Читать книгу Von Homer zu Jesus - Gregor Bauer - Страница 16
Schattenseiten
ОглавлениеSo anregend die Dichter und Denker der Antike auch sind: Gelegentlich sagen sie ganz unerträgliche Dinge. Homer verherrlicht die Mordbestie Achill, Platon den Totalitarismus, das Alte Testament den – unhistorischen – Völkermord an den Ureinwohnern Kanaas. Auch das Neue Testament hält so manchen unverdaulichen Brocken bereit. Zwar lebt darin eine überwältigende Liebe, die alle einschließt: Arme, Sklavinnen, „Dumme“, Versager, Ketzer, Verbrecher, Prostituierte, Kollaborateure, Feinde – alle gehören dazu. Was für ein Quantensprung in der Entwicklung der Humanität! Und doch findet sich in diesem Buch der Liebe auch die grässlichste Ausgrenzung, die sich denken lässt: die Ausgrenzung in die ewige Verdammnis.
Solche schrecklichen Seiten des antiken Erbes werden hier nicht unter den Teppich gekehrt. Doch werden sie uns nicht daran hindern, die Schätze der Vergangenheit zu heben.
Ganz gleich, wie wir uns zu den antiken Dichtern, Philosophen, Historikern, Propheten und zu Jesus stellen: Sie sind – zumindest in der westlichen Welt – die Pioniere unseres heutigen Bewusstseins. Wenn wir ihnen begegnen, begegnen wir uns selbst.