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Die Ursachen für Leid
ОглавлениеWenn jemand schwer krank ist, geht er ins Krankenhaus, um sich behandeln zu lassen. Er tut das, weil er begreift, daß er krank ist und geheilt werden will. Wir müssen eine ähnliche Einstellung im Hinblick auf unsere gegenwärtige Lage entwickeln. Wir erfahren Leid. Und solange wir von Verblendungen beherrscht werden, wird das weiterhin so bleiben. Unser Bestreben, Dharma anzuwenden, muß aus einer Erkenntnis dieses Leids kommen, aus der Entschlossenheit, davon freizukommen, und aus dem Verständnis, daß das Mittel dafür die Anwendung von Dharma ist. Die Ursache für Leid liegt in uns, und somit ebenfalls der Weg, es zu überwinden. Da dies so ist, scheint es nur logisch, daß wir unsere Situation ausnutzen und hart daran arbeiten sollten. Dharma ist für jeden, jung und alt, Mann und Frau. Es gibt keine Einschränkungen, wer Dharma anwenden darf. Wenn jemand krank ist und eine wirksame Arznei zur Hand hat, wäre er dumm, wenn er sie nicht einnähme. Oder wenn jemand Eisen möchte und Eisenerzberge besitzt, sollte er sich natürlich bemühen, das Erz zu reinigen und Eisen daraus zu gewinnen. Genauso wie jemand Eisenerz schmelzen und Eisen daraus gewinnen kann und dann aus diesem Eisen zahllose verschiedene Dinge herstellen kann, so können auch wir mit unserem Geist die Essenz aus unserem Leben ziehen und Dharma anwenden, um unser Leid zu beseitigen. Es ist sehr wichtig, daß Sie sich an das, was ich gesagt habe, erinnern und darüber nachdenken, indem Sie es mit Ihrer eigenen Erfahrung vergleichen. Lassen Sie sich nicht entmutigen von irgendwelchen Schwierigkeiten, denen Sie begegnen. Seien Sie lieber froh darüber, daß Sie für einen so bedeutungsvollen und heilsamen Zweck, die Anwendung von Dharma, diese Anstrengung machen und diese Schwierigkeiten erfahren können.
Solange wir in diesem bedingten Dasein kreisen, gibt es keine Möglichkeit für wahres und bleibendes Glück. Da dies so ist, ist es sehr wichtig, tief über unser Leiden und die Natur unserer mißlichen Lage nachzudenken. Wenn wir erkennen, daß wir leiden, müssen wir entscheiden, ob wir weiterhin leiden wollen oder nicht. Denken wir darüber nach, dann werden wir feststellen, daß niemand leiden will. Selbst Tiere versuchen, unangenehme Situationen zu vermeiden. Wenn wir beschlossen haben, daß wir nicht in diesem leidvollen Zustand weiterexistieren wollen, müssen wir uns daranmachen, ein Mittel zu finden, um uns zu befreien. Es genügt nicht, uns nur über unser Leid zu beklagen, wir müssen etwas tun, um es zu beenden.
Als erstes müssen wir die Quelle der schwierigen Lage finden. Ohne zuerst die Ursache geklärt zu haben, ist es unmöglich, unser Leid zu einem Ende zu bringen. Wenn wir von Land zu Land reisen oder sogar zu einem anderen Planeten aufbrechen, sind wir nicht in der Lage, den Sorgen zu entfliehen. Ich brauche das nicht in vielen Einzelheiten zu erklären; es ist offensichtlich, daß wir unsere Sorgen nicht hinter uns lassen nur dadurch, daß wir uns woandershin begeben. Daher müssen wir die Ursache unseres Leids finden, und dann müssen wir diese Ursache beseitigen. Dadurch wird auch ihre Wirkung von selbst ausgelöscht. Wenn unser Haus ein Loch im Dach hat und wir, anstatt das Loch zu flicken, einfach in einen anderen Raum im Haus umziehen, lösen wir nichts. Da es unsere vordringliche Aufgabe ist, uns von Leiden zu befreien, müssen wir einen Weg finden, das zu tun, und ob wir diese Methode Dharma nennen oder nicht, ist unwichtig. Wichtig ist, daß wir sie anwenden sollten.
