Читать книгу Schatz des Dharma - Gesche Rabten - Страница 17
Karma
ОглавлениеDas Sanskritwort für Handlung heißt Karma. Es gibt verschiedene Arten von Karma oder Handlungen, von denen einige nicht eine Ursache für bedingtes Dasein (Skt. Samsara) sind, aber hier sprechen wir von Karma, das eine solche Ursache darstellt. Dieses Karma ist in zwei Arten unterteilt, in werfendes Karma und vervollständigendes Karma. Wie diese beiden Arten nötig sind, können wir am Beispiel einer menschlichen Wiedergeburt sehen. Werfendes Karma bestimmt die Wiedergeburt als Mensch, und vervollständigendes Karma bestimmt die Umstände im Leben dieser Person. Heilsame Handlungen wie reines ethisches Verhalten, zum Beispiel nicht zu töten oder nicht zu stehlen oder andere schädliche Handlungen zu vermeiden werden zur werfenden Ursache für eine menschliche Wiedergeburt. Solche Handlungen bestimmen die Art der Geburt. Aber wenn man als ein menschliches Wesen geboren worden ist, gibt es viele Aspekte im Leben, die durch das vervollständigende Karma bestimmt werden. Die Anwendung des Gebens erzeugt die vervollständigende karmische Ursache für eine Person, deren Bedürfnisse befriedigt werden. Die Anwendung von Geduld erzeugt die vervollständigende karmische Ursache für einen attraktiven und gesunden Körper, während anderen zu helfen, wenn sie krank sind, und andere aus Gefahr zu retten die Ursache ist für ein Leben ohne Krankheit oder andere körperliche Probleme. Bescheidenheit erzeugt die vervollständigende karmische Ursache dafür, daß man von anderen geachtet wird, und das Vermeiden von Lügen ist die Ursache dafür, daß einem geglaubt wird.
Diese Gedanken mögen Zweifel in Ihrem Geist hervorrufen. Vielleicht denken Sie, daß der Wohlstand, den Sie genießen, das Ergebnis Ihrer eigenen Anstrengungen ist. „Als ich jung war, wählte ich einen Beruf, und ich habe gearbeitet für das, was ich erreicht habe.“ Tatsächlich sind die Tätigkeit und die Früchte unserer Arbeit Umstände für das, was wir erreichen. Die Hauptursache sind jedoch frühere Handlungen. Durch eine Verbindung dieser Hauptursache, die in früheren Leben erzeugt wurde, und persönlicher Anstrengung in diesem Leben erlangt man Wohlstand und Glück. Wenn wir diese Hauptursache außer acht lassen und denken, daß Umstände allein die gegenwärtigen Erfahrungen erzeugen können, wird es schwierig, zu erklären, warum die Bemühungen mancher Leute, wenn sie genauso hart arbeiten wie andere, nicht die gleiche Wirkung erzeugen. So müssen wir, wenn wir uns für die Zukunft wirkliches Glück wünschen, jetzt beginnen, den Grund dafür vorzubereiten.
Lassen Sie uns das nun vom Gesichtspunkt unheilsamer Handlungen aus betrachten. Es gibt zum Beispiel Menschen, die in sehr armen Ländern geboren sind und deren Leben voll Mühe ist. Diese Schwierigkeiten sind ein Ergebnis früherer Handlungen. Natürlich haben sie in der Vergangenheit heilsame Handlungen angesammelt, wie zum Beispiel reines ethisches Verhalten, so daß sie als Mensch geboren wurden. Aber trotzdem wurden sie in schwierige Umstände hineingeboren. Das ist ein Resultat ihres vervollständigenden Karmas. In früheren Leben zeigten sie Geiz und große Anhaftung an ihre Besitztümer, und es mangelte ihnen stets an Großzügigkeit und Freigebigkeit. Als Folge davon leiden sie nun unter Mangel. Reichtum ist ein Resultat von Großzügigkeit, während Armut ein Resultat von Geiz ist. Manche Leute, die als Mensch geboren werden, können ein unansehnliches Äußeres oder einen schwachen und gebrechlichen Körper haben. Ihre menschliche Geburt ist ein Ergebnis heilsamer Handlungen, aber weil es ihnen in früheren Leben an Geduld fehlte oder sie starken Haß empfanden, hatte ihr vervollständigendes Karma einen häßlichen, mißgebildeten oder schwächlichen Körper zur Folge. So wie Geduld die zukünftige karmische Frucht von Schönheit erzeugt, verursacht Haß das Gegenteil. Wenn wir in Zukunft also schön sein möchten, müssen wir jetzt damit beginnen, Geduld zu üben. Bei jemandem, der ständig Gefahr, Mühe und viele Mißgeschicke wie Krankheit oder Unfälle in seinem Leben erfährt, reifen die Wirkungen seines vervollständigenden Karmas, das dadurch erzeugt wurde, daß er die Leben anderer störte, gefährdete und ihnen schadete.
