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3.2 Erhebungsmethoden

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Die epidemiologische Forschung zu psychischen Störungen hat sich bei sogenannten Einstufenprojekten schwerpunktmäßig entweder auf verhaltensorientierte Fragebögen oder auf strukturierte psychiatrische Interviews gestützt. Häufig wurde in sogenannten Zweistufenprojekten auch eine Kombination der beiden Methoden eingesetzt, indem in einer ersten Phase des Screenings die kostensparenden Fragebögen zur Identifikation von Risikoträgern zum Einsatz kamen, um anschließend bei dieser Zielgruppe mit den aufwändigeren strukturierten Interviews detaillierte Untersuchungen vorzunehmen.

Die Diversität der Befunde wird durch die unterschiedlichen Untersuchungsverfahren vertieft. Unter den Fragebögen wurden beispielsweise die Child Behaviour Checklist (CBCL) (Achenbach 1991a), bisweilen in Verbindung mit der Teacher Rating Form (TRF) oder dem Youth Self-Report (YSR) (Achenbach 1991b), die Parent/Teacher Questionnaires von Conners (Conners et al. 1998a, 1998b), die Eltern- bzw. Lehrerfragebögen von Rutter (Rutter et al. 1970) oder verschiedene auf den ADHS-Kriterien des DSM aufbauende Checklisten eingesetzt. Damit verbunden kann die Orientierung an verschiedenen Informanten (Eltern vs. Lehrer) einen weiteren Einfluss auf die Bestimmung von Prävalenzraten haben.

Unter den Interviews wurde am häufigsten das Diagnostic Interview Schedule for Children (DISC) (Shaffer et al. 1993), aber auch das Diagnostic Interview for Children and Adolescents (DICA) (Reich 2000), das Child and Adolescent Psychiatric Assessment (CAPA) (Angold und Costello 2000) oder das Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia for School-Age Children (K-SADS) (Ambrosini 2000) eingesetzt. Diese Verfahren unterscheiden sich trotz ihrer dominanten Orientierung an den DSM-Kriterien in ihrer Struktur, in der Interviewtechnik und der befragten Informanten.

Mit der dimensionalen Erfassung von ADHS über Fragebögen sind jeweils nicht nur im Detail unterschiedliche Merkmalsbeschreibungen, sondern auch spezifische Entscheidungen verbunden, wie die Falldefinition – z. B. über Trennwerte – erfolgen soll. Hingegen orientieren sich die strukturierten Interviews jeweils relativ eng an den diagnostischen Kriterien der beiden großen Klassifikationssysteme. Sie können aber z. B. in dem erfassten Erhebungszeitraum (sechs Monate beim DISC, drei Monate beim CAPA) divergieren und somit die Prävalenzraten beeinflussen.

Ferner werden in einigen Studien Eltern und Kinder ab einem bestimmten Alter als Informanten, während andere nur auf dem Elternurteil beruhen. Bei der Berücksichtigung von zwei Informanten können Diskrepanzen entstehen. Diese können z. B. mit der sogenannten »oder-Regel« verarbeitet werden, bei der die Prävalenzberechnung beide Informanten alternativ berücksichtigt.

Schließlich wurde nicht in allen Interviewstudien der Faktor der psychosozialen Beeinträchtigung bzw. der Funktionstüchtigkeit berücksichtigt. In Studien mit dem DISC wurde beispielsweise nach der Bestimmung der Diagnosen in einem speziellen Interviewabschnitt zusätzlich die Funktionstüchtigkeit mit der Children’s Global Assessment Scale (CGAS) (Shaffer et al. 1983) erfasst. Dabei wurde in der Regel ein Trennwert festgelegt, der eine klinische Behandlungsbedürftigkeit impliziert (in der Regel ein CGAS-Wert < 70). Wo dies geschah, sanken die Prävalenzraten entsprechend ab.

Trägt man der Vielzahl der methodischen Einflussfaktoren auf die Bestimmung von Prävalenzraten für ADHS Rechnung, so müssen die ermittelten Daten zwangsläufig eine gewisse Heterogenität aufweisen, wie im Folgenden gezeigt wird.

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