Читать книгу PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION - Greig Beck - Страница 10
Kapitel 3
ОглавлениеWaste Knot Steilwand, Süd-Dakota – 400 Höhenmeter.
Re-Evolution: 003
Ben Cartwright hing an dem Felsen. Er machte gerade eine Pause und atmete tief und bewusst ein und aus. Er drehte sich um und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Die Steilwand, an der Emma und er gerade unterwegs waren, hatte nur einen mittleren Schwierigkeitsgrad, aber sie war wirklich hoch. Dadurch bot sie einen herrlichen Blick über die umgebenden Wälder.
Ulmen, Fichten, Eschen und andere Bäume kämpften um Platz und Sonnenlicht und schufen ein mehrfarbiges Mosaik, das diese atemberaubende Aussicht prägte. Ben grinste. Alles hier sah so einladend und sicher aus, und es fühlte sich einfach heimisch an.
Er konnte nicht anders, als in Gedanken zu einer Situation zurückzukehren, wo er aus ähnlicher Höhe über einen anderen riesigen Wald geblickt hatte, und zwar den Dschungel der Kreidezeit, vor hundert Millionen Jahren. Damals hatte jeder einzelne Quadratkilometer mehr Gefahren enthalten als das gesamte Gebiet, das er jetzt vor sich sah. Hier gab es vielleicht mal einen Bären, einen Berglöwen oder einen unterernährten Wolf, doch in diesem anderen Zeitalter hatte es unzählige monströse Bestien gegeben, für die die weichen, rosafarbenen und unbehaarten Affen namens Menschen nichts anderes gewesen waren als kleine Snacks.
Als er in dieser Zeit gefangen gewesen war, hatte er sich im Schlamm einbuddeln, in Höhlen einmauern und auf Baumwipfeln schlafen müssen. Er hatte Aas essen müssen, Insekten, Gras und alles andere, was er hatte finden können. Sein Körper war in diesen zehn Jahren mit mehr Narben überzogen worden, als er in seiner Karriere als Elitesoldat angesammelt hatte.
Er wollte sich gerade wegdrehen, als ein merkwürdiges Kribbeln durch seinen Körper lief, dann wurde kurz alles schwarz.
»Was zum …?«
Es war genauso schnell wieder vorbei, wie es begonnen hatte, und Ben schaute nach oben, um zu prüfen, ob etwas an der Sonne vorbeigezogen war, doch der Himmel war genauso wolkenlos und tiefblau wie zuvor. Als er wieder hinuntersah, verengten sich seine Augen. Da war doch irgendwas mit den Bäumen – irgendetwas war anders.
Er baumelte für einen Moment an seinem Sicherungsseil und versuchte, darauf zu kommen, was anders war, doch er konnte es nicht sagen.
Wahrscheinlich gar nichts, dachte er und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Sie waren zu Hause und er hatte die Qualen überlebt. Er war in Sicherheit.
Ben grinste, dann lachte er laut auf und warf den Kopf in den Nacken. »Ich bin am Leben!«, rief er begeistert.
»Aber nicht mehr lange, wenn du nicht bald mal Gas gibst.«
Als er diese Stimme hörte, wurde Bens Grinsen noch breiter und er schaute nach oben. Emma war bereits auf dem Gipfel angekommen und stand furchtlos an der Felskante, die Hände in ihre wohlgeformte Taille gestützt. Ihre gebräunten, muskulösen Schultern glänzten von leichten Schweißperlen überzogen in der Sonne.
Ben kicherte und begann wieder zu klettern. Zu Beginn war sie die Expertin im Freeclimbing gewesen, doch inzwischen hatte sie ihn auf so viele Touren mitgenommen, dass er sie gar nicht mehr aufzählen konnte. Dieser Sport hielt ihn in absoluter Top-Form, und obwohl er schon silberne Strähnen im Haar hatte, war er immer noch voll auf Zack. Zumindest seiner Meinung nach.
