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HATSCHEPSUT

* etwa 1495 v. Chr.

† 1458 v. Chr. (14. Januar 1457?)

Ägyptischer Pharao

Hatschepsut, ägyptischer Pharao weiblichen Geschlechts, regierte während der 18. Dynastie. Der Beginn ihrer Regierungszeit wird auf 1479 v. Chr. datiert, d. h. sie erreichte schon im Alter von 16 Jahren eine machtvolle Position, die mit dem ehrenden Titel »die erste der vornehmen Frauen, die Amun umarmt« umschrieben wird. Hatschepsut ist eine Tochter des Pharaos Thutmosis I. und seiner Gattin Ahmose. Ihr Halbbruder Thutmosis II. war gleichzeitig ihr Ehemann, mit dem sie zwei Töchter hatte. Ein Sohn aus einer Verbindung von Thutmosis II. mit der Nebenfrau Isis folgte als Thutmosis III. dem Vater nach. Als Thutmosis III. die Herrschaft antreten sollte, war er allerdings erst vier Jahre alt und noch nicht in der Lage, sein Amt auszuüben.

In dieser vermutlich riskanten Phase übernahm Hatschepsut die Regentschaft für ihren Stiefsohn. Die tatsächliche Übernahme der Herrschaft durch eine Frau ist ungewöhnlich, da ein Pharao zugleich auch der höchste geistliche Würdenträger des Reiches war, ein Amt, das keinesfalls von einer Frau ausgeübt werden durfte. Daher wurde diese Herrscherin einerseits als Mann dargestellt, um den Gepflogenheiten Genüge zu tun, andererseits wurde eine Legende über ihre göttliche Geburt, d. h. ihre direkte Abstammung von Amun, geschaffen, um den Tabubruch abzuwehren, indem die Herrschaft einer Frau als göttlicher Wille dargestellt und sie somit außerhalb der Normen positioniert wird. In Hatschepsuts angeblicher Geburtsgeschichte, die im Tempel von Deirel-Bahari in 15 Szenen dargestellt ist, heißt es: »Der Name meiner Tochter, die ich Dir in den Leib gelegt habe, soll deshalb auch Hatschepsut lauten … Hatschepsut wird das treffliche Amt des Königs ausüben im ganzen Land.« Dieser Mythos von der göttlichen Geburt steht so durchaus in der altägyptischen Tradition und reicht bis in die vierte Dynastie des Alten Reichs zurück. Diesen Mythos zu schaffen und zu verbreiten, war auch deshalb wichtig, weil ihr Vater Thutmosis I., ein Armeegeneral, unbekannter Herkunft war; jedenfalls stammte er nicht aus einer Zweiglinie von Pharaonen. Ihre Mutter Ahmose hingegen stammte von Amenhotep I. ab.

Zwei Jahre nach Übernahme der Regentschaft wurde Hatschepsut formell durch den Hohepriester mit der Krone Ober- und Unterägyptens gekrönt. Eine Schilderung dieser Zeremonie findet sich in der Roten Kapelle des Tempels von Karnak. Zwei weitere Inschriften aus späteren Jahren bestätigen ihre Herrschaft.

In ihrem neunten Regierungsjahr veranlasst Hatschepsut die Expedition in das Land Punt, eine äußerst wichtige und gut dokumentierte Unternehmung. Dieses sagenumwobene Land lag möglicherweise an der Westküste des Roten Meeres im heutigen Somalia oder Eritrea. Dieses Unternehmen ist in Hatschepsuts Totentempel ausführlich dargestellt, legendär sind die Bilder der Herrscherin des Landes Punt, die im Gegensatz zum üblichen ägyptischen Schönheitsideal als besonders beleibt dargestellt wurde. Ägypten bezog aus dem Lande Punt Weihrauch und Edelhölzer, Gold, Elfenbein und Harze, aber auch Tiere, die vom Künstler des Tempels der Hatschepsut für die Ewigkeit festgehalten wurden.

Hatschepsut kam auch den für einen Pharao üblichen militärischen Aufgaben nach. Sie führte vor allem Strafexpeditionen nach Nubien und Palästina durch. Eine weitere Strafexpedition führte sie gegen kriegerische Nomaden auf der Halbinsel Sinai. Zweck war die Wiedereröffnung der dortigen Türkisminen. Vermutlich hat Hatschepsut schon ihren Vater auf Kriegszügen begleitet und sich dabei Wissen angeeignet und Reputation gewonnen.

