Читать книгу PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION - Greig Beck - Страница 16
Kapitel 9
ОглавлениеDer Pazifische Ozean vor San Diego
Re-Evolution: 007
Drake war wieder auf dem Wasser unterwegs, etwa einen Kilometer vom Strand entfernt, wo das Wasser etwa hundert Meter tief war. Die Wasseroberfläche war von leichten Wellen gesäumt, die Nelly jedoch mühelos durchpflügte, ganz so wie ein heißes Messer durch Butter glitt.
Letzte Nacht und auch schon heute Morgen waren erneut diese komischen Blackouts passiert, die ein unangenehmes Kribbeln in seinem Bauch ausgelöst hatten. Ansonsten war es aber anscheinend niemandem aufgefallen, denn als er es einem Typen am Pier gegenüber erwähnt hatte, hatte der Drake so misstrauisch angestarrt, als müsste dieser einen Termin beim Psychiater machen.
Doch wenn der ehemalige Elitesoldat eines im Amazonasdschungel gelernt hatte, dann, dass das Leben kurz war und man nichts als gegeben hinnehmen durfte. Man musste sich über das freuen, was man hatte, und durfte sich nicht von anderen den Spaß verderben lassen.
Er schüttelte den Kopf, um das Spritzwasser aus seinem Gesicht zu schleudern, und schaute dann nach vorn. Es war ein idealer Tag zum Segeln, und er fand es komisch, dass außer ihm niemand hier draußen unterwegs war. In der Ferne hatte er das Gefühl, eine schwarze Silhouette im Wasser zu sehen, doch als er die Augen zusammenkniff, war sie wieder verschwunden.
Vielleicht wieder eine dieser fetten Quallen, dachte er. Dieses Mal würde er aber ein Foto von dem Ding machen! Sicherheitshalber stupste er kurz das Ruder an, damit er nicht wieder mit einem der Monster zusammenstieß. Es konnte sich ja immer noch um anderes Treibgut handeln, wie einen Baumstamm oder einen halb vollen Container. Seine Nelly war auf Geschwindigkeit und schnittiges Aussehen hin optimiert und definitiv kein Eisbrecher.
Der Wind legte noch einen Zahn zu, sodass das Boot sich noch weiter aufrichtete und über die Wellenspitzen tanzte. Drake musste sich jetzt nach hinten lehnen, damit es nicht zum Überschlag kam. Er näherte sich der Stelle, wo er den dunklen Umriss gesehen hatte. Als er sich noch weiter hinauslehnte, sah er das Ding genau unter sich und das Herz sprang ihm fast aus der Brust.
Da unten war ein riesiger Kopf, maximal drei Meter unter der Oberfläche, und der war so groß wie sein Boot. Er hing an einem walähnlichen Körper, doch das Schlimmste war, dass er ihm zu folgen schien.
Drake konnte seinen Blick gar nicht losreißen und sah, dass die Kreatur leicht auf die Seite gedreht war und ihn jetzt mit einem riesigen Auge anstarrte. Dann kam das Ding plötzlich an die Oberfläche.
»Um Himmels willen!«
Er drehte scharf ab, wobei er alle Hände voll zu tun hatte, die Leinen einzuholen, das Steuer im Griff zu behalten und sein eigenes Gewicht zu verlagern, um möglichst schnell Abstand zu gewinnen. Er blickte hastig zurück und sah, dass das Monstrum tatsächlich hinter ihm her war. Eine Fontäne aus Gischt schoss jetzt in die Luft, wie bei einem Wal, jedoch mit dem Unterschied, dass es zwei auf einmal waren, so als kämen sie aus einer verdammt riesigen Nase.
Drake spürte, wie sein Herz raste und er richtete den Blick schnell wieder nach vorne, um zu sehen, wie weit er noch von der rettenden Küste entfernt war … es war bestimmt noch ein guter Kilometer.
