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8. Scheltrede der Sonne an die Götzendiener

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1. Wenn die Sonne das ganze Menschengeschlecht zusammenrufen und zu ihm in einer Rede spräche, würde sie euch Hoffnungslose ungefähr mit folgenden Worten erschüttern: „Wer hat euch, vergängliche Menschen, die ihr alle Tage euch gegen den höchsten Gott auf verschiedene Weise empört, zu dieser ungeheuerlichen Tat getrieben, daß ihr in frevelhafter Leidenschaft und ruchlosem Irrwahn willkürlich mich sterben und leben lasset? Möchten doch Erfindungen dem hergebrachten Brauche oder einer einzigen Art eures törichten Sinnes entspringen! Möchten doch ohne Schmach für mich eure verwerflich frevelhaften Ideen sich ausspinnen! Nun schont ihr auch mich nicht, indem ihr mich in den Abgrund schleudert und euer Gerede kennt gar keine Rücksicht, sondern zugleich mit meiner Entehrung eilt ihr in euer tödliches Verderben. 2. Die einen versenken mich in Ägypten in die Wellen des Nils und dessen reißende Strudel aus hartnäckiger Raserei, andere beklagen mich, indem sie sich entmannen, andere kochen mich, nachdem sie mich grausam hingemordet, entweder in einem Topfe oder heften an sieben Bratspieße die zerstückelten Glieder meines Leibes. Wer nur ein wenig mit friedlichen Worten schmeichelt, denkt sich unter mir den Lenker eines Viergespanns. Werfet doch einmal einen solch verderblichen Wahnsinn von euch, laßt euch durch heilsame Überredung mahnen und sucht den wahren Weg des Heiles. Ein Feind Gottes ist es, der dies ausgedacht oder ausgesonnen hat und nicht eine einfache oder übliche Strafe begleitet die Untat eines solchen, der die Geheimnisse mit ruchlosen Ideen befleckt, der über das herrliche Gotteswerk6 derartiges erfunden hat. 3. Betrauert eure Toten, ihr, die ihr auch selbst eines gleichen Todes sterben werdet, spendet euren Königen nach eurem Willen Totenopfer und tröstet sie über den Verlust ihrer Kinder durch eine andere Art von Heilmitteln hinweg. Betrauert den Liber, betrauert die Proserpina, betrauert den Attis, betrauert den Osiris, aber ohne unserer Würde Schmach anzutun. Ich will mich nicht durch deren Grabhügel und Asche führen lassen, will nicht meinen Namen zur Förderung eures Irrwahns hergeben. Zum Beginn des Tages bin ich von Gott geschaffen worden, das allein genügt mir. Warum beraubt ihr mich der Würde und Ehre des Amtes? Als etwas anderes hat mich Gott geschaffen, etwas anderes bin ich nach seinem Gebot, und ihr zerteilt mich nach eurer Laune, zerfleischt mich nach eurer leidenschaftlichen Willkür. Was ich bin, das lediglich zeige ich an mir und nichts anderes sollt ihr euch unter mir vorstellen, als was ihr an mir seht. Das ist Gott angenehm, das nimmt Gott gerne an, das führt die Menschen zum Weg des Heiles, wenn ihr die Irrtümer wegwerft und schlicht und gläubig Gottes Gnade schöpft.“ 4. Dies, allerheiligste Kaiser, in einer zur Darstellung der Sitten geeigneten Rede gesagt zu haben, möge meinerseits genügen. Doch ich will jetzt durch die Lehre der heiligen Lesungen unterrichtet die verlorenen Menschen mit einem religiösen Gespräch ermahnen. Wenn es Götter sind, die ihr verehrt, warum betrauert ihr sie dann? Warum beklagt ihr sie in jährlicher Trauer? Wenn sie der Tränen und der Trauer wert sind, warum überhäuft ihr sie mit göttlichen Ehrenbezeugungen? Tut also das eine von beiden: entweder betrauert sie nicht, wenn sie Götter sind, oder wenn ihr sie der Trauer und Tränen wert erachtet, dann nennt sie nicht Götter, damit nicht durch eure Trauer und eure Tränen die Majestät des göttlichen Namens entheiligt wird. 5. Doch weil der verdorbene Sinn, verstrickt in die Schlingen frevelhafter Leidenschaft, durch keinen Vernunftgrund wiederhergestellt werden kann, will ich das übrige behandeln, damit die Barmherzigkeit Gottes, wenn alles bekannt gemacht und aufgedeckt ist, was gottlose Schlechtigkeit, mit einer religiösen Weihe versehen, im Namen unseres Herrn Jesu Christi die Gefallenen aufrichte, die Flüchtigen zu sich zurückrufe, die Zweifelnden stärke, die Irrenden bessere und, was die Hauptsache ist, den Sterbenden Leben verleihe.

Frühchristliche apologetische Schriften

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