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Alexander von Humboldt
ОглавлениеAlexander von Humboldt, geboren am 14. September 1769 in Berlin, gestorben am 6. Mai 1859 ebenda.
Über Humboldts Amerika-Reise mit dem kurzen Aufenthalt auf Teneriffa ist schon mehr geschrieben worden, als von ihm selbst. Deshalb hier nur eine kurze Übersicht.
Die Zitate sind alle aus der 1815 erschienenen Übersetzung.
„Den 17. des Morgens [Juni 1799] war der Horizont neblich und der Himmel leicht mit Dünsten überzogen... Wir benutzten das Boot, um das Land [die Insel Graciosa] kennen zu lernen, welches den Umkreis einer weiten Bay schloss. Nichts kann das Gefühl ausdrücken, welches ein Naturforscher empfindet, wenn er zum erstenmal einen Boden berührt, der nicht europäisch ist.“
Alexander von Humboldt 1769 - 1859 Naturforscher
Am 19. Juni ging er in Santa Cruz auf Teneriffa an Land. „Wir verließen die Reede von Sainte-Croix den 25. Junius abends und richteten unsern Lauf gegen das südliche Amerika.“ Das war 1799.
1814 erschien in Paris unter dem Titel VOYAGE DE HUMBOLDT ET BONPLAND. PREMIERE PARTIE. RELATION HISTORIQUE der berühmte Reisebericht, als Teil des vielbändigen Reisewerkes VOYAGE AUX REGIONS EQUINOXIALES DU NOUVEAU CONTINENT. Natürlich in Französisch, der Sprache, in der seine Freunde um ihn herum sprachen. Eine deutsche - selbstverständlich vollständige - Übersetzung erschien 1815 in der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart, der bis 1832 auch alle anderen Teile der RELATION HISTORIQUE folgten. Leider hatte der Verlag Humboldt nicht gefragt und im Titel war der Druck nicht als Übersetzung genannt. Humboldt war schockiert, in Deutsch hätte er auch schreiben können und besser als diese Übersetzung, die holprig ist und an Stellen sogar fehlerhaft. Die Übersetzung wurde lange ignoriert. Sie stammte von Therese Heyne-Forster-Huber (1764 - 1829), Tochter des Philologen Christian Gottlob Heyne, Göttingen. Sie heiratete 1785 Georg Forster, (1754 - 1794), der Cook auf der ,Resolution’ auf seiner zweiten Weltumseglung begleitete. Nach Georg Forsters Tod heirate sie Ludwig Ferdinand Huber, den Sohn von Michael Huber, der die deutsche Literatur durch seine Übersetzungen in Frankreich bekannt machte.
Nach dem Tode von Alexander von Humboldt erschien - wieder bei Cotta - ALEXANDER VON HUMBOLDTS REISE IN DIE AEQUINOCTIAL-GEGENDEN DES NEUEN CONTINENTS. In deutscher Bearbeitung von Hermann Hauff. Und diesmal durfte der Bruder des Märchendichters hinzufügen: „Nach der Anordnung und unter Mitwirkung des Verfassers. Einzige von A. v. Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprache.“ Die Hauffsche Ausgabe ist stark gekürzt. So fehlt vom 1. Kapitel etwa ein Sechstel des Textes, darunter die wichtige Liste der mitgeführten Instrumente; vom zweiten Kapitel fehlt ein Drittel; das achtundzwanzigste Kapitel mit dem berühmten POLITISCHEN VERSUCH ÜBER DIE INSEL CUBA fehlt gänzlich und das neunundzwanzigste Kapitel ebenfalls. Auch sie enthält eine Vielzahl von Fehlern und Ungenauigkeiten.
Soweit zur Literaturgeschichte. Nun zum Aufenthalt auf den Kanarischen Inseln und seiner Beschreibung.