Wir denken vielleicht, daß die schlechte Gesundheit einer Person daher rührt, daß sie nicht für sich sorgt – das ist wieder ein beitragender Faktor. Wir können auch Beispiele in bezug auf die Rede eines Menschen finden. Was auch immer manche Leute sagen, selbst wenn sie nicht besonders redegewandt sind, es wird geglaubt, und andere vertrauen ihnen. Dies ist ein Resultat früherer heilsamer Handlungen. Ein gutes Karma der Rede ist durch solche Handlungen erzeugt worden, wie stets die Wahrheit zu sagen und Lügen und Geschwätz zu vermeiden. Die Fähigkeit einer solchen Person, mit ihrer Rede in anderen Vertrauen zu erwecken, ist ein Ergebnis dieser heilsamen Handlungen. Andererseits kommt es vor, daß eine redegewandte und aufrichtige Person nicht in der Lage ist, Leute dazu zu bringen, daß sie glauben, was sie sagt. Das ist ein Ergebnis von vervollständigendem Karma, das in früheren Leben durch Handlungen wie Lügen, Betrügen und Geschwätz angesammelt wurde.
Es gibt im Leben unzählige Situationen, die diesen ähnlich sind, und jede von ihnen ist das spezifische Resultat der Verbindung von Ursachen, die in der Vergangenheit angesammelt wurden, mit Umständen, die in der Gegenwart auftreten. Alle Arten von Situationen können auf diese Weise entstehen. Da wir alle ein glückliches und zufriedenes Leben führen wollen, ist es außerordentlich wichtig, daß wir, solange wir jetzt die Gelegenheit haben, die Ursachen für Glück zu setzen, sehr vorsichtig mit unseren Handlungen sind und diese Gelegenheit nutzen. Wenn wir in der Zukunft alles zum Leben Nötige im Überfluß haben möchten, eine gute Gesundheit und gutes Aussehen, müssen wir jetzt ein heilsames Leben führen und Großzügigkeit, Geduld und so weiter anwenden. Führen wir ein solches heilsames Leben, dann werden unsere körperlichen, sprachlichen und geistigen Handlungen nicht nur vom Standpunkt des Dharma aus gesehen Achtung verdienen, sondern auch aus einer weltlichen Sicht. Jemand, der anderen gegenüber geduldig, gütig und großzügig ist, wird von allen geschätzt. Solche Handlungen sind ein wertvoller Teil des täglichen Lebens. Führen wir ein solches Leben, dann macht es keinerlei Unterschied, ob wir es Dharma-Anwendung nennen oder nicht. Wenn zum Beispiel jemand sieht, daß das Leben eines anderen in Gefahr ist und ihm aus Mitgefühl zu Hilfe kommt, wendet er Dharma an, ob er nun an eine Religion glaubt oder nicht. Ebenso wird eine Person, die jemandem, der hungrig und durstig ist, aus Güte zu essen und zu trinken gibt, ganz natürlich in die Anwendung von Dharma hineingezogen. Ganz gleich, wie sie ihre eigenen Handlungen beurteilt, sie führt heilsame Tätigkeiten aus und wird als Folge deren Wirkung erfahren. Es gibt viele verschiedene Arten, Dharma anzuwenden. Für manche Leute kann es bedeuten, auf die Berge zu gehen, in einer Einsiedelei zu leben und ihr Leben in Meditation zu verbringen. Aber das ist nur ein Aspekt der Anwendung von Dharma. Unter anderen zu leben, ein heilsames Leben zu führen und aus einem gütigen und mitfühlenden Herzen heraus zu helfen, Bedürfnisse zu befriedigen, ist eine gleicherweise wertvolle Anwendung.
Genauso wie die heilsamen und unheilsamen Handlungen einer einzelnen Person Glück und Leid zur Folge haben, kann es vorkommen, daß ein ganzes Land sich eines hohen Lebensstandards erfreut, während ein anderes unter großen Entbehrungen leidet. Solche Situationen entstehen wieder als ein Resultat des gemeinsamen oder kollektiven Karmas der Menschen, die an einem bestimmten Ort geboren werden. Länder, in denen die ganze Bevölkerung an Armut und Hunger leidet, sind Beispiele für Resultate kollektiven Karmas, das eine große Zahl von Menschen betrifft.
Solange die Ursachen und Umstände für Leid in uns existieren, werden wir es, obwohl wir nicht leiden möchten, ebensowenig verhindern können, wie wir eine Blume am Wachsen hindern können, wenn alle notwendigen Ursachen und Umstände vorhanden sind. Wenn wir einen Samen in gute Erde pflanzen, ihn düngen, gießen und ihm erlauben, reichlich Sonne zu bekommen, werden wir sein Wachstum nicht hindern können, es sein denn, wir graben ihn aus.