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„EINIGE SCHÜTTELN DA VIELLEICHT DEN KOPF, DASS MAN SO WEIT FÄHRT FÜR ’NEN TRECKER, ABER DAS IST HALT MEIN DING.“
ОглавлениеGonne (21) – Auszubildender und hobbymäßiger Schrauber – wohnt sein ganzes Leben schon in Hollehitt bei Flensburg
Hallo, Gonne, ich weiß von dir schon, dass du in deiner Freizeit an verschiedenen Fahrzeugen schraubst. Seit wann machst du das denn?
Ich glaub, das Schrauben fing irgendwann mal in der Kindheit an. Hab mal angefangen, meinen eigenen Trettrecker auseinanderzubauen. Und irgendwie musste der ja dann auch wieder zusammengebaut werden. Dann hat man sich da so ’n büschen [bisschen] mit beschäftigt, hab manchmal das Werkzeug von Papa geklaut. Wir hatten früher Kettcars. Da hat man ja auch mal einen Platten reingefahren [lacht] und das musste ja dann auch wieder heile gemacht werden, sag ich mal. Papa hatte schnell ’n neuen Schlauch eingebaut oder beim alten einen Flicken drübergemacht. So fing das an. Und dann nachher beim Rasenmäher. Jetzt halt auch Trecker, Autos und so was. Mofa gabs dann auch und dann das Moped. Ach ja, und die Koppelautos gabs ja auch noch! [lacht]
Koppelautos? Was ist denn das?
Das sind ganz normale alte Autos, die keinen TÜV mehr bekommen haben. Und weil wir so ’ne Strecke auf der Pferdekoppel hatten, haben wir denn [dann] unsere kleine Rennbahn gehabt. Irgendwas ging dabei ja auch immer mal kaputt. Deswegen konnte man ja nicht das ganze Auto wegschmeißen und sich denn ein neues holen, sondern da musste man ja dann vielleicht auch mal so ein paar Kleinigkeiten auswechseln.
Wie alt warst du, als ihr das erste bekommen habt?
Ich glaub, mit acht oder so bin ich das erste Mal mit’m Koppelauto gefahren. Später mit zehn konnte ich dann auch selber richtig fahren. Der Vorteil war, wenn man nachher in die Fahrschule kam, hatte keiner wirklich Schwierigkeiten, mit dem Auto zu fahren. [lacht]
Inwieweit kennst du dich inzwischen mit der Technik von solchen Fahrzeugen aus?
Na ja, ich bin jetzt immer noch kein Profi. Bei bestimmten Sachen, die man auseinanderbaut, fragt man vielleicht auch einige Leute, die so was schon mal gemacht haben. Aber eigentlich mach ich das nur, um mal zu fragen, wie das und das jetzt genau geht. Aber sonst kenne ich mich bei meinen eigenen Fahrzeugen schon aus.
Also kannst du dann einfach vieles selber machen und musst das Auto nicht in die Werkstatt bringen?
Genau. Mittlerweile bin ich allerdings auch ’n büschen fauler geworden. [lacht] Aber sonst mach ich eigentlich viel selber, auch Rasenmäher und bei meinen Treckern. Na ja, und was ich früher mit meinem Mofa gemacht habe, dazu möchte ich jetzt lieber nichts sagen. [lacht]
Machst du das im Regelfall allein oder mit wem übst du das Hobby aus?
Eigentlich bin ich schon eher für mich. Ich bin schon immer so ein kleiner Einzelgänger gewesen, das wollte ich auch. Ich hab meine Werkstatt in der Scheune, und es kommt immer mal irgendjemand rein, aber das stört mich auch gar nicht. Aber wenn ich wirklich schraub, bin ich meistens froh, wenn ich meine Ruhe hab. [lacht]
Du hast jetzt gerade kurz die Scheune erwähnt … Denkst du, dass es für dein Hobby von Vorteil ist, auf dem Land zu leben?
