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WEGZIEHEN ODER BLEIBEN?

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Schametat, Schenk und Engel (2017) haben quantitativ mittels Fragebogen 444 Neuntklässler*innen verschiedener Schulformen in den Kreisen Höxter und Holzminden im Hinblick auf ihre regionalen Bindungen befragt. Die schon aufgrund ihrer regionalen Beschränkung nicht für Deutschland insgesamt repräsentative Studie kommt zu dem Schluss, dass 71,6 % gern in ihrem jetzigen Wohnort leben, nur für 13,9 % gilt das nicht, und 14,4 % wissen sich weder für die eine noch die andere Antwortmöglichkeit zu entscheiden (vgl. ebd.: 70). 9 % aller Befragten wollen „auf jeden Fall“ und 28,4 % „eher“ „hier bleiben“; 26,5 % wollen „eher“, 13,1 % „unbedingt“ „wegziehen“; dem Rest ist es „egal“ (ebd.: 81). Bemerkenswert dabei ist, dass auch ein gutes Fünftel derjenigen, die gern in ihrem Wohnort leben, eine Abwanderungstendenz hat. Was also entscheidet darüber, ob man einen Wegzug aus der Region plant oder nicht? Nach dieser Untersuchung hängt die Bindungsneigung am stärksten von der Einschätzung und positiven Bewertung der Region selber ab, für die wiederum – in dieser Reihenfolge – Landschaft, Natur, Freizeitmöglichkeiten und die Erreichbarkeit für attraktiv gehaltener Räume und Orte von vorrangiger Bedeutsamkeit sind. Einen zweiten Bindungsfaktor bildet die Familie, einen dritten die Wertschätzung von Freizeit, wobei hier Sportaktivitäten bzw. -kontakte und auch freundschaftliche Bindungen, wenn sie im gleichen Maße wie familiäre Bindungen geschätzt werden, sowie starke Paarbeziehungen besondere Rollen zu spielen scheinen. Wer hingegen „Einzelgänger“ ist, sich deutlich stärker an der Peergroup als an der Familie orientiert, shoppen gehen wichtig findet und/oder vor allem eine berufliche Karriere ansteuert, hat eher Abwanderungstendenzen (vgl. ebd.: v. a. 104–113). Während Wochnik (2014) feststellt, dass die Entscheidung über Gehen oder Bleiben der Berufswahlentscheidung vorausgeht und eher ein alternativer Berufswunsch verfolgt wird, als die Region zu verlassen, gibt die Mehrheit der Proband*innen in der Studie von Schametat u. a. zu erkennen, die Region verlassen zu wollen (oder zu müssen?), um den primären Berufswunsch in die Tat umsetzen zu können. Abwanderungsintentionen steigen auch mit der Ortsgröße. Interessanterweise ist in größeren Ortschaften die Zufriedenheit mit der Freizeitsituation und den Einkaufsgelegenheiten trotz tatsächlich größeren Angebots geringer (vgl. ebd.: 116 f.) – ein erneuter Hinweis darauf, dass sich subjektive Bewertungen nicht mit objektiven Lagen decken müssen.

Deutlich stärkere Bleibetendenzen stellt die niedersächsische Landjugendstudie 2010 fest (vgl. Stein 2013), in der allerdings bis auf 3 Befragte alle Proband*innen Mitglieder der Niedersächsischen Landjugend und auch im Durchschnitt mit fast 21 Jahren deutlich älter sind, weshalb auch die von ihr produzierten Ergebnisse nicht verallgemeinerbar sind. Hiernach würden 99,5 % am liebsten weiterhin innerhalb der nächsten fünf Jahre in der Region bleiben (vgl. ebd.: 142). Dabei ist zusätzlich anzumerken, dass kaum Migrant*innen einbezogen wurden (5 % der Stichprobe), viele bereits altersbedingt die Ausbildung und damit auch – anders als die o. e. Neuntklässler – ihre Berufsorientierung hinter sich haben und – wie schon oben erwähnt – mehr als ein Drittel der Proband*innen in der Landwirtschaft tätig ist, gewachsene Freundeskreise stark für die Wohnortwahl zu Buche schlagen und 77,3 % sich „stark familienorientiert“ zeigen. Fast ein Fünftel gibt auch die Landschaft als Grund für die Wohnortpräferenz an, immerhin 13,1 % benennen auch „Tradition/Kultur“ als mit ausschlaggebend (ebd.: 113, 142 f. und 162).

Resümierend ist festzuhalten: Umso positiver die regionale Verankerung ausfällt, umso stärker die sozialen Kontakte sich darstellen, umso höherer Stellenwert der Freizeit zugemessen wird und umso kleiner der Ort ist, an dem man*frau wohnt, desto größer ist die Bindungsneigung.

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