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KATHARINA VON MEDICI

* 1519 in Florenz

† 1589 in Blois

Regentin des Königreichs Frankreich 1560–1563 und 1574

Mit dem Namen von Katharina von Medici sind einige der schrecklichsten Ereignisse der französischen Geschichte verbunden: das Massaker der Bartholomäusnacht in Paris, der Tausende von Hugenotten zum Opfer fielen, und die darauf folgenden Pogrome gegen die Calvinisten in ganz Frankreich. Ihre positiven Leistungen sind dadurch meist übersehen worden. Der »Italienerin« trauten die Franzosen so gut wie alles Üble zu, einschließlich Hexerei und Giftmischerei.

Katharina Maria Romola von Medici entstammte dem Florentiner Patriziergeschlecht der Medici. Sie kam am 13. April 1519 als einziges Kind von Lorenzo II. von Medici, Herzog von Urbino, und dessen Gemahlin Madeleine de la Tour d’Auvergne zur Welt. Da sie kurz nach ihrer Geburt beide Elternteile verlor, wurde zunächst ihr Großonkel Papst Leo X. ihr Vormund, später übernahm ihr Verwandter Papst Clemens VII. die Aufsicht über ihre weitere Erziehung.

Als eine der reichsten Erbinnen ihrer Zeit und Verwandte des Papstes galt Katharina als begehrte Partie auf dem fürstlichen Heiratsmarkt. Nach längeren Verhandlungen einigten sich Papst Clemens VII. und König Franz I. von Frankreich auf eine Verbindung Katharinas mit dem zweitältesten Sohn des Königs, Herzog Heinrich von Orléans, die im Oktober 1533 miteinander in Marseille verheiratet wurden. Obwohl eine Medici-Prinzessin als Abkömmling einer Kaufmanns- und Bankiersfamilie, die erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts in den Adelsstand aufgestiegen war, aus Sicht des französischen Adels keine passende Braut für einen Königssohn darstellte, versprach sich Franz I. von dieser Allianz die Hilfe des Papstes bei der Durchsetzung seines Anspruchs auf einige italienische Fürstentümer. Clemens VII. erwartete sich dagegen die Unterstützung von Franz I. gegen Kaiser Karl V. in Italien.

Beim Tod von Clemens VII. im September 1534 waren weder die territorialen Versprechungen des Papstes gegenüber Franz I. erfüllt, noch war Katharinas Mitgift vollständig bezahlt worden. Papst Paul III. fühlte sich nicht an die Abmachungen seines Vorgängers gebunden. Katharina von Medici hatte ihren politischen Wert verloren. Für sie zahlte es sich aus, dass sie es verstanden hatte, sich vor allem bei ihrem Schwiegervater beliebt zu machen. So begleitete sie als begeisterte Reiterin Franz I. auf seinen Jagdvergnügungen. Für den großen Kunstliebhaber war die in Florenz und Rom aufgewachsene Medici, die Latein, Französisch, Italienisch und Griechisch sprach und sich für Mathematik, Astrologie und Physik interessierte, zudem eine anregende Gesprächspartnerin. Ihren Ehemann, dem sie tiefe Zuneigung entgegenbrachte, konnte Katharina nicht für sich gewinnen, weil er zeitlebens seine Geliebte Diana von Poitiers bevorzugte.

Mit dem unerwarteten Tod des unverheirateten französischen Kronprinzen im August 1536 rückte Katharinas Ehemann zum Thronfolger auf. Für seine Gattin bedeutete dies zunächst eine Verschlechterung ihrer Situation, da sich bei ihr bisher keinerlei Schwangerschaft eingestellt hatte. Es wurden Überlegungen laut, ihre Ehe wegen Kinderlosigkeit zu scheiden. Ihre Position war erst gesichert, als sie im Januar 1544 ihren Sohn Franz zur Welt brachte, dem noch neun weitere Kinder folgten. Insgesamt sechs ihrer Kinder erreichten das Erwachsenenalter, aber nur zwei davon sollten sie überleben. Durch die vielen Geburten früh matronenhaft geworden, musste sich Katharina damit abfinden, dass ihr Gemahl, auch nachdem er 1547 als Heinrich II. König geworden war, weiterhin unter dem Einfluss Dianas stand und diese sich in die Erziehung ihrer Kinder einmischte.