„Diese Methode, die Natur in der Gesammtheit ihrer Beziehungen zu betrachten, schadet ohne Zweifel dem schnellen Gang, welcher einem Reisejournale zukommt; aber ich dachte, in einem Bericht, dessen Hauptzweck die Beförderung physikalischer Kenntnisse ist, müsse jede andere Betrachtung denen der Belehrung und der Nützlichkeit untergeordnet sein. Durch die Isolierung der Tatsachen geschah es, dass sonst schätzbare Reisende so viele falsche Ideen über die vergeblichen Kontraste der Natur in Afrika, in Neuholland und auf dem Rücken der Cordilleren veranlasst haben. Es verhält sich mit den großen geologischen Phänomenen wie mit den Formen der Pflanzen und Tiere. Die Bande, welche diese Phänomene vereinigen, die Beziehungen, welche unter so verschiedenen Formen organischer Wesen existieren, offenbaren sich nur dann, wenn man gewohnt ist, die Erde im Ganzen zu betrachten und wenn man mit einem Blick die Zusammensetzung der Gebirgsarten, die Kräfte welche sie verändern und die Produkte des Bodens in den entferntesten Gegenden umfasst.“
Den Zusammenhang der Dinge und Erscheinungen lässt er nie aus dem Auge. Als die ,Pizarro’, das Schiff, das ihn von Spanien nach Amerika brachte, zwischen Alegranza und Montana Clara fuhr, musste das Senkblei ausgeworfen werden. „Wir fanden 25 und 32 Faden Tiefe. Das Blei brachte eine organische Substanz von so sonderbarer Struktur mit herauf, dass wir lange zweifelhaft waren, ob es ein Zoophyte oder eine Art von Tang sei.“ Haeckel wird sich 1866 daran erinnern. Humboldt bemerkt den mangelnden Einfluss des Sonnenlichts in der Tiefe und fragt nach anderen Ursachen für die sattgrüne Farbbildung der Alge.
Auf der weiteren Fahrt nach Teneriffa macht er sich Gedanken über die Meeresströmungen, den Dichteverhältnissen des Wassers, den Winden. Dann folgen Ausführungen über die Sichtbarkeit von Gegenständen, namentlich des Pic de Teyde, die Durchsichtigkeit der Luft, Refraktion, Kontrastwirkung, Schwächung des Lichts bei Durchgang durch die Schichten der Atmosphäre, Sicherheit der Schifffahrt.
Vor Teneriffa hatte er Muße zu den nötigen Beobachtungen, um die geographische Länge des Hafendamms von Santa Cruz und die Neigung der Magnetnadel zu bestimmen, Messungen, die er nie unterließ. So konnte er die Veränderung der magnetischen Kraft vom Norden zum Äquator nachweisen. Auf dem Weg von St. Cruz nach Laguna, untersuchte er den Basalt und verglich ihn mit dem der Somma am Vesuv.
„Teneriffa ... nimmt ... an den Schönheiten Teil, welche die Natur in den Äquinoktial-Ländern verschwendet hat. Die Vegetation entwickelt hier schon einige ihrer schönsten und imposantesten Formen, jene der Bananen und Palmen. Der für die Schönheiten der Natur empfängliche Mensch findet auf dieser herrlichen Insel noch mächtigere Hilfsmittel als das Klima. Kein Aufenthalt scheint mir geeigneter, die Schwermut zu verscheuchen und einem schmerzhaft ergriffenen Gemüt seinen Frieden wieder zu geben, als der von Teneriffa und von Madera. Diese Vorteile sind nicht bloß die Wirkung der schönen Lage und der Reinheit der Luft; man verdankt sie noch besonders der Abwesenheit der Sklaverei, deren Anblick in beiden Indien und überall so empörend ist, wo die europäischen Kolonisten das hingebracht haben, was sie ihre Aufklärung und ihre Industrie nennen.“
Und dann kommt es, das Zitat aller Humboldt-Zitate: „Wenn man in dem Tal von Tacoronte hinabsteigt, kommt man in jenes herrliche Land, von welchem die Reisenden aller Nationen mit so vielem Enthusiasmus gesprochen haben. Ich habe unter der heißen Zone Gegenden gefunden, wo die Natur noch majestätischer und reicher in der Entwicklung organisierter Formen ist; aber nachdem ich die Ufer des Orinoco, die Cordilleren von Peru und die schönen Täler von Mexico durchwandert habe, bekenne ich, nirgends ein mannigfaltigeres anziehenderes und in der Verteilung der Massen von Grün und Felsen harmonischeres Gemälde gesehen zu haben.“
Und: „Die Bevölkerung dieser Küste ist sehr bedeutend und scheint es noch mehr zu sein, weil die Häuser und Gärten von einander entfernt sind, wodurch die Schönheit der Gegend noch vermehrt wird. Unglücklicherweise entspricht der Wohlstand der Einwohner weder den Anstrengungen ihres Fleißes, noch den Vorteilen, womit die Natur diese Gegend überhäuft zu haben scheint. Diejenigen, welche das Feld bebauen, sind im Allgemeinen nicht die Eigentümer: die Frucht ihrer Arbeit gehört dem Adel und die nämlichen Feudalrechte, welche so lange das Elend über ganz Europa verbreiteten, hindern noch das Glück des Volkes auf den canarischen Inseln.“
Beim Aufstieg zum Pic, am 21. Juni, sah er die Pflanzen nach Zonen geordnet, je nachdem die Wärme der Atmosphäre mit der Höhe der Lage abnimmt. „In ihrem jetzigen Zustand bietet die Insel Teneriffa ... fünf Pflanzen-Zonen dar, welche man mit dem Namen der Region der Weinstöcke, Region der Lorbeern, Region der Tannen, Region des Retama und Region der Gräser bezeichnen kann.“ Humboldt bemerkt dazu, er habe „zum Teil dieses Gemälde der Vegetation, der canarischen Inseln nach den geschriebenen Bemerkungen des Hrn. Broussonet gewählt“. Diese Einteilung der Vegetationszonen wird dann von späteren Wissenschaftlern in der Pflanzengeographie weiter benutzt und präzisiert.
