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7.5 Friesisch in den Medien 7.5.1 Friesisch in Radio und Fernsehen

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Das Thema Friesisch in Radio (und Fernsehen) lässt sich bis in das Jahr 1976 zurückverfolgen (Friedrichsen et al. 1999: 18) und hat zu einer Reihe von Publikationen und Kommentaren geführt (z.B. Alcock/O’Brien 1980, Nordfriisk Instituut 1987, Hingst 1990, Riecken 1991 und 1999, Funck 2013, Haug 2013 und Ketels 2013).

Das wichtigste Anliegen der friesischen Volksgruppe ist die Aufnahme regelmäßiger Sendungen in nordfriesischer Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (NDR). Diese Forderung wurde stets seitens des NDR mit Argumenten wie der friesischen Dialektvielfalt und der geringen Sprecherzahl abgewiesen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Rundfunk ein Massenmedium sei, während die friesische Volksgruppe keine Masse darstelle. Ferner dürfte eine friesische Sendung eine „Abschaltfunktion“ haben. Nach langen Diskussionen kam am 4.4.1989 ein bescheidener Durchbruch mit dem Beginn der dreiminütigen Sendung Friisk for enarken (‚Friesisch für jedermann‘), die einmal wöchentlich mittwochs gegen 20.30 in NDR 1 Welle Nord ausgestrahlt wird. Gesendet wird das Programm von Flensburg aus und wird im Regionalbereich Flensburg empfangen (etwa bis zu einer Linie Husum-Schleswig). Ansonsten lässt es sich im Internet abrufen.1 Das ist bis heute (2019) der Stand.

Um den Bedarf an friesischsprachigen Journalisten zu decken, die die Sendung erst ermöglichen, besucht der Fachbereich Frisistik der Universität Kiel regelmäßig das NDR-Studio in Kiel, wo Studierende kostenlos eine Zusatzqualifikation als Rundfunk-Journalist erhalten können. Seit langem sorgt außerdem eine Journalistin aus Flensburg regelmäßig für Beiträge (Haug 2013).

Im Versuche, das Defizit an Radiosendungen auszugleichen, unterstützt der NDR friesische Organisationen bei der Austragung der Veranstaltung Ferteel iinjsen! (‚Erzähl mal!‘) (vgl. Kap. 7.6.5).

Da die friesische Volksgruppe sich mit diesem Zustand nicht zufriedengeben wollte, sind mehrere Privatinitiativen entstanden (Pingel/Steensen 2011, Funck 2013). In den 1990er Jahren entstand unter dem Namen Radio Friislon eine Reihe einstündiger Sendungen im Radio, wo Friesen zum ersten Mal mit dem Offenen Kanal Westküste zusammenarbeiteten. Enttäuscht über das fehlende Interesse seitens des NDR wurden die Sendungen nach zirka zwei Jahren eingestellt.

1999 wurde der ferian for en nuurdfresk radioffnr (‚Verein für ein nordfriesisches Radio‘) in Kiel gegründet, dessen Ziel die Einrichtung eines eigenen friesischen Senders war (Riecken 2010). Unter dem Namen Radio Redbad wurden friesische Sendungen fürs Internet produziert. Der Verein ging einen Schritt weiter und setzte sich für die Produktion von Dokumentarfilmen ein, die anschließend beim Medienbüro Riecken realisiert wurde (vgl. Kap. 7.5.3).

Ein weiteres Projekt des ffnr waren 2001 vier Sendungen unter dem Namen Friiske Perspäktiiwe (‚Friesische Perspektiven‘) im kommerziellen Sender Radio Schleswig-Holstein (RSH).

Das nächste Projekt war Nordfriisk Radio (NFR), das am 1.4.2004 auf Sendung ging. Der Sender befand sich im Versammlungshaus der Foriining for nationale Friiske in Stedesand und arbeitete mit dem modernen Gedanken eines Webradios. Auf Grund technischer Schwierigkeiten und der Überlastung der wenigen Aktiven wurde der Sender nach drei Jahren eingestellt. Die hier gemachten Erfahrungen ebneten aber den Weg für weitere Entwicklungen.

Im März 2009 ging in Leck ein neues Webradio Radio Magic Music auf Sendung, wo von montags bis freitags mehrere Male am Tag friesische Nachrichten unter dem Namen Nais foon diling (‚Neues von heute‘) ausgestrahlt wurden (Funck 2012). Als auch dieser Sender Ende 2010 seine Arbeit einstellen musste, übernahm der neue Sender Friisk Funk den Nachrichtendienst.

2010 löste sich der Verein ffnr auf, als der Friesenrat die Unterstützung der Produktion von Dokumentarfilmen einstellte. Ein weiterer Grund war die Inbetriebnahme des neuen Senders Friisk Funk am 25.9.2010 in den Räumlichkeiten der Ferring Stiftung auf Föhr. Dieser geht montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr im Offenen Kanal sowie im Internet auf Sendung.2 Finanziert wird der Sender durch die Ferring Stiftung, öffentliche Projektmittel und den Offenen Kanal Schleswig-Holstein. Der Sender kann auf den Inseln und zum Teil auf dem Festland sowie übers Internet empfangen werden (Ketels 2013).

Auch nach Einrichtung von Friisk Funk ging die Entwicklung weiter. Im Jahre 2011 entstanden 18 kurze Komödien als Hörspiele unter dem Namen E krouf bai e Wiidou (‚Das Wirtshaus an der Wiedau‘), in denen alle fünf in der Region gesprochenen Sprachen zur Geltung kamen. Diese wurden in Friisk Funk ausgestrahlt und sind inzwischen bei Youtube zu finden (Funck 2013: 186f.).

Auf der Insel Sylt begann 2009 der private Radiosender Syltfunk – Söl’ring Radio friesische Beiträge im Internet, ab dem 31.5.2015 auf UKW zu senden. Nach Anmeldung der Insolvenz wurde der Sender im Februar 2019 vom kommerziellen Sender Antenne Sylt übernommen, der seit 2011 ebenfalls Sendungen in friesischer Sprache ausstrahlt (Nordfriisk Instituut 2011a), inzwischen über UKW, Kabel, Internet und Dab Plus.3

Der jüngste friesische Sender tjabelstünj (‚Klönstunde‘) wird von Studierenden der Universität Kiel im Offenen Kanal betrieben. Seit Februar 2016 sendet er mittwochs und freitags in verschiedenen Mundarten (Böhmer 2018). Viele Aktivisten auf dem Gebiet der Medien sind ehemalige Studierende des Fachbereichs Frisistik der Universität Kiel.

Im Fernsehen ist Friesisch nur sehr selten zu sehen. Gelegentlich werden Filme mit friesischen Beiträgen und deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Die vom Medienbüro Riecken produzierten Dokumentarfilme finden im öffentlichen Fernsehen keine Berücksichtigung.

Oft wurde beklagt, dass kein Vertreter der Regional- und Minderheitensprachen in einem Fernsehrat säße. Seit dem 1.6.2016 ist Karin Haug Mitglied im ZDF-Fernsehrat, wo deutlich wird, dass viel Arbeit zu leisten ist. Ein Anfang ist aber gemacht (Haug 2017).

Obwohl sich der NDR bis heute weigert, auf die Forderungen der friesischen Volksgruppe einzugehen, was immer wieder von den Sachverständigenausschüssen des Europarates beanstandet wird, hat eine kleine Gruppe von Enthusiasten mehrfach die Möglichkeiten eines friesischen Senders unter Beweis gestellt. Inzwischen sieht der NDR ein, dass es „besser“ sein könnte (Nordfriisk Instituut 2017a).

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