Als Heinrich II. 1559 an einer Turnierverwundung verstarb, trat sein ältester Sohn als Franz II. die Nachfolge an, in dessen anderthalb Jahre dauernden Regierungszeit Katharina bloß eine untergeordnete Rolle spielte. Sein früher Tod im Dezember 1560 machte es wegen des jugendlichen Alters seines Bruders Karl IX. erforderlich, dass für ihn eine Regentschaft eingesetzt wurde. Katharina konnte sich als Regentin für ihn durchsetzen. Gegenüber ihrer Tochter Elisabeth erklärte sie: »Es ist mein erstes Bestreben, Gottes Ehre vor Augen zu haben und meine Autorität zu wahren, nicht für mich selbst, sondern um dieses Königreich zum Nutzen all Deiner Brüder zu erhalten.«

Dieses Bestreben bestimmte in den kommenden Jahrzehnten ihr Handeln. Sie führte die Auseinandersetzungen um die Macht im Staat und um die Krone vor dem Hintergrund der 1562 einsetzenden Hugenottenkriege, die Frankreich verwüsteten und seine territoriale Einheit bedrohten. Diese religiös motivierten Bürgerkriege waren überlagert von den Machtkämpfen zwischen den Adelshäusern der Bourbonen und der Guisen. Katharina, die um jeden Preis Frieden wollte, war es an einem Gleichgewicht zwischen den Protestanten und den Katholiken gelegen, weshalb sie es zunächst mit einer Politik der Toleranz und einem Lavieren zwischen den Lagern versuchte. Um die Macht der Krone und der königlichen Familie hervorzuheben, bediente sie sich auch der Kunst und der höfischen Prachtentfaltung.

1563 wurde Karl IX. für volljährig erklärt, was offiziell Katharinas Regentschaft beendete. Da ihr Sohn kein großes Interesse an den Regierungsgeschäften zeigte, leitete sie, scheinbar bescheiden im Hintergrund und stets in schwarze Gewänder gekleidet, weiterhin die französische Politik. Zur Aussöhnung zwischen Katholiken und Hugenotten sollte die Heirat ihrer Tochter Margarete mit dem Hugenottenführer Heinrich von Navarra beitragen. Das Hochzeitsfest in Paris schlug in das Blutbad der Bartholomäusnacht vom 23./24. August 1572 um. Man nimmt an, dass Katharina vor allem den Einfluss des mächtigen Hugenottenführers, des Admirals Gaspard de Coligny, auf Karl IX. unterbinden wollte, der ihre Machtstellung bedrohte. Da Coligny zu einem Krieg mit Spanien drängte, den Katharina für gefährlich hielt, glaubte sie das Land durch Colignys Ermordung vor einer Tragödie zu bewahren. Zudem hatte die katholische Partei vor einem angeblichen protestantischen Staatsstreich gewarnt. Die Eskalation der Gewalt, die von Paris aus auf die Provinz übergriff, war sicherlich nicht von ihr geplant gewesen.

Nach dem Tod von Karl IX. im Mai 1574 folgte ihm sein Bruder Heinrich III. auf den Thron nach. Er überließ seiner Mutter als gewandter Diplomatin die Verhandlungsführung mit den Hugenotten. Da Heinrich über keine legitimen Söhne verfügte und sein jüngerer Bruder Franz 1584 unverheiratet verstarb, galt der Calvinist Heinrich von Navarra bereits als rechtmäßiger Anwärter auf die Thronfolge. Dies beschwor 1585 den letzten Hugenottenkrieg herauf. Durch ihren von einer Bronchitis ausgelösten Tod am 5. Januar 1589 blieb es Katharina von Medici erspart, noch den Mord an ihrem Sohn Heinrich III. im August 1589 und damit das Ende des Herrscherhauses der Valois erleben zu müssen. Ab 1589 regierte der Bourbone Heinrich von Navarra, der zum Katholizismus konvertierte, als Heinrich IV. über Frankreich. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen zeigte er Verständnis für Katharina: »Was konnte die arme Frau denn nach dem Tod ihres Gatten tun, mit (…) zwei Familien in Frankreich, unserer und der Familie Guise, die sich nur zu gern der Krone bemächtigt hätten? War sie nicht gezwungen, seltsame Rollen zu spielen und den ein oder anderen zu täuschen und dadurch, wie sie es getan hat, ihre Kinder zu beschützen, die eins nach dem anderen regierten, aufgrund der Weisheit einer so fähigen Frau? Ich wundere mich nur, dass sie es nicht schlimmer getrieben hat!«

Barbara Beck

Starke Frauen, die inspirieren und die Welt bewegen

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