Читать книгу PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION - Greig Beck - Страница 17
Kapitel 10
ОглавлениеDie Welt steht Kopf
Ben Cartwright legte das Telefon weg und wandte sich Emma zu. »Das war Drake. Er kommt mit Helen hierher. Sie sind bereits unterwegs und wollen etwas Wichtiges mit uns besprechen.« Er beobachtete sie aufmerksam. »Er klang ziemlich aufgeregt.«
»Sind sie denn wieder zusammen?« Emma hob die Augenbrauen. »Hat er gesagt, worum es geht?«
»Nein.« Ben ließ die Hände in seine Hosentaschen gleiten und ging langsam auf sie zu. »Aber du kannst es dir wahrscheinlich denken, oder?«
»Du meinst, denen ist auch so was Seltsames passiert?« Emma starrte für einen Augenblick auf den leeren Kamin. »Aber warum wir? Warum sind es nur wir, die mitbekommen, dass die ganze Welt plötzlich kopfsteht? Das ist doch irre!«
»Aber irre ist jetzt offenbar normal.« Er hielt inne und starrte sie an. »Das neue normal.«
Sie schaute ihn an. »Meinst du, es liegt daran, dass wir dort waren?«
Ben zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber wie könnte das zusammenhängen? Zach merkt zum Beispiel nicht, dass etwas nicht stimmt. Für ihn und die anderen war das alles schon immer so, nur wir sind diejenigen, bei denen etwas nicht stimmt.«
»Nur wir sehen die Veränderungen«, sagte Emma leise.
Ben ging zum Fenster hinüber. »Und genau das macht mir Sorgen.« Er sprach über seine Schulter weiter: »Wann hört das auf? Was wird als Nächstes geschehen?«
Es klingelte an der Tür und Emma stand auf. »Es ist Zeit für ein paar Antworten«, sagte Ben.
Emma öffnete die Tür, während Ben wieder an ihre Seite trat. Als Drake hereinkam, umarmte sie ihn und ließ ihn dann vorbei, damit er Ben die Hand geben konnte. Anschließend nahm sie Helen in den Arm und begrüßte sie höflich. Es war schon lange her, dass sie sich gesehen hatten, doch für Ben sahen sie immer noch aus wie damals, abgesehen von ein paar silbernen Strähnen im Haar, und dazu vielleicht die eine oder andere Falte im Gesicht. Was jedoch neu war, war der abgehetzte Gesichtsausdruck bei beiden.
»Kommt herein.«
Ben führte sie ins Wohnzimmer, wo schon eine dampfende Kaffeekanne auf dem Tisch stand, sowie frisch aufgeschnittener Orangenkuchen, den Emma am Morgen gebacken hatte. Hinter ihnen knisterte das Feuer im Kamin und er hoffte, dass das Ambiente eine Atmosphäre der Ruhe vermittelte; eine Art sicheren Hafen in all diesem Irrsinn.
»Wo ist denn der Hochbegabte?«, fragte Drake.
Ben schmunzelte und deutete zur Treppe nach oben. »Ich wette, er kämpft entweder gerade gegen Drachen oder zerhackt irgendwelche Zombies.«
»Wenn er bloß wüsste, dass sein Vater das in echt gemacht hat … also, zumindest das mit den Drachen.« Drake setzte sich auf das Sofa und bewunderte dessen saubere Oberfläche. »Hey, gar keine Hundedecke voller Haare mehr?«
»Tja, das ist ja die Sache …« Ben schaute ihn ernst an und legte seine Hände zusammen. »Was ist ein Hund?«
»Hä?« Drake verzog das Gesicht und seine Gabel mit dem Stück Kuchen darauf schwebte nun ein paar Zentimeter von seinem Mund entfernt. »Was soll das heißen?«
Helen setzte sich und Emma übernahm, während sie ihr einen Kaffee eingoss. »Nun ja, es gibt sie nicht mehr.«
Drake und Helen starrten sie an, als Ben weitersprach: »Wir hatten einen Hund, wir wissen es ganz genau. Aber er ist weg.« Er verzog das Gesicht. »Er ist nicht nur weg, er hat nie existiert. Um genau zu sein, gibt es überhaupt keine Hunde mehr.« Er schaute seine Freunde eindringlich an. »Außer in unserer Erinnerung.«
Emma presste ihre Lippen zusammen. »Irgendwas hat sich verändert. Irgendwie hat sich die ganze Welt verändert.«
Drake ließ die Hand mit der Kuchengabel sinken. »Ich wusste es!« Er wandte sich Helen zu. »Siehst du?«
Ben saß auf der Kante seines Stuhls, seine großen Hände umklammerten seine Knie. »Ich habe Dinge gesehen, seltsame Dinge, die ich nicht verstehe, und ich denke, euch geht es genauso, stimmt's?«
Helen nickte. »Allerdings. Ich habe fleischfressende Pflanzen gesehen, die meine Studenten angegriffen haben. Die hat es vorher definitiv nicht gegeben. Das wüsste ich doch.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Studenten aber haben so getan, als wäre ich verrückt, weil ich nie etwas davon gehört hatte.«
Drake nickte. »Ja, das war für mich auch das Härteste. Jeder tut so, als wäre ich derjenige, mit dem etwas nicht stimmt. Ich war segeln und bin von etwas verfolgt worden, das wie ein riesiger Wal aussah. Aber es war keiner. Es sah aus, als würde eine Riesenechse unter Wasser schwimmen …« Er wandte sich Helen zu. »Was hattest du noch mal gesagt, was es gewesen sein könnte?«
»Ein Kronosaurus oder ein Tylosaurus … vielleicht einer von denen. Auf jeden Fall längst ausgestorben«, sagte sie leise.
»Genau, ein Kronosaurus … so einer war es. Ein gottverdammtes Monster. Ich habe es nur mit knapper Not lebendig an den Strand geschafft.« Er lehnte sich zurück und schnaubte verächtlich. »Und wisst ihr, wieso mir das passiert ist? Weil wir gerade die sogenannte Reptiliensaison haben – die Krono-Saison!« Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Was soll dieser Scheiß? Wann soll das denn alles passiert sein? Ich meine, die hatten sogar Warnschilder an dem Strand. Die waren vorher ganz sicher nicht da, das weiß ich genau.«
Ben nickte. »Die Welt verändert sich gerade. Wir leben nun offenbar in einer Welt, in der es keine Hunde mehr gibt, aber dafür Meeresungeheuer.«
»Ziemlich beschissener Tausch«, meinte Drake.
Helen driftete in Gedanken gerade ab. »Hunde haben sich nie entwickelt und andere Spezies sind nie ausgestorben. Die Evolution hat offenbar eine ganz andere Bahn eingeschlagen.« Sie schaute auf. »Etwas ist passiert, das alles verändert hat, und zwar in der Vergangenheit.«
»Es passiert immer noch«, warf Emma ein. »Hey, hat jemand von euch in letzter Zeit ein komisches Gefühl gehabt? Als ob ein Kribbeln durch den ganzen Körper läuft?«
»Ja, auf jeden Fall. Es fühlt sich an, als ob ein schwacher elektrischer Strom vom Kopf bis zu den Zehen läuft und sich dann in der Magengegend einnistet«, erwiderte Drake. »Und dabei wird das Licht kurz dunkler … das Sonnenlicht.«
»Es wird anscheinend immer schlimmer«, sagte Helen. »Wir müssen das gewesen sein. Wir haben etwas in der Vergangenheit verändert … wir haben die Regeln verletzt.« Sie schaute die anderen der Reihe nach an. »… und jetzt bezahlen wir den Preis dafür.«