Leid ist das Ergebnis einer Hauptursache und beitragender Umstände. Alle zusammengesetzten Phänomene unterliegen diesen zwei Faktoren. Sogar eine Blume, die im Garten draußen wächst, ist diesen Faktoren unterworfen. Ihre Hauptursache ist der Same, aus dem sie keimt, während die Umstände oder Bedingungen solche Dinge wie Sonnenschein, Dünger, die Pflege des Gärtners und so weiter sind. Dies alles fördert ihr Wachstum. Auf die gleiche Weise müssen sowohl Glück als auch Leid eine Hauptursache und beitragende Umstände haben, genauso wie eine schöne Blume und ein giftiges Unkraut beide jeweils einen Samen und die richtigen, ihrem Wachstum förderlichen Umstände haben müssen. Wenn wir einen Garten frei von häßlichem Unkraut haben möchten, müssen wir die Samen loswerden, die verursachen, daß Unkraut wächst. Wenn wir glücklich sein möchten, müssen wir den Ursachen für Leid ein Ende setzen.
Die Beseitigung der Ursache von Leid und das Wachsen und die Entwicklung von Glück hängen ganz von unserer eigenen Anstrengung ab. Durch die Verbindung der Kraft des Dharma und unserer eigenen Anstrengung in der Anwendung können alle Ziele erreicht werden. Aber ohne diese persönliche Anstrengung vermag das Dharma, obwohl es sehr wirkungsvoll sein kann, die Wurzel des Leids nicht auszureißen. Es ist ähnlich einer sehr ausgeklügelten Maschine, die, obwohl sie sehr leistungsfähig sein mag und fähig, zahllose Aufgaben zu erfüllen, doch überwacht werden muß. Ohne jemanden, der sie bedient, wird eine Maschine auch mit ihrer ganzen Vielseitigkeit nichts herstellen können. Erst durch die Verbindung von Mensch und Maschine ist Produktion möglich. Solche Beispiele dürften es leichter machen, diesen Punkt zu verstehen.
Alles Leid und Glück, das wir erfahren, hat eine Ursache. Die Ursache für Glück sind heilsame Handlungen, und die Ursache für Leid sind unheilsame Handlungen. Da wir in der Vergangenheit unheilsame Handlungen ausgeführt haben, haben wir die Ursachen für unser jetziges und zukünftiges Leid zusammengetragen. Wären die Ursachen nicht vorhanden, gäbe es keine Möglichkeit, daß eine Wirkung entsteht. Diese gleichen Bedingungen gelten ebenso für Glück. Wenn wir heilsame Handlungen ausführen, werden wir, weil sie die Ursache für Glück sind, später ihre Frucht erfahren. Es gibt keinen anderen Weg, auf dem Erfahrungen zustande kommen können. Sie sind einzig von ihren spezifischen Ursachen abhängig. Unser Leid und unser Glück entstehen als Folge unserer eigenen Handlungen.
Manche von Ihnen möchten vielleicht wissen, warum Sie sehr viel gelitten haben, obwohl Sie keine besonders schlechten Handlungen begangen haben. Es kann stimmen, daß wir in diesem Leben keine schlechten Handlungen ausgeführt haben, aber aller Wahrscheinlichkeit nach haben wir das in früheren Leben getan, und das Leid, das wir jetzt durchmachen, ist ein Ergebnis dieser Handlungen. Wenn wir von vergangenen und zukünftigen Leben zu sprechen beginnen, mag das jemandem, der diese Auffassung nicht versteht, Schwierigkeiten bereiten. Aber ich werde im weiteren Verlauf mehr darüber erklären. Die Tatsache, daß wir als menschliche Wesen geboren wurden, hängt von den guten Handlungen ab, die wir in früheren Leben ausgeführt haben. Die Auffassung ist vielleicht schwer zu verstehen, aber sie stützt sich auf dasselbe Naturgesetz, das bestimmt, daß aus einer Tulpenzwiebel eine Tulpe wächst, während aus einer Iriszwiebel eine Iris wächst. Die Hauptursache unserer Wiedergeburt als menschliches Wesen waren unsere eigenen heilsamen Handlungen. Einer der begleitenden Umstände waren unsere Eltern. Die Hauptursache der Tulpe war ihre Zwiebel; die Umstände waren Sonne, Erde und Wasser. Der Hauptpunkt hier ist, daß bestimmte Ursachen bestimmte Wirkungen hervorbringen.
Die Unterweisungen werden nun komplizierter, und manche von Ihnen finden es vielleicht schwieriger, sie zu verstehen. Aber in dem Maß, in dem die Themen komplizierter werden, müssen wir uns mehr anstrengen und tiefer darüber nachdenken.