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A 1.2 Zur Form des Zeiterlebens: seine logische Intentionalität
ОглавлениеSprechen wir vom Erleben der Zeit, so sprechen wir von dem, was in der Phänomenologie als Intentionalität bezeichnet wird (vgl. Husserl 1901, S. 343 ff.): Erleben ist, logisch gesehen, ein intentionaler Akt oder, zeittheoretisch verstanden, ein intentionales Geschehen. Intentionalität bedeutet, dass jedes Erleben ein Erleben von … etwas ist. Das impliziert zwei Aspekte oder ein binäres Schema: Auf der einen Seite – man kann sie die »subjektive« Seite nennen – steht die Intention selbst, das Erleben. Auf der anderen Seite – man kann sie die »objektive« Seite nennen – steht das Intendierte, das Erlebte.
Im vorliegenden Text geht es um das Zeiterleben, also um das Erleben von … Zeit. Nimmt man das binäre Schema, das darin liegt und das hier durch die Leerstelle der drei Punkte indiziert wird, ernst – wir haben einerseits das (objektiv) Intendierte, die Zeit, und andererseits die (subjektive) Intention, das Erleben-von –, liegt es nahe, die Analyse des Zeiterlebens an diesem binären Schema auszurichten, also einmal nach dem durch die Intention (objektiv) Intendierten zu fragen, der Zeit, und dann nach dem (subjektiven) Erleben-von, dem Erleben von etwas als Intention.
Die hier vorzunehmende Analyse wird sich in ihrer Gliederung an dieser Zweiteilung, aufsteigend vom Objektiven (Teil I) über das Subjektive (Teil II) zum Intersubjektiven (Teil III), orientieren. Aber dabei gilt es zu beachten: Obwohl das Erleben von … Zeit binär schematisiert werden kann, ist es doch eine untrennbare Einheit, nämlich eine vom Erleben der Zeit konstituierte Einheit: es ist Zeiterleben. Denn das Erleben von … Zeit ist eine Aktivität, ein intentionaler Akt, durch den die Zeit selbst zur erlebten Zeit wird: Das in der Intention unterstellte An-sich der Zeit wandelt sich durch sie zum Für-sich. Das heißt, die Zeit wird durch den intentionalen Akt des Erlebens, durch ihr Erleben, zu einem Gegenstand unseres Erlebens oder zu einem Phänomen.
Aber worin gründet diese Phänomenalität? Sie muss in der Charakteristik des Erlebens selbst liegen. Wäre nämlich das Erleben statisch, z. B. als Widerspiegelung oder als behavioraler Reflex, wäre nicht einzusehen, warum im Erleben der Zeit nicht die Zeit selbst, das An-sich der Zeit zugänglich wäre. Das Erleben ist jedoch dynamisch, d. h. ein Prozess, ein Geschehen, das notwendigerweise der Zeit unterliegt. Also gründet die Phänomenalität der Zeit offenbar in der Zeitlichkeit selbst des Zeiterlebens.