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3.3 Damaskus in Am 1

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Dies ist offenbar auch in Am 1,3–5 der Fall, dem ersten der acht Völkersprüche im Amosbuch.

»3 So spricht JHWH: Wegen dreier Frevel von Damaskus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen. Wegen ihres Zertretens von Gilead mit eisernen Dreschschlitten.

4 Und ich werde schicken ein Feuer in das Haus Hasaels, und es wird fressen die Paläste von Ben Hadad.

5 Und ich zerbreche den Riegel von Damaskus und schneide heraus den Bewohner / den Thronenden52 vom Sündental und den, der das Szepter hält von Beth Eden, und das Volk Arams wird gefangen fortgeführt werden nach Kir, spricht JHWH.«

Im Unterschied zu den Korpora der Fremdvölkerorakel in den großen Prophetenbüchern liegt zu Am 1–2 eine Fülle von neueren Untersuchungen vor. Hierbei besteht grundsätzlich weitgehend Einigkeit darüber, dass die beiden Kapitel einerseits und die Visionen in 7–9 andererseits den Kern des Buches rahmen, der in den »Worten des Amos von Tekoa« zu suchen ist. Ebenso hat sich in den Arbeiten der vergangenen zwei Jahrzehnte die bereits von Wellhausen53 begründete Auffassung durchgesetzt, dass man, will man literarkritisch innerhalb von Am 1,3–2,16 differenzieren, hinter einen Kern nicht zurückkommt, der aus den Worten über Damaskus, die Philister, Ammon, Moab und Israel besteht.54 Diese Gruppe aus fünf Zahlensprüchen erweist sich als »literarisch ausgesprochen artifiziell ausgestaltet«55 und auf die fünfte, die Israelstrophe, hin ausgerichtet.56

Für unsere Fragestellung ergibt sich nun folgendes Bild: Dem Leseablauf nach folgt das Gericht über Israel auf die Heimsuchung der Nachbarnationen und erscheint als Kulminationspunkt der vorangegangenen Strafhandlungen. Das Gericht über Israel ergeht nach dem Gericht an den Völkern – so gesehen scheint hier auf synchroner Ebene eine Parallele zu der gedanklichen Bewegung vorzuliegen, wie sie oben – diachron – für Jes 17 festgestellt werden konnte.

Andererseits ist jedoch auch deutlich, dass, wie es Jörg Jeremias mit Verweis auf Peter Höffken feststellt, »gerade umgekehrt die Völkersprüche literarisch von der Israelstrophe als ihrer Überbietung her gestaltet worden sind«57 und den auf die unbedingte Gerichtsprophetie zulaufenden Visionenzyklus in Am 7–9 bereits voraussetzen.58

Dieses gerichtsprophetische Prä wird nicht zuletzt durch die Begründung deutlich, die der Ankündigung des zerstörerischen Handelns JHWHs vorangestellt ist. Es geht hier nicht um den – selbstverständlichen – göttlichen Beistand gegen einen Feind in einer militärischen Bedrohungssituation wie in Jes 17,1–3*, der nicht weiter begründet zu werden braucht. Es geht explizit um Strafe für Vergehen , hier, in Am 1,3b, nicht näher historisch identifizierbare militärische Aktionen der Aramäer in Gilead, die, so Volkmar Fritz, »allenfalls geschichtlicher Erinnerung entspringen«59. Es verhält sich darum nicht nur literarisch, sondern auch theologisch so, wie es Jörg Jeremias formuliert hat: Die gedanklichen Kategorien der Gerichtsprophetie werden hier nicht aus JHWHs Handeln an den Völkern entwickelt, sondern umgekehrt auf diese übertragen.60 In dieser Hinsicht entspricht der Völkerzyklus des Amosbuches eher dem Verhältnis zur Gerichtsprophetie, wie ich es oben für Jer 49 zu begründen versucht habe.

Das Damaskuswort in Am 1 erhält so, verglichen mit Jes 17 und Jer 49, ein ganz eigenes Gepräge. In Jes 17,1–3* impliziert das Unheil für Damaskus – und Ephraim – Rettung für Juda. In Jer 49 besagt die klagende Feststellung der Zerstörung von Damaskus – mit ihren gerichtstheologischen Zusätzen oder auch ohne diese –, dass JHWH nicht nur der Urheber der Zerstörung Jerusalems ist, sondern auch die Verwüstung der Aramäermetropole herbeigeführt hat. Inwiefern darin eine verhaltene heilstheologische Botschaft für Juda steckt, darüber mag man streiten. Mit Blick auf das herangezogene Damaskuswort fällt es mir mit Huwyler jedoch eher schwer, eine solche zu entdecken: »In den jeremianischen Texten spricht offensichtlich kein Heilsprophet, der das Heil Israels durch das Unheil der Völker verkündigt.«61 Am 1–2 wiederum fasst JHWHs Handeln an den Völkern wie an Israel eindeutig unter die gedankliche Kategorie des Gerichts. Wie an Damaskus, so wird JHWH auch an Israel als Richter aktiv werden: »Jahwe handelt nicht nur an Israel, sondern ist als Herrscher der Geschichte auch der Vollstrecker gerechter Strafe an den Nachbarn.«62 Sein Zuständigkeitsbereich für die Durchsetzung von Recht und Gerechtigkeit wie für die Sanktionierung von Übertretungen ist hier nahezu universal.63

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