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Schlüsseltext aus dem Werk der Teresa von Ávila:

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In einer ihrer großen Visionen sah Teresa, wie ihr ein goldener Pfeil von einem Engel ins Herz gestoßen wurde. Es ist ein Bild für die äußerste Betroffenheit der Seele durch die göttliche Berührung, wenn das, was sich im Inneren ereignet, an die Grenzen der Fassungskraft unserer leibgeistigen Natur stößt. Seele und Leib werden dann gleichermaßen bis in die Tiefe erschüttert durch einen Schmerz, der zugleich außerordentliche Zärtlichkeit bedeutet. Von einem solchen Wonneschmerz als Begleiterscheinung äußerster Verzückung berichten auch andere Mystiker. Berninis Marmorskulptur Verzückung der heiligen Teresa in der römischen Kirche Santa Maria della Vittoria stellt diese Vision dar. In Teresas Grabkirche in Alba de Tormes wird ihr Herz in einem gläsernen Reliquiar gezeigt. Auf dem zur Größe eines Tannenzapfens geschrumpften Organ ist deutlich eine Vernarbung zu erkennen. Wie auch immer dies medizinisch zu erklären ist, vor dem Hintergrund der nachstehend zitierten Visionsbeschreibung ist es bemerkenswert:

In dieser Vision nun wollte der Herr, dass ich ihn wie folgt sah: Er war nicht groß, eher klein, sehr schön, mit einem so leuchtenden Antlitz, dass er allem Anschein nach zu den ganz erhabenen Engeln gehörte, die so aussehen, als stünden sie ganz in Flammen. Es müssen wohl die sein, die man Cherubim nennt; ihre Namen sagen sie mir nämlich nicht; ich sehe aber sehr wohl, dass es im Himmel zwischen den einen und den anderen Engeln, und diesen und wieder anderen einen so großen Unterschied gibt, dass ich es nicht sagen könnte. Ich sah in seinen Händen einen langen goldenen Pfeil, und an der Spitze dieses Eisens schien ein wenig Feuer zu züngeln. Mir war, als stieße er es mir einige Male ins Herz, und als würde es mir bis in die Eingeweide vordringen. Als er es herauszog, war mir, als würde er sie mit herausreißen und mich ganz und gar brennend vor starker Gottesliebe zurücklassen. Der Schmerz war so stark, dass er mich diese Klagen ausstoßen ließ, aber zugleich ist die Zärtlichkeit, die dieser ungemein große Schmerz bei mir auslöst, so überwältigend, dass noch nicht einmal der Wunsch hoch kommt, er möge vergehen, noch dass sich die Seele mit weniger als Gott begnügt. Es ist dies kein leiblicher, sondern ein geistiger Schmerz, auch wenn der Leib durchaus Anteil daran hat, und sogar ziemlich viel. Es ist eine so zärtliche Liebkosung, die sich hier zwischen der Seele und Gott ereignet, dass ich ihn in seiner Güte bitte, es den verkosten zu lassen, der denkt, ich würde lügen. (Teresa von Ávila: Das Buch meines Lebens. Freiburg, 2004, S. 426 f.)

Hartmut Sommer

Starke Frauen, die inspirieren und die Welt bewegen

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