Nach dem Halt an einer schönen einzeln stehenden Tanne, an der sie sich mit Wasser versahen, folgt ein Exkurs über die Übereinstimmung von barometrischen und thermometrischen Messungen und der Bildung von Quellen. An der Eishöhle angekommen, erwähnt er frühere Versuche zur Bestimmung der Temperatur des siedenden Wassers, die er mit seinen Ergebnis aus Santa-Fe de Bogota vergleicht.
„Ich wünschte genau den Augenblick des Aufgangs der Sonne in einer so beträchtlichen, Höhe, wie die, welche wir auf dem Pic erreicht hatten, beobachten zu können... Wir bemerkten den ersten Rand um 4St 48' 55" wahrer Zeit und was merkwürdig ist, der erste leuchtende Punkt der Scheibe berührte unmittelbar die Grenze des Horizonts; folglich sahen wir den wahren Horizont, d. h. einen Teil des Meers, in einer Entfernung von mehr als 43 Meilen.“ Dies ist natürlich auch ein Hinweis auf die Entfernung, aus der man den Pic sehen kann.
„Ich habe nun die äußere Struktur des Pics und die Zusammensetzung seiner vulkanischen Produkte von der Gegend der Küsten bis an den Gipfel des Piton untersucht: ich habe mich bemüht diese Untersuchungen anziehend zu machen, indem ich die Erscheinungen, welche der Pic von Teneriffa darbietet, mit denen verglich, welche man in anderen Gegenden beobachtet, deren Boden ebenfalls durch unterirdische Feuer untergraben ist.“ Er vergleicht Form und Struktur des Pic-Kraters mit Kratern des Vesuvs, des Pichincha, des Cotopaxi und schreibt: „Diese Struktur ist so verschieden, als die vulkanischen Erscheinungen selbst; und, um sich zu geologischen Begriffen zu erheben, welche der Größe der Natur würdig sind, muss man den Gedanken aufgeben, dass alle Vulkane nach dem Muster des Vesuvs und jenem von Stromboli und von dem Ätna gebildet sind.“ Dann folgen Mutmaßungen über die Chemie der aus dem Pic austretenden Dämpfe und den Windrichtungen. Auf dem Pic blies der Wind „von Westen und war folglich dem entgegengesetzt, der während einem großen Teil des Jahrs die warme Luft, welche sich über den brennenden Wüsten Afrikas erhebt, nach Teneriffa führt.“ Später nannte man dieses Phänomen Antipassat.
Die Natur der Vulkane war Humboldt trotz Freiberger Schule noch fast unbekannt und deswegen höchst anziehend.
Er stellt Fragen. „Ist der konische Berg eines Vulkans ganz von Materien gebildet, welche durch wiederholte Ausbrüche geschmolzen und aufgehäuft wurden, oder enthält er in seinem Mittelpunkt einen Kern von Urfelsen, welche mit Laven bedeckt sind, die selbst wieder das nämliche durchs Feuer veränderte Urgebirg sind? Welches sind die Bande, welche die Produkte der neuen Vulkane an die Basalte, an die Phonoliten und an jene Porphyre mit einer Grundlage von Feldspat ohne Quarz anknüpfen, welche die Cordilleren von Peru und Mexico, so wie die kleine Gruppe der Monts-dores, des Cantal und des Mezen in Frankreich bedecken? Wurde der Zentral-Kern der Vulkane an seiner Stelle erhitzt und während eines Zustands von Erweichung durch die elastischen Dünste erhoben, ehe diese Flüssigkeiten durch einen Krater mit der äußeren Luft in Verbindung standen? Welches ist die Substanz, die seit Tausenden von Jahren diesen bald so langsamen, bald so tätigen Brand unterhält? Wirkt diese unbekannte Ursache in einer unermesslichen Tiefe, oder findet der chemische Prozess in den sekundären, dem Granit aufgelagerten, Felsen statt?“ Der Sauerstoff wurde keine dreißig Jahre vorher entdeckt, seine Bedeutung für die Verbrennung vor zwanzig Jahren.
