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3.3 Prävalenzraten
ОглавлениеDie Prävalenz von ADHS ist vornehmlich bei Kindern und Jugendlichen, in neuerer Zeit, aber auch in einer Reihe von Felduntersuchungen an Erwachsenen erhoben worden. In einer ersten Meta-Analyse aller verfügbaren internationalen Studien im Kindes- und Jugendalter über mehrere Jahrzehnte mit unterschiedlichsten Kriterien wurde zunächst eine weltweite mittlere Prävalenzrate von 5,3 % berechnet (Polanczyk et al. 2007), der die Rate von 5,25 % in einer Schweizer Studie im Kanton Zürich am nächsten kam (Steinhausen et al. 1998). Auch in der deutschen BELLA-Studie betrug die Prävalenz auf der Basis von DSM-IV-Kriterien 5 %, während sie bei Anwendung der strengeren ICD-10-Kriterien auf 1 % absank (Döpfner et al. 2008).
Die umfangreichste und neueste Meta-Analyse auf der Basis einer noch größeren Zahl internationaler Studien kommt sogar auf eine mittlere Prävalenzrate von 7,2 % (Thomas et al. 2015). Eine weitere neuere Übersichtsarbeit hat die Ergebnisse von sieben systematischen Übersichten zur internationalen Prävalenz von ADHS in Felduntersuchungen zusammengefasst und eine Spannbreite zwischen 2,2 und 7,1 % ermittelt, wobei der mittlere Wert bei 5 % liegt. Mindestens weitere 5 % der Probanden weisen Probleme mit Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsschwäche und Impulsivität auf, die unterhalb der diagnostischen Schwelle liegen (Sayal et al. 2018).
Die systematische Analyse von 135 internationalen Studien hat zudem gezeigt, dass die Variation in den Prävalenzraten von ADHS wesentlich von der Methodik der Erhebung und nicht von der geografischen Lage oder dem Jahr abhängt, in dem die Studien realisiert wurden. In dieser Analyse wurde eine weltweite Prävalenz von 5 % ermittelt und es fanden sich keine Hinweise auf eine Zunahme der Prävalenz in den letzten drei Dekaden (Polanczyk et al. 2014). Auch der vom Robert-Koch-Institut durchgeführte KiGGS-Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit fand keine Zunahme in der Prävalenz zwischen der Basiserhebung 2003–2006 und der ersten Folgeerhebung 2009–2012 (Schlack et al. 2014).
Erst relativ spät sind international Populationsstudien an Erwachsenen mit hinlänglicher Stichprobengröße durchgeführt worden. In der nationalen Komorbiditätsstudie in den USA wurde bei mehr als 3.000 Teilnehmern (18–44 Jahre) eine Prävalenz von 4,4 % erhoben, wobei die Mehrheit unbehandelt war, andererseits aber viele Betroffene wegen anderer komorbider psychischer Störungen behandelt worden waren (Kessler et al. 2006). Eine noch größer angelegte internationale Studie in Nord- und Süd-Amerika, Europa und dem Mittleren Osten an mehr als 11.000 Teilnehmern (18–44 Jahre) ermittelte eine Prävalenzrate von 3,4 %, wobei die Prävalenz in Ländern mit niedrigerem Einkommen bei 1,9 % und in Ländern mit höherem Einkommen bei 4,2 % lag (Fayyad et al. 2007). Hinsichtlich des Behandlungsstatus kam diese Studie zu gleichen Ergebnissen wie die nationale Komorbiditätsstudie in den USA. Eine deutsche repräsentative Erhebung an 1.655 Erwachsenen im Altersbereich 18–64 Jahren fand eine Prävalenz von 4,7 % für ADHS, wobei die Diagnose mit jüngerem Alter, niedrigem Bildungsstatus, Arbeitslosigkeit, Partnerlosigkeit und ländlichem Wohnsitz positiv korrelierte (de Zwaan et al. 2012).