Der Vorteil ist, wir haben ja diesen alten kleinen Hof hier noch. Wär ich in ‘ner Stadt aufgewachsen, ich weiß nicht, ob ich das mit dem ganzen Schrauben irgendwann angefangen hätte. Weil man halt diese Möglichkeit hatte, konnte man ja auch schon viel machen. Auch so ein Trecker, dass der erst mal irgendwo stehen konnte. Du hast halt einfach diesen Platz. Ein weiterer Vorteil ist halt auch die Scheune. Da ist meine Werkstatt. Das wär jetzt in der Stadt, denk ich mal, nicht so möglich.
Vermisst du denn hier auf dem Land irgendwas in Bezug auf dein Hobby?
Wenn man selber kein Auto hätte, denn hättest du in der Stadt vielleicht schon Vorteile, weil du da mal schnell mit der Busverbindung zur Not irgendwo hinfahren könntest und da denn irgendwas, ein Ersatzteil oder so, holen könntest. Aber eigentlich vermissen tu ich nichts. Ich hab ja auch ein Auto, Gott sei Dank. Oder auch mehrere. [lacht] Hat sich irgendwie so ergeben, dass man jetzt drei Autos hat. [lacht] Ich glaub, wenn man kein Auto hätte, dann wäre man auf dem Land schon büschen aufgeschmissen. Ich glaub, ein Auto ist einfach ein Muss.
Wie war das dann früher, als du noch kein Auto hattest?
In Schwensby, das ist ein Dorf weiter, da haben wir jemanden, der so Gokarts verkauft und Roller und Mopeds so ‘n büschen hat. Da konnte man eigentlich immer gut mit’m Fahrrad hinfahren und sich da denn irgendwas holen, was man brauchte. Oder die Eltern fahren da mal mit einem hin.
Kannst du vielleicht kurz erklären, was dich an der Schrauberei und an den Fahrzeugen so fasziniert?
Eigentlich hat mich schon immer alles interessiert, was sich dreht, so wie ein Rad. Irgendwas steckt ja auch dahinter. Beim Fahrrad tritt man halt selbst und beim Fahrzeug ist es halt entweder der Motor oder ’n Getriebe. Es ist einfach mal interessant zu wissen, wie so was funktioniert. Eigentlich so dieses Maschineninteresse: Warum ist das jetzt so, dass, wenn ich da auf dieses Pedal drücke, das Auto sich in Bewegung setzt.
Wie bist du denn zu dem Wissen über die Technik gekommen?
Es gibt halt vieles, wo man nachschlagen kann, wenn man wirklich mal Hilfe braucht bei gewissen Sachen. Man macht ja auch mal Sachen, die man vorher noch nie auseinandergebaut hat, und da ist man ja eigentlich doch erst mal sehr vorsichtig. Opa ist ja auch ’n alter Schrauber und Opa kann man immer noch wirklich gut fragen. Oftmals hat Opa ja auch geholfen, so bei den Koppelautos. Er ist ehemaliger KFZ-Mechaniker. Ich glaub, man muss einfach austesten, und wenn man dann wirklich auch Bock drauf hat, dann klappt das irgendwann auch. Man braucht halt das Interesse. Und das kommt auch, wenn da Fahrzeuge rumstehen wie Trecker oder wenn man ’nen Opa hat, der einem beim Umgang damit hilft.
Wie viel Zeit verbringst du denn in der Woche ungefähr mit deinem Hobby?
Meistens abends. Ich bin ja noch in der Ausbildung. Irgendwann um fünf hab ich Feierabend. Dann komm ich nach Hause und bin eigentlich erst mal fertig. Dann macht man noch seine Tiere noch ’n büschen, guckt nach den Gänsen, und dann hat man so ’ne Stunde oder zwei, die man vielleicht noch schraubt. Das macht man aber auch nicht immer. Es hängt halt auch davon ab, ob jetzt grade ein Projekt ansteht oder nicht.