Er ist enttäuscht: „Nachdem man die vulkanischen Erscheinungen an Ort und Stelle untersucht hat, erscheinen sie isolierter, veränderlicher und noch dunkler, als man sich vorstellt, wenn man die Berichte der Reisenden zu Rate zieht... Wenn man über die geringen Fortschritte nachdenkt, welche die Arbeiten der Mineralogen und die Entdeckungen in der Chemie für die physische Geologie der Vulkane hervorbrachten, so kann man sich einer unangenehmen Empfindung nicht erwehren: sie ist es besonders für diejenigen, welche, indem sie die Natur in verschiedenen Klimaten fragten, mehr mit den Problemen beschäftigt sind, welche sie nicht auflösen konnten, als mit der kleinen Anzahl von Resultaten, welche sie erhalten haben.“
Er sieht Umgestaltungen. „... der Umstand, dass die Obsidiane des Pics durch einen Krater ausgeworfen wurden, der seit Jahrhunderten kein Feuer ausgespieen habe, begünstigen die Meinung, dass die vulkanischen Gläser überall, wo man sie antrifft, als von sehr alter Entstehung angesehen werden müssen.“
Und immer wieder die Frage nach dem Urgestein und seiner Umformung, der Bildung der Vulkane. „Wenn man die Umstände untersucht, welche die Entstehung der neuen Insel in dem Archipel der Azoren begleiteten, ... so sieht man, dass diesen außerordentlichen Ausbrüchen gewöhnlich ein Aufheben der erweichten Erdrinde vorangeht. Felsen erscheinen über den Wassern, ehe die Flammen ausbrechen und die Lava aus dem Krater ausfließt; man muss zwischen dem aufgehobenen Kern und dem Haufen von Laven und Schlacken unterscheiden, welche allmählich die Größe desselben vermehren... Alles deutet darauf hin, dass die physischen Veränderungen, deren Andenken die Tradition erhalten hat, nur ein schwaches Bild der gigantischen Katastrophen sind, welche den Bergen ihre jetzige Form gegeben, die Schichten der Felsen in ihrer Lage verändert und die Seemuscheln auf den Gipfeln der Alpen begraben haben.“
Und er sieht seine Grenzen. „Ich könnte diese geologischen Bemerkungen mit der Untersuchung beendigen, was der brennbare Stoff sei, der seit Tausenden von Jahren das Feuer des Pics von Teneriffa unterhält; ich könnte untersuchen, ob es das Sodium und das Potassium ist, oder die metallischen Basen der Erden, oder Verbindungen von Kohle und Wasserstoff, oder reiner, oder mit Eisen verbundener Schwefel, was in den Vulkanen brennt; aber da ich mich auf dasjenige beschränken wollte, was Gegenstand einer direkten Beobachtung sein kann, werde ich es nicht unternehmen, ein Problem aufzulösen, zu welchem uns noch die hinreichenden Tatsachen fehlen.“ Nicht die Chemie brachte Auflösung, es mussten andere Energiequellen entdeckt werden.
Alexander von Humboldt analysiert die Gesteine, deren Veränderungen, die Luft darüber und die Menschen, die den anbaufähigen Boden nutzen. Die Menschen vergisst er nie.
