieben – Mont Royal genannt wurde.

Zu ihrer Überraschung wurde den Renards dort sogleich ein Haus zugeteilt, welches leer stand, ein großes Blockhaus am Waldrand. Caitlin fragte sich im Stillen, was aus den vorigen Bewohnern wohl geworden sein mochte, aber sie verkniff es sich, diese Frage laut zu stellen.

Es gab nun sehr viel für sie zu tun, und die vier neuen Siedler entfalteten eine geradezu hektische Betriebsamkeit. Inzwischen war es bereits Frühsommer, und man hatte ihnen bedeutet, dass der Winter hier zeitig einsetzen und sehr hart sein würde.

Natürlich wäre es eine Illusion gewesen zu glauben, dass sich die Siedler im ersten Jahr selbst ernähren könnten. So hatte der französische König doch Mittel bereitgestellt, mit deren Hilfe von den Indianern Mais eingekauft werden konnte.

Auf diese Weise sah Caitlin zum ersten Mal in ihrem Leben die Ureinwohner dieses Landes. Es handelte sich um eine Gruppe von Huronen, einem einst mächtigen Stamm, der, inzwischen durch Krankheiten dezimiert, jetzt von seinen Todfeinden, den Irokesen, langsam aufgerieben wurden. Die Huronen, so hatte Caitlin gehört, wohnten in Dörfern mit großen Langhäusern. Sie betrieben neben der Jagd auch Ackerbau, letzteres so erfolgreich, dass sie ihre Überschüsse gegen europäische Handelswaren eintauschen konnten. Die Männer, die sie jetzt sah, waren mittelgroß gewachsen und schlank, sie hatten ihre Köpfe stellenweise rasiert und trugen Federn im Haarschopf. Und obwohl ihre Kleider aus Leder und Fellen bestand, kamen sie Caitlin eigentlich nicht vor wie wilde Barbaren.

Doch nicht nur Caitlin war neugierig, auch die Indianer warfen ihr verstohlene Blicke zu, sie hatten offensichtlich noch nie eine Frau mit rotem Haar gesehen, und diese Haarfarbe schien sie zu faszinieren. Als Caitlin an der Gruppe der Indianer vorbeigegangen war, glaubte sie, deren Blicke fast körperlich fühlen zu können, und es war ihr tatsächlich nicht so unangenehm gewesen, wie sie angenommen hätte.

So lernten Caitlin und Madeleine also, Maiskörner zu zerreiben und aus dem so gewonnenen Mehl Brot zu backen. Albert und Jean fällten jetzt von morgens bis abends Bäume, um Brennholz unter dem Dachüberstand des Hauses zu stapeln. An die Jagd war augenblicklich noch nicht zu denken, es hatte sich zudem auch herausgestellt, dass der Wildbestand auf der Insel selbst nicht mehr allzu groß war. Um zu den guten Jagdgebieten zu kommen, hätten sie tatsächlich den Strom überqueren müssen und dazu ein Boot gebraucht. Immerhin konnte Jean einige seiner Fallen gegen ein paar schöne Pelze eintauschen.

Nachdem sie der Meinung waren, genügend Brennholz gesichert zu haben, gingen sie daran, für Jean hinter dem Haus eine behelfsmäßige Schmiede einzurichten, und bald war Jeans Hämmern ein vertrautes Geräusch für Caitlin.

Sonntags gingen sie zur Messe. Die Gemeinde zählte etwa hundertfünfzig bis zweihundert Seelen, es gab eine Kirche, wie alle Gebäude hier aus Holz gebaut und ganz in der Nähe der kleinen Festung gelegen, welche die Ansiedlung sichern sollte.

Doch die Siedler von Ville-Marie blieben gegenüber den Neuankömmlingen merkwürdig distanziert, nicht direkt feindselig, aber doch deutlich spürbar abweisend. Caitlin hatte anfänglich gedacht, diese Ablehnung beträfe nur sie, weil sie so offensichtlich keine Französin war, aber dann bemerkte sie, dass auch Madeleine, Albert und Jean isoliert wurden.

Als sie einmal mit Jean darüber sprach, zuckte der nur mit den Schultern und bemerkte leichthin, dass gewöhnlich nur drei von zehn Neuankömmlingen den ersten Winter überstünden und man sie daher erst im nächsten Frühling richtig in die Gemeinde aufnehmen würde. Caitlin sah ihre heimlichen Befürchtungen bestätigt.

Der Sommer kam, und sie verlebten schöne Tage miteinander, Madeleine mit Albert und Caitlin mit Jean, der sich trotz seiner Körpergröße als rücksichtsvoller, wenn auch nicht eben feuriger Liebhaber erwies.

Doch nicht selten beschlich Caitlin das Gefühl, nicht in ihrer Welt zu leben. Vielleicht wäre es besser gewesen, in Irland als Vagabund herum zu ziehen oder gar zu sterben, als hier in dieser anderen Welt zu leben, mit Menschen, die ihr fremd blieben.

Sie hatte Heimweh.

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