Читать книгу Sklavin am Ohio - Gerwalt Richardson - Страница 11

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V

Dann brach der Winter herein. Albert war der erste, der starb.

Nach einem wirklich wunderschönen Spätsommer, der die Blätter in allen erdenklichen Goldtönen hatte erstrahlen lassen, war ein nasser Herbst mit grimmigen Stürmen gefolgt, und schließlich kam die eisige Kälte mit Unmengen von Schnee. Sie hatten eigentlich genug Vorräte und Brennholz, um den Winter zu überstehen, und wenn es das Wetter zuließ, gingen Albert und Jean auch auf die Jagd, hinaus in die Kälte, und tatsächlich gelang es ihnen doch, das eine oder andere Wild zu erlegen. Aber mit der Zeit fraß sich die Kälte in ihre Knochen, und obwohl sie das Blockhaus stetig beheizten, froren sie doch immer ein wenig.

Dann klagte Albert mit einem Mal über Fieber und Husten. Nach ein paar Tagen war sein ganzer Körper zudem mit eitrigen Pusteln bedeckt, die nässten und zu stinken begannen. Der Geruch der Krankheit schien sich förmlich in den Wänden des Blockhauses festzusetzen. Jean ging ins Dorf, um Hilfe und Medizin zu erbitten, aber der Medikus, dem er die Zeichen von Alberts Krankheit beschrieben hatte, murmelte etwas von Blattern und schickte Jean zu ihrem Haus zurück, mit der Drohung, man werde auf sie schießen, wenn sie im Laufe des nächsten Monats wagen würden, noch einmal in das Dorf zu kommen. So blieb ihnen nichts anderes, als zu warten, die schwärenden Pusteln mit warmem Wasser abzuwaschen und zuzusehen, wie Albert immer schwächer wurde. Schließlich starb er.

Da sie ihn wegen des gefrorenen Bodens nicht begraben konnten, legten sie ihn außen unter den Dachüberstand und bedeckten ihn mit Lagen von Brennholz, damit er nicht von herumstreunenden Tieren gefressen werden konnte.

Madeleine hatte den Tod ihres Mannes scheinbar gefasst hingenommen, doch ihr Lebenswille schien jetzt immer schwächer zu werden. Sie teilten nun zu dritt das Lager, Jean, Caitlin und sie, um sich Wärme zu geben, und Caitlin störte es nicht, dass Jean jetzt nicht nur mit ihr, sondern auch wieder mit seiner Schwägerin schlief, im Gegenteil, dies waren die kurzen Momente, in denen sie alle den Geruch der Blattern nicht wahrnahmen.

Gerade unter den Indianern hatte die von den Europäern in die neue Welt eingeschleppte Krankheit furchtbare Opfer gefordert, ja ganze Stämme ausgerottet, während der Verlauf für die Weißen nicht unbedingt tödlich enden musste. Doch jetzt, mitten im Winter mit seiner Kälte und der mangelhaften Ernährung, stellten die Blattern auch für die Siedler eine ernste Bedrohung dar.

Madeleine und Jean erkrankten fast gleichzeitig. Caitlin pflegte die beiden, so gut es ihr möglich war, doch auch Schwager und Schwägerin starben kurz hintereinander.

Eine bleierne Stille senkte sich nun über Caitlin herab. In den ersten Tagen war sie noch zu ertragen gewesen, Caitlin bettete auch Madeleine und Jean draußen unter das Dach, dann versuchte sie, das Innere des Hauses auszuräuchern, indem sie grüne Zweige in das hoch lodernde Herdfeuer warf und selbst, so lange es ging, in der Eiseskälte draußen ausharrte, bis sie schließlich Fenster und Türen öffnete, um den beißenden Qualm wieder heraus zu lassen.

Dann ging sie hinein, kochte ihren Brei aus Maismehl und Wasser, etwas Speck und ein paar getrockneten Erbsen.

Gedankenverloren und mechanisch aß sie den Brei auf, dann legte sie sich auf das Lager und schlief.

Erwachte, weil sie Hunger hatte, kochte und aß erneut. Schlief wieder.

Wachte auf und starrte in das verlöschende Feuer.

Als es begann, kalt zu werden, fachte sie den Herd erneut an.

Ihre Haut begann zu jucken.

Fast unmerklich wurde Caitlin jetzt schwächer, es wurde immer mühseliger, sich vom Lager zu erheben, zu essen und das Feuer in Gang zu halten.

Es war allerdings auch nicht mehr so wichtig, denn sie verspürte keinen Hunger mehr.

Sie hatte weder das Bedürfnis noch die Kraft aufzustehen, um irgendetwas zu tun.

Sie wollte jetzt nur noch schlafen.

Hinüber gleiten.

So erlosch das Feuer schließlich, und in dem Blockhaus wurde es kalt.

Sklavin am Ohio

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