Er brachte das Boot noch steiler in den Wind und erreichte so die maximale Geschwindigkeit. Nelly streifte die Spitzen der Wellen jetzt nur noch leicht und war kurz davor, abzuheben und umzukippen. Das wollte Drake natürlich auf keinen Fall, denn er war sich ziemlich sicher, dass er nie mehr aus dem Wasser herauskommen würde, wenn er über Bord ging.
Ein kurzer Kontrollblick nach hinten zeigte ihm, dass die Kreatur zwar nicht näherkam, aber wirklichen Abstand gewann er auch nicht. Die riesige, v-förmige Bugwelle des Monsters blieb dicht an ihm dran. Was auch immer dieses Ding war, es war verdammt groß und verflucht schnell. Wenigstens war er genauso schnell, und solange der Wind hielt, würde er das auch bleiben.
Doch dann rammte die Nelly plötzlich etwas. Es war weich wie ein Kissen, und er wusste sofort, dass es eine von diesen verdammten Riesenquallen war. Das Boot verlor sofort zwei Drittel seiner Geschwindigkeit und Drake arbeitete wie ein Irrer, um das Segel wieder in den Wind zu bekommen. Er nahm zwar schnell wieder Fahrt auf, doch ein Blick zurück verriet ihm, dass sein halbwegs komfortabler Vorsprung sich halbiert hatte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße … das kann doch nicht wahr sein, dachte er. Solch einen Irrsinn hatte er doch vor fast zehn Jahren auf diesem verdammten Plateau hinter sich gelassen. Sein Blick konzentrierte sich auf den näherkommenden Strand. Er hatte keine Zeit, den Pier des Klubs anzusteuern, aber es war ihm auch gerade herzlich egal, wo er hinfuhr, solange es nur trocken war.
Er schaute zurück und biss die Zähne zusammen, doch dann fuhr er gegen eine weitere Qualle und wurde nach vorne geschleudert.
»Verdammte Fickscheiße!«, brüllte er. Wieder rackerte er sich ab, um an Tempo zu gewinnen, doch als er erneut unterwegs war und nach hinten blickte, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Das Ding war nicht einmal mehr hundert Meter entfernt. Mit einem sehnsüchtigen Blick starrte er auf den Strand.
Komm schon, Baby, du schaffst das!
Die Nelly rasierte wieder elegant die Wellenkämme, doch dann traf sie auf den Todfeind eines Rennseglers: Eine Flaute! Drake warf sich nach vorne, um nicht hintenüberzukippen, als der Wind plötzlich ausblieb.
Oh Scheiße, nein!
Doch dann wurde das Segel wieder von einer Böe getroffen und das Boot setzte sich langsam aus dem kompletten Stillstand heraus in Bewegung. Doch das ging langsam, so verdammt langsam. Die Geschwindigkeit nahm jetzt zu … fünf Knoten, zehn, fünfzehn, zwanzig … Drake schaute zurück und konnte den aus dem Wasser ragenden Buckel nun ganz genau erkennen. Er war glänzend grau, wie bei einem Wal, aber ein dunklerer Farbton. Das Ding war jetzt so nah, dass er ein paar Seepocken an seinem Rücken erkennen konnte, und erschreckenderweise starrten ihn die Augen eines Jägers an.
Die Nelly war jetzt wieder mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs und er zählte innerlich einen Countdown bis zum Strand hinunter. Es waren jetzt nur noch etwa hundert Meter, während das Monster nicht mal mehr fünfundzwanzig Meter entfernt war. Er bemerkte, dass es beschleunigte, um ihn noch zu kriegen, bevor es zu spät war.
Drake lehnte sich nach vorne, als ob dies das Boot schneller machen würde. Wie weit musste er noch fahren, bevor dieses Monster entschied, dass das Wasser zu flach wurde? Oder konnte es vielleicht sogar an Land gehen? Er dachte an die Qualle und den Vogel.