Nach der Anlandung in St. Cruz. „Der erste Gegenstand, der unseren Blicken auffiel, war eine Frau von hagerer Statur, sehr dunkler Farbe und schlecht gekleidet, welche man die Capitana nannte. Sie war von mehreren anderen begleitet, deren Aufzug nicht anständiger war. Alle verlangten dringend, an Bord des PIZARRO zugelassen zu werden, welches ihnen natürlicher Weise nicht zugestanden wurde. In diesem Hafen, welcher von den Europäern so häufig besucht wird, nimmt die Entartung der Sitten die Form der Ordnung an. Die Capitana ist ein Anführer, von den übrigen ihres Standes erwählt, über die sie ein großes Ansehen ausübt. Sie hindert das, was dem Dienst der Schiffe schaden könnte, sie nötigt die Matrosen, an den ihnen vorgeschriebenen Stunden auf ihr Schiff zurück zu kehren; und die Offiziere wenden sich an sie, wenn man befürchtet, dass jemand von der Mannschaft sich verberge, um zu desertieren.“
„Die Wurzel der Pteris aquilina dient den Einwohnern von Palma und Gomera zur Nahrung, sie pulvern dieselbe und mischen etwas Gerstenmehl darunter. Diese Mischung führt geröstet den Namen Gofio; und der Gebrauch einer so rohen Speise beweist das große Elend des niederen Volks auf den canarischen Inseln.“
Er fragt, „was ist aus den Guanen geworden, deren Mumien allein, in Höhlen begraben, der Zerstörung entgangen sind?“ Und antwortet: „Die christliche Religion, welche in ihrem Ursprung so mächtig die Freiheit der Menschen begünstigte, diente der Habsucht der Europäer zum Vorwande. Jeder Einzelne, der vor empfangener Taufe gefangen gemacht wurde, war Sklave. In dieser Epoche hatte man noch nicht zu beweisen versucht, dass die Schwarzen eine Zwischen-Rasse zwischen dem Menschen und den Tieren bilden: der braune Guane und der afrikanische Neger wurden zugleich auf dem Markt von Sevilla verkauft, ohne dass man die Frage untersuchte, ob die Sklaverei allein auf Menschen mit schwarzer Haut und krausen Haaren lasten müsse... Es ist tröstlich zu denken, dass die Weißen nicht immer verschmäht haben, sich mit den Eingeborenen zu vermischen.“
Von ,glücklichen Inseln’ will er nichts wissen. „Wenn die Völker ermüdet von den Genüssen des Geistes, in der Verfeinerung der Sitten nur den Keim moralischer Verderbnis erblicken, so schmeichelt ihnen der Gedanke, dass in einer fernen Gegend, in der ersten Morgenröte der Zivilisation, die entstehenden Gesellschaften eines reinen und beständigen Glücks genießen.“
Ökonomisch-politische Untersuchungen nahm er nicht in seinem Werk auf, da mehrere Gelehrte die kanarischen Inseln nach ihm besuchten und ihre Ergebnisse mit viel Genauigkeit in Werken auseinander gesetzt hatten, die vor dem seinigen bekannt gemacht wurden. „Es schien uns, die Natur habe in diesem Archipel, wie in allen gebirgigen und vulkanischen Ländern ihre Wohltaten sehr ungleich verteilt. Die canarischen Inseln leiden im Durchschnitt Mangel an Wasser; aber überall, wo es Quellen, künstliche Wässerungen oder häufige Regen gibt, ist der Boden von der größten Fruchtbarkeit. Das niedere Volk ist arbeitsam, aber seine Tätigkeit entwickelt sich mehr in entlegenen Kolonien als auf Teneriffa, wo es Hindernisse vorfindet, welche eine weise Verwaltung allmählich entfernen könnte. Die Auswanderungen werden sich vermindern, wenn man dahin gelangt, die unbebauten Domainengüter unter Privatpersonen zu verteilen, diejenigen zu verkaufen, welche an Majorate großer Familien gebunden sind und nach und nach die Feudalrechte aufzuheben.“
„Die Canarier gefallen sich darin, ihr Land als einen Teil des europäischen Spaniens zu betrachten. Sie haben wirklich die Reichtümer der castilischen Literatur vermehrt. Die Namen eines Clavijo, Verfassers des Pensador, eines Viera, eines d’Yriarte und eines Bethencourt sind ehrenvoll in den Wissenschaften und in der Literatur bekannt; das canarische Volk ist mit jener Lebhaftigkeit der Einbildungkraft begabt, welche die Einwohner von Andalusien und Granada auszeichnet und es ist zu hoffen, dass die glücklichen Inseln, wo der Mensch, wie überall, die Wohltaten und Strenge der Natur erfährt, eines Tags durch einen eingeborenen Dichter würdig besungen werden.“
AUTOREN
Humboldt, Alexander von
Reise in die Äquinoktialgegenden des Neuen Kontinents; Aus dem Französischen übersetzt von Th. Heyne; 1815 - 1832; 6 Teile; Stuttgart
Reise in die Äquinoktialgegenden des Neuen Kontinents; Aus dem Französischen übersetzt von H. Hauff, 4 Bde.; 1859 - 1860; Stuttgart