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3.9 Schlussfolgerungen
ОглавлениеAus den in diesem Kapitel dargestellten Ergebnissen der neueren epidemiologischen Forschung zu ADHS lässt sich eine Reihe von allgemeinen Schlussfolgerungen ableiten.
• Die Prävalenz für ADHS gemäß DSM-Kriterien liegt in internationalen Studien im Kindes- und Jugendalter zwischen 2 und 7 %, wobei die höheren Raten eher für den Altersbereich der Schulkinder im Alter von sechs bis elf Jahren gelten. Schätzungen in dieser Höhe finden sich auch in Studien, die auf den in Krankenkassendaten dokumentierten Diagnosen basieren.
• Bei Anwendung der enger definierenden Kriterien der ICD-10 für HKS liegen die Prävalenzraten deutlich niedriger.
• Die weltweite Prävalenz im Kindes- und Jugendalter unabhängig von den diagnostischen Kriterien liegt bei einem Mittelwert von 7,2 %. Gemäß zwei großen US-amerikanischen bzw. internationalen Studien liegt die Prävalenz bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 44 Jahren bei 3,4–4,4 %.
• Die Prävalenz variiert in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Sozialschicht. Bis zur Adoleszenz sind Jungen etwa 2- bis 4-mal häufiger betroffen als Mädchen. Allerdings werden Mädchen wahrscheinlich in Kindheit und Jugend unterdiagnostiziert, wobei sich die Symptomatik bei den Geschlechtern auch unterscheidet. Auch im Erwachsenenalter dominiert das männliche Geschlecht. Die Prävalenz ist bei Kindern im Vorschulalter und in der Adoleszenz niedriger. ADHS kommt zwar in allen Sozialschichten vor, ist aber in niedrigeren sozialen Schichten häufiger, wobei diese Beziehungen eher auf komorbide Störungen des Sozialverhaltens zurückgehen.
• Der Subtypus ADS ist eher mit Lernstörungen und internalisierenden Störungen verbunden, während der kombinierte und der isoliert hyperaktiv-impulsive Typ eher mit externalisierenden Störungen und Problemen der psychosozialen Anpassung einhergeht.
• Die Komorbidität von ADHS mit Störungen des Sozialverhaltens, Affekt- und Angststörungen im Kindes- und Jugendalter ist beträchtlich und kein Methoden-Artefakt diagnostischer Systeme. Im Erwachsenenalter ist die Stärke des Zusammenhangs von ADHS mit Affektstörungen, Angststörungen und Substanzmissbrauchstörungen ähnlich groß.
• Auch in unbehandelten Feldstichproben ist die Persistenz von ADHS beträchtlich, sodass häufig von einer chronischen Störung mit Manifestation in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter ausgegangen werden muss.
• In zukünftigen Studien sollte die Entwicklung der Inzidenz und Prävalenz – auch für das Erwachsenenalter – weiter beobachtet werden. Nach wie vor besteht Erkenntnisbedarf hinsichtlich regionaler Unterschiede in der Diagnosehäufigkeit und der damit verbundenen Therapien.