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WERTE, POLITISCHE HALTUNGEN UND SOZIALES ENGAGEMENT

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Über die regionalspezifische Verteilung von Werthaltungen, also von Kriterien, nach denen Verhaltensweisen anderer Personen beurteilt werden und eigene Lebensorientierungen erfolgen, ist mangels entsprechender Forschungsanlagen wenig bekannt. Zwar stimmen insgesamt auch Landjugendliche demokratischen Einstellungen deutlich mehrheitlich zu, allerdings kann – auch bei einer Minderheit der verbandlich in der Landjugend Organisierten – die Befürwortung von „autokratischen und undemokratischen Meinungen“ als „bedenklich“ gelten (Stein 2013: 139). Bemerkenswert, wenn nicht besorgniserregend, ist darüber hinaus die im Vergleich zu städtischen Gebieten breitere Akzeptanz, die gegen Ausländer*innen gerichtete und extrem rechte politische Einstellungen erhalten. Nach der repräsentativen Studie von Baier u. a. (2009) sind dabei männliche Jugendliche, ostdeutsche Landstriche und niedrigere Bildungsniveaus besonders belastet. Vermutlich dürfte die geringere Wahrscheinlichkeit, zu Migrant*innen Kontakt schließen zu können, für die Stadt-Land-Unterschiede der Belastung mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wesentliche Erklärungskraft besitzen. Hinzu kommen Abwanderungstendenzen der Jüngeren verbunden mit einer Überalterung (Salomo 2019) unter den Zurückgebliebenen sowie die auf dem Lande überproportional verbreitete „lokalistische“ Orientierung, die das Entstehen einer „Nahmoral“ und einen „höheren Konformitätsdruck“ begünstigt (Simon u. a. 2017: 50). Sie kann an „Fragmenten traditioneller Werthaltungen“, „die in ländlich strukturierten Sozialräumen stärker präsent sind“, wie „Konventionalismus, Autoritarismus, Homophobie bis hin zum Rassismus“ „anknüpfen“ und dabei Skepsis, wenn nicht gar Ablehnung und Hass gegenüber dem und den „Fremden“ mit sich bringen (ebd.: 48).

Das soziale Engagement scheint unter Landjugendlichen vergleichsweise hoch zu sein. Bei den in der Niedersächsischen Landjugend Organisierten liegt es deutlich über dem Engagementniveau, das für Jugendliche allgemein in Deutschland registriert wird – auch in Bereichen, die nicht unmittelbar mit der Landjugendmitgliedschaft zu tun haben (vgl. Stein 2013: bes. 124). Obwohl dafür sicher auch der Umstand verantwortlich ist, dass Engagierte sich erfahrungsgemäß häufig nicht nur auf ein Betätigungsfeld beschränken, sondern gleich in mehreren Bereichen Aktivitäten entfalten, tragen offenbar die weiterhin noch stärker erhaltenen Vereins- und Feiertraditionen, die größere soziale Nähe der Einwohner*innen untereinander und die vorrangig in westdeutschen Landstrichen verbreitete intergenerationelle Überlieferung religiöser Aktivitäten und Mitgliedschaften zu diesem hohen Level bei. Allerdings führt ganz offensichtlich der Ausbau der Ganztagsschule zu deutlichen Rückgängen von Engagementmöglichkeiten und -bereitschaften – vor allem außerhalb schulischer Zusammenhänge (vgl. auch Simon u. a. 2017).

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