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„WÄR ICH IN ‘NER STADT AUFGEWACHSEN, ICH WEISS NICHT, OB ICH DAS MIT DEM GANZEN SCHRAUBEN IRGENDWANN ANGEFANGEN HÄTTE.“

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Dein Opa hat ja zu Hause auch eine Hebebühne.

Ja. Er hat halt immer noch die Möglichkeit, in seiner kleinen Werkstatt zu schrauben. Da sieht man einfach auch wieder diesen Platzvorteil auf dem Land. Ich glaub, das kriegst du in der Stadt einfach nicht, auch so Unterstellmöglichkeiten für ’nen Trecker oder so. Wenn ich jetzt in die Stadt ziehen müsste, ich weiß gar nicht, ob ich mich da wohlfühlen würde. Nee. [lacht] Ich bin einfach ’n Landei, ne. Ich kenn halt einfach nur das. Und eigentlich will ich hier auch gar nicht mehr weg.

Was hast du denn sonst noch für Hobbys, die du vielleicht auch in der Stadt ausleben könntest?

Ich hab zu Hause noch Gänse. Also mit Tieren kann ich eigentlich auch gut, außer mit Hunden. Man kann das halt einfach gar nicht vergleichen. Du hast aufm Land halt einfach ganz andere Möglichkeiten als in der Stadt. Ich hab ja eigentlich schon, seit ich klein bin, Gänse. Gerade jetzt auch mit den Gänsen – ich glaub, das wäre halt in ’ner Stadt nicht ganz so möglich.

Gibt es denn allgemein irgendwas, was du auf dem Land vermisst und was es in der Stadt gibt?

Nee, eigentlich nichts. Ich mein, das Geile in der Stadt ist: Du hast vieles einfach da, weil du mittendrin wohnst. Aber wir wohnen jetzt eigentlich auch nur 20 Minuten von Flensburg weg, und das ist eigentlich auch nicht schlimm. Man kann super entspannt hinfahren, das ist gar kein Problem, und vermissen tu ich gar nichts.

Was ist denn für dich typisch ländlich?

Gülle zum Beispiel! [lacht] Weil das riechst du eigentlich auch nur aufm Land. Trecker und all so was, Erntemaschinen und einfach diese Freiheit. Du hast Platz ohne Ende. Du musst nicht in so ’ner Stadt wohnen, wo du vielleicht nur ’n kleinen Minigarten hast. Ich glaub, wenn man es nicht anders gewohnt ist, dann ist das in Ordnung, aber für mich wär das nichts.

Schraubst du nur an eigenen Fahrzeugen?

Ich hab auch so ’n kleines Umfeld, für das ich schon mal was mache. Aber ganz wenig. Eigentlich schraub ich hauptsächlich nur an eigenen Sachen rum. Wir haben auch noch einen Trecker, und ich hab mir jetzt auch noch einen Oldtimertrecker gekauft, wo man noch ein paar Sachen ausbessern könnte.

Hast du deinen Ausbildungsweg auch in die Richtung gewählt?

Ja, ich mach ’ne Ausbildung als Land- und Baumaschinenmechatroniker. Im Großen und Ganzen schraub ich da eigentlich nur an Rasenmähern, Kleinmotoren, Kettensägen. Heute hast du mal einen Freischneider, also so ’n Fadenkopfmäher zum Beispiel, denn morgen mal ’n Rasenmähertrecker, ’n Handrasenmäher, ’ne Heckenschere oder ’ne Kettensäge. Ich denke mal, das werde ich nach der Ausbildung auch noch weitermachen. Ob ich denn noch mal was anderes machen möchte, weiß ich noch nicht genau.

Also machst du quasi dein Hobby zum Beruf?

Ja. Gut, manchmal hat man auch Tage, wo es keinen Spaß macht. Aber ich glaub, das gibts überall. Dann ist man mal ganz kurz ’n büschen angepisst, weil das einfach so scheiße ist, aber das ändert sich dann eigentlich wieder. Es gibt halt immer gute Tage und schlechte.

Wie kommst du denn an die ganzen Ersatzteile? Gerade auch für die Oldtimer.

So schwierig ist das eigentlich gar nicht. Bei meinem Ausbildungsbetrieb kann man eigentlich ziemlich alles bestellen. Eigentlich kriegst du immer noch alles, genauso wie damals. Es kostet halt einfach nur ziemlich viel Geld, weil Oldtimer-Teile sind teuer. Da muss man vielleicht erst mal ’n büschen länger sparen, für gewisse Sachen, aber die Hauptsache ist, man kriegt die. Das ist eigentlich ganz gut, weil ich bin ja eh da, und dann kann ich abends nach dem Feierabend ein paar Teile bestellen, die ich brauch. Einiges haben wir sogar da. Also für ’nen Trecker jetzt vielleicht nicht, aber zum Beispiel für ’nen Rasenmäher, auch wenn mal mein eigener Rasenmäher kaputtgeht.


Bezahlst du das dann von deinem eigenen Gehalt?

Unser Hof ist mal ’n landwirtschaftlicher Betrieb gewesen. Das ist er jetzt eigentlich in gewissem Sinne nicht mehr, aber er ist immer noch angemeldet als landwirtschaftlicher Betrieb. Und denn schicken wir uns das als Rechnung zu, und dann kann man das halt noch ’n büschen absetzen. Ich mein, wir haben ja immer noch Pferde, Gänse, Hunde, Katzen, Hühner und so was. Wir haben also da immer noch unseren kleinen Bauernhof.

Was machst du denn mit den Treckern, wenn ihr eigentlich kein landwirtschaftlicher Betrieb mehr seid?

Wie gesagt: Pferde haben wir ja immer noch. Meine Schwestern haben ziemlich viel mit Pferden am Hut. Das ist halt deren Hobby. Und dann gibts da ja Strohballen und Heuballen. Und da muss ja einmal in der Woche gerne ’n Ballen reingefahren werden. Dafür braucht man halt auch ’n Trecker. Da ist man doch froh, dass man den als Hilfe hat, weil, wenn man die da selber irgendwie reinrollen soll … ich denk mal, das wäre nicht so schön. [lacht] Also ist mit’m Trecker einfach wesentlich leichter. Eigentlich macht man so ziemlich alles selber noch so mit’m Trecker. Wie mit diesem Strohfahren. Wenn geerntet wird, dann kriegen wir immer unsere Strohballen. Und der ganze Mist, den die Pferde so produzieren, sag ich mal [lacht], das muss ja dann auch mal gerne ausgestreut werden. Wir haben halt auch immer noch so ’n kleinen Miststreuer, und damit machen wir auch die ganzen Sachen selber. Klar, da spart man dann auch noch ’ne kleine Menge Geld, weil, wenn man da dann noch jemand anheuern sollte, der das dann macht, kostet das denn auch noch ’n büschen Geld.

Du hast ja vorhin auch von den Koppelautos erzählt. Wie viele hattet ihr da in der Zeit, wo ihr noch nicht selber Auto fahren durftet?

Das fing alles mit so ’nem alten Opel Kadett an. Dann kam irgendwann noch so ’n kleiner Peugeot dazu, und denn kriegte ich meinen eigenen Mercedes. Den hab ich ja immer noch in der Garage stehen. Das ist der, den Papa immer gefahren hat. Das Ding ist ja damals einfach schon alt gewesen, und jetzt ist er noch älter. Deswegen hatