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Der Garten – Ein unheimliches Gefühl

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Meine Erinnerung an all die Geschehnisse im Krieg reichen zurück bis zu meinem dritten Lebensjahr. Ich konnte mich auch daran entsinnen, sehr unglücklich gewesen zu sein, nicht bis zur Türklinke hinaufreichen zu können, um diese zu öffnen. Mit knapp sechs Jahren hatte ich dann mein erstes intuitives Erlebnis.

Ich verbrachte viel Zeit in unserem Garten. Eigentlich war es eine Grünfläche, die in vier einzelne Parzellen aufgeteilt war.

Mein ganzer Stolz war der Sandkasten darin. Die anderen drei Hälften teilten sich unsere Mitbewohner. Erreichbar war der Garten über ein großes Eisentor mit hohen Spitzen. Wir verschlossen es immer sorgfältig, wenn wir ihn verließen.

Es war gegen Mittag. Keine Menschenseele irgendwo. Nachdem ich aufgesperrt hatte, ging ich schnurstracks zu meinem Sandkasten, doch auf einmal überkam mich ein ganz mulmiges Gefühl. Ich nahm den Schlüssel und versperrte das Tor von innen. Das hatte ich noch nie gemacht. Dann konzentrierte ich mich wieder auf den Sandkasten, bis mein Blick erneut auf das Tor fiel.

Dort sah ich einen Russen mit einem Offiziersmantel, der sich an dem Schloss zu schaffen machte, um in den Garten zu kommen. Er versuchte sogar, über den Eisenzaun zu klettern, blieb aber mit seinem Mantel an den hohen Spitzen des Zaunes hängen. Ich spürte instinktiv, dass er nichts Gutes im Sinn hatte, und mir war klar, ganz egal wie laut ich geschrien hätte, keiner hätte mich gehört. Nach einer gefühlten Unendlichkeit gab der Mann endlich auf und verschwand.

Unser anderer Nachbar war ein Deutscher, der eine Lederbekleidungsfabrik besaß. Viele russische Offiziere fuhren in ihren Militärwagen bei ihm vor, um sich neue Ledermäntel von ihm machen zu lassen. Uns Kindern schenkten die Soldaten ab und zu Speck.

Ein Junge aus dem Haus war recht frech und warf in unserem Beisein einen Stein in die Scheibe eines Wagens. Der Fahrer schlief derweil am Steuer, während der Offizier drinnen Maß nehmen ließ. Die Scheibe zersplitterte und wir rasten um unser Leben.

Es gab einen Schuppen hinter dem Haus. Der gehörte einem Klempner. Dahinter, ein wenig abseits, lag ein weiterer. Dort stand ein alter An­hän­ger, in dem eine alte Plane lag, unter der wir uns verkrochen. Die Soldaten waren uns den ganzen Weg gefolgt und standen nun fluchend vor unserem Versteck. Uns blieb fast der Atem stehen. Wer weiß, was sie mit uns gemacht hätten, wir wollten es uns gar nicht vorstellen.

Wir atmeten auf, als sie nach einer Weile verschwanden.

Am darauffolgenden Tag trafen die Offiziere in aller Herrgottsfrüh ein, alle Türen des Büros des Lederfabrikanten standen offen, keiner war zu sehen.

Die Familie hatte unbemerkt alles stehen und liegen lassen und war heimlich in der Nacht mitsamt der achtzigjährigen Großmutter in den Westen geflüchtet.


Gabriele mit Nachbarskindern und dem Dienstmädchen Gudrun

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