Unmöglich dachte er und hoffte, dass es das wirklich war.
Schneller, schneller, schneller, flehte er die Nelly in Gedanken an.
Vor sich sah er jetzt einen Haufen Algen im Wasser. Es konnte nur noch ein paar Meter tief sein. Er drehte sich um, in der Hoffnung, das Ding hätte vielleicht schon abgedreht, und tatsächlich war es nicht mehr zu sehen. Kein Wunder, so flach wie es hier war. Das Boot schoss auf den Strand zu … zwanzig Meter, zehn, fünf … dann lief es auf Grund und Drake sprang heraus.
Er hörte erst auf zu rennen, als er auf dem Kamm der ersten Sanddüne ankam, die etwa zehn Meter hoch war, dann wirbelte er herum.
Das Meer lag ruhig da. Natürlich sah er die weiße Gischt, aber kein riesiges Monster, keinen gigantischen Kopf, der aus dem Wasser schaute. Aber er wusste genau, was er gesehen hatte. Er verzog das Gesicht, als dieses seltsame Kribbeln wieder durch seinen Körper lief. Dann schien die Sonne sich wieder für eine Sekunde zu verdunkeln.
Drake schaute zum Himmel hinauf. Was soll dieser Quatsch?, fragte er die große, gelbe Sonnenscheibe.
»Bist du lebensmüde, Junge?«
»Hä?« Drake wirbelte herum.
Neben ihm auf der Düne stand jetzt ein alter Mann, der seine Sandalen in einer Hand trug und ein Fernglas um den Hals hängen hatte.
Drake zeigte mit dem Finger in Richtung Meer. »Haben Sie das gesehen?« Seine Stimme war höher, als es ihm recht war.
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Klar habe ich das gesehen.« Er trat einen Schritt zur Seite und deutete mit dem Daumen in Richtung eines Schildes, das aus dem Sand ragte. Drakes Unterkiefer fiel förmlich herunter, als er das riesige, gelbe Schild las.
Kronosaurier-Saison: Schwimmen, Segeln und Angeln streng verboten – Lebensgefahr!
Darunter war die stilisierte Silhouette des Meeresreptils zu sehen, das ihn gerade verfolgt hatte.
»Was?« Drake spürte, wie seine Augen fast aus den Höhlen fielen. »Ist das ein Witz?«
»Idiot.« Der Alte wandte sich ab. »Es gibt schon einen Grund, warum wir in dieser Jahreszeit nicht ins Wasser gehen. Es ist Brunftzeit für die Kronos. Wenn die hier etwas erlegen, gehen sie vielleicht das ganze Jahr nicht mehr weg.«
»Das ist doch irre.« Drake rannte ihm hinterher und packte ihn am Arm. »Seit wann ist das so?«
Der Mann schien auf einmal etwas Angst vor Drake zu bekommen, der selbst mit Mitte fünfzig immer noch sehr muskulös war.
»Seit wann?« Der Alte schüttelte den Kopf und wirkte verwirrt. »Das war doch schon immer so. Jedes Jahr kommen die Biester mit der warmen Meeresströmung hier die Küste hoch.« Er trat einen Schritt zurück. »Bleiben Sie einfach bis Oktober an Land, okay?«
»Alles klar«, erwiderte Drake und nickte. »Sicher.«
Der Mann wandte sich ab und verschwand über die Dünen, während Drake aufs Wasser starrte. Plötzlich sah der Ozean anders aus, irgendwie mysteriös und bedrohlich. Sein Blick wanderte am Strand entlang, wo sein Boot lag. Er hätte liebend gerne geglaubt, dass ihm jemand einen Streich spielen wollte, doch er wusste, was er gesehen hatte, und deswegen musste etwas passiert sein, das absolut unglaublich war.
Er spürte wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch und wusste, dass das, was passierte, immer noch passierte. Sein Handy klingelte und er warf einen Blick darauf. Es war Helen.