Der Baumeister Senenmut errichtete vermutlich in ihrem Auftrag den Totentempel in Deir-el-Bahari und führte Bauarbeiten am Amuntempel von Karnak durch. Es sind dies die Rote Kapelle, ein Barkensanktuar und Obelisken. Dieser Architekt spielte im Leben der Hatschepsut eine bedeutende Rolle, denn er wird auch als Erzieher ihrer Tochter Neferure genannt und als oberster Vermögensverwalter bezeichnet. Möglicherweise stand Senenmut der Herrscherin näher, zumindest lässt eine Statue, die ihn mit Hatschepsut und ihrer Tochter zeigt, dies vermuten. Der Tempel der Hatschepsut ist in seiner architektonischen Gestaltung einzigartig, vor allem die Terrassen und Rampen zu beiden Seiten sind ohne Beispiel. Außerdem ließ Hatschepsut zu Ehren Amuns in den gewaltigen Tempelanlagen von Karnak zwei Obelisken errichten, von denen einer noch aufrecht stehend erhalten blieb. Der zweite, zerbrochen in mehrere Teile, lagert in verschiedenen Museen der Welt.

Hatschepsut wurde vermutlich kaum älter als 35 Jahre. Nach der Identifizierung ihrer Mumie, die fast zweifelsfrei 2007 erfolgte, gehen die Forscher davon aus, dass sie an Krebs oder Diabetes starb. Gefunden hatte man Hatschepsuts Mumie schon 1903; sie konnte aber damals keinem Herrscher eindeutig zugeordnet werden. Mittels DNA-Analysen und CT-Untersuchung wurde mehr Klarheit gewonnen, allerdings bestehen noch immer gewisse Zweifel, vor allem wegen eines nicht exakt passenden Zahnes.

Zu ihren Lebzeiten stand Hatschepsut als Pharao wohl nicht in Frage, nach ihrem Tod wurden aber Inschriften, Reliefs und Statuen der Hatschepsut zerstört. Zunächst vermutete man ihren Halbbruder Thutmosis III. als Täter, inzwischen meint man, dass diese Vernichtungen der Erinnerung, diese »Damnatio memoriae«, einer jüngeren Zeit zuzuordnen sind. Offenbar sollte nie wieder die Tradition gebrochen werden, nie wieder eine Frau das Regierungsamt übernehmen.

Die Geschichtsschreibung beurteilt heute die Zeit der Hatschepsut als eine wichtige und innovative Übergangsphase zum Neuen Reich. Ihre Herrschaft wurde als segensreich für das Land gesehen, die es ihrem Stiefsohn Thutmosis III. ermöglichte, Eroberungszüge bis an den Euphrat zu führen. Generell war ihre 20-jährige Regierungszeit eine Epoche des inneren Friedens. Ganz im Gegensatz zu Hatschepsut ist über die wahrscheinlich kurze Regierungsphase ihres Halbbruders und Ehemannes Thutmosis II. fast nichts bekannt, er stand sichtlich im Schatten seiner wesentlich tatkräftigeren Gattin und Halbschwester.

Ohne Zweifel war Hatschepsut eine sendungsbewusste, analytische und selbstsichere Frau. Ob sie die Übernahme der Herrschaft aus lauteren Beweggründen und nur im Interesse des Reiches vollzog, oder im Gegenteil aus Machthunger und Geltungsbewusstsein, werden wir wohl nie sicher wissen. In den Augen der Nachwelt, die sie verfemte, war ihre Herrschaft ein Tabubruch, denn eine Frau als Teil der religiösen Hierarchie war bis dahin unerhört und sollte sich auch nicht wiederholen. Für die Zeitgenossen war die Periode ihrer Herrschaft vermutlich gut. So können wir in einer Inschrift für den zur gleichen Zeit lebenden Bürgermeister von Theben lesen: »… sie, eine Herrin des Befehlens, deren Pläne vortrefflich waren; die die beiden Länder [gemeint sind Ober- und Unterägypten] beruhigte, wenn sie redete.«

Die Geschichtswissenschaft begegnete dieser außergewöhnlichen Frau zum ersten Mal nach Entschlüsselung der Hieroglyphen durch Jean-François Champollion, als man wenige Jahre später in Theben die Kartusche eines bis dahin unbekannten Herrschers entdeckte, der in keiner der klassischen Königslisten auftauchte. Eine Beischrift deutete daraufhin, dass es sich um eine Frau handeln könnte, doch blieb das Rätsel um diese Herrscherin noch lange bestehen und bleibt bis heute geheimnisvoll.

Isabella Ackerl

Starke Frauen, die inspirieren und die Welt bewegen

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