Читать книгу Die Geologie Europas - Graham Park - Страница 6
ОглавлениеVorwort
Der geologische Bau Europas ist – im Detail betrachtet – äußerst kompliziert, und bei Reisen durch den Kontinent begegnet man mit großer Wahrscheinlichkeit einer bemerkenswerten Vielfalt sehr unterschiedlicher Gesteinstypen unterschiedlichen Alters. Ein Buch, das versucht, den geologischen Bau und Werdegang Europas umfassend zu beschreiben, würde deshalb den Rahmen sprengen. Dieses Buch bemüht sich dagegen, die geologische Entwicklung dieses Kontinents so darzustellen, dass die Art und Weise sichtbar wird, wie der heutige komplizierte Aufbau zustande gekommen ist.
Europa als geografische Einheit ist, geologisch betrachtet, vergleichsweise jung. Seine gegenwärtige Form entstand vor etwa 20 Millionen Jahren während des Höhepunkts der Alpidischen Gebirgsbildung (Orogenese). Seitdem erfuhren lediglich die Küsten – hauptsächlich durch Meeresspiegelschwankungen – noch größere Veränderungen. Vor der alpidischen Gebirgsbildung, durch die eine ganze Reihe von Gebirgen an seiner Südseite hinzukam, bestand der europäische Kontinent aus einem alten präkambrischen Kern oder Kraton. Dieser war auf drei Seiten von den Resten alter Gebirge umgeben, die auf der Nordwestseite aus der Kaledonischen Orogenese und auf der Süd- und Ostseite aus der Variszischen (Herzynischen) Orogenese hervorgegangen waren.
Dieses Buch beschreibt, wie Europa im Verlauf der Erdgeschichte aus zahlreichen Krustenteilen zusammengefügt wurde, von denen manche erhebliche Entfernungen auf dem Globus zurückgelegt haben. Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist der präkambrische Kern Europas, die sogenannte Osteuropäische Plattform. Diese resultiert selbst aus dem Zusammenschluss noch älterer Festlandmassen im Verlauf mehrerer präkambrischer Gebirgsbildungen.
Während der Kaledonischen Orogenese am Ende des älteren Paläozoikums kollidierte der ehemalige, üblicherweise als „Baltica“ bezeichnete Kontinent – mit dem Baltischen Schild (Fennoskandia) als Kern – mit der nordamerikanischen Festlandmasse unter Bildung des Großkontinents Laurussia.
Die Variszische Orogenese mit ihrem Höhepunkt gegen Ende des jüngeren Paläozoikums führte zum Zusammenschluss Nordeuropas mit einem Großteil der Kruste von Mittel- und Südeuropa, deren präkambrische Kerne zum südlichen Großkontinent Gondwana gehört hatten. Die Angliederung Sibiriens an der Ostgrenze Europas unter Auffaltung des Urals vervollständigte die Bildung des nunmehr Pangäa genannten Großkontinents.
Diese Teile Europas blieben nahezu das ganze Mesozoikum hindurch mit Nordamerika verbunden und trennten sich erst vor ungefähr 65 Millionen Jahren mit der Öffnung des Atlantiks.
Schließlich entstand im Meso- bis Känozoikum mit der Alpidischen Orogenese am Südrand Europas eine größere Anzahl von Gebirgen, darunter die Pyrenäen, die Betische Kordillere, die namensgebenden Alpen, die Karpaten, der Apennin, die Dinariden und der Kaukasus. Damit war der tektonische Zusammenschluss des europäischen Kontinents beendet.
Vom Leser wird erwartet, dass er mit den grundlegenden geologischen Begriffen und Vorstellungen vertraut ist. Mitunter weniger bekannte technische Begriffe werden durch Fettschrift hervorgehoben, wo sie zum ersten Mal im Text auftauchen und wo sie erstmals definiert werden. Sie werden zudem im Glossar am Ende des Buches erläutert. Im Anhang sind die wichtigsten geologischen Zeiteinheiten tabellarisch zusammengefasst. Da sich dieses Buch vor allem mit der tektonischen Entwicklung befasst, werden andere geologische Aspekte möglichst leicht verständlich behandelt. Für gängige Gesteine werden die alltäglichen Begriffe wie „Sandstein“ den strenger definierten Begriffen wie z.B. „Siliziklastika“ vorgezogen.
Schließlich werden im zweiten Teil der Einführung die Grundlagen der Plattentektonik erläutert, die die Bildung von Orogenen und die Entwicklung der Kontinentalkruste steuert. Erfahrenere Leser werden mit diesem Abschnitt vertraut sein und können direkt zu Kapitel 2 gehen.
Danksagung
Der Verfasser schuldet Professor John Winchester und einem anonymen Review-Leser großen Dank für viele hilfreiche Korrekturen und Vorschläge, die dieses Buch wesentlich verbessert haben. Weiterhin dankt der Verfasser seiner Ehefrau für die sorgfältige Durchsicht des Textes auf seine allgemeine „Lesbarkeit“ sowie für ihre nicht nachlassende Unterstützung.