Er begann jetzt, schneller zu klettern, und seine Arme und Schultern schrien auf. Er wusste schon jetzt, dass er heute Abend ein heißes Bad brauchen würde, am besten in Kombination mit einigen kalten Bierchen.
Als er oben ankam, schüttelte er seine Arme und Hände aus, um den Muskeln eine Erholung zu gönnen. Er grinste sie an.
»Komisch, von da unten sah das alles viel leichter aus.«
Emma lächelte zurück, wodurch sich leichte Fältchen um ihre grünen Augen bildeten. Für ihn war sie immer noch so hübsch wie eh und je, auch wenn die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte und die Sonne ihr noch ungefähr eine Million weitere Sommersprossen verpasst hatte, die sich über ihre Nase und ihre Wangen verteilten. Er konnte sich nicht helfen, aber ihr Anblick brachte sein Herz unwillkürlich dazu, sich fast zu überschlagen.
Sie breitete die Arme aus. »Habe ich Sie nicht gerade rufen hören, wie lebendig Sie sich hier oben fühlen, Captain Cartwright?«
»Allerdings. Aber um sich lebendig zu fühlen, muss man leider erst mal unglaubliche Schmerzen überstehen, habe ich nicht recht?« Er grinste theatralisch.
»Jetzt stell dich mal nicht so an!« Sie trat wieder an den Abgrund heran und spähte hinab. »Sollen wir runterklettern oder den Wanderweg nehmen?«
Er hielt beide Hände in die Höhe und rief: »Zwei Stimmen für den Wanderweg!«
Sie lachte. »Okay, aber dann joggen wir wenigstens. Abgemacht?«
Ben stöhnte auf. »Können wir das Leben nicht auch einfach mal genießen?« Er setzte sich auf einen Felsen und sie nahm neben ihm Platz. Es war neun Jahre her, dass Emma ins dunkle Herz des Amazonasdschungels gereist war, um ihn zu retten und nach Hause zu bringen. Sie hatten beide seelische Narben zurückbehalten, die noch lange nicht geheilt waren, und die Erinnerungen würden sie wohl niemals vergessen.
Ben schaute hinauf in den Himmel. Bald würde der Komet Primordia wiederkommen. Ehrlich gesagt wollte er gar nicht darüber nachdenken, doch jedes Jahr um diese Zeit kreisten seine Gedanken unweigerlich um die damaligen Ereignisse. Es war ein Jahrestag, der sich tief in sein Hirn gebrannt hatte.
Er spürte, wie Emma ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte und machte sich bewusst, dass er der glücklichste Mann der Welt war. Er seufzte und genoss die Aussicht. Nach einem kurzen Moment wunderte er sich allerdings wieder über die Bäume.
»Hey, schau dir mal den Wald an, was stimmt denn damit nicht?«
Sie stand auf und ging zum Abgrund, wo sie ihre Augen mit einer Hand abschirmte. Sie ließ den Blick wandern, schüttelte jedoch kurze Zeit später den Kopf.
»Keine Ahnung, auch wenn ich diese Aussicht liebe, konzentriere ich mich meistens doch eher auf die Felswände.« Sie drehte sich um und lief zu ihm zurück, dann tätschelte sie seinen muskulösen Brustkorb. »Du bist doch der Elitesoldat, der eigentlich einen Blick für die Umgebung haben müsste.«
Sie hatte recht, so war es. Für einen Moment schaute er sie intensiv an, dann wandte er sich wieder den Bäumen zu. Irgendwie war er sich sicher, dass diese Kiefern vorhin nicht da gewesen waren. Sie waren irgendwie riesig, unnormal riesig, und aus irgendeinem Grund kamen sie ihm verdammt bekannt vor.
Er zermarterte sich das Hirn, aber er kam nicht drauf. Dann gab er es auf und lächelte Emma an, deren Blick auf der Landschaft ruhte. Er schlug ihr mit der flachen Hand auf den Po.
»Okay, wer zuletzt unten ist, zahlt das Bier.«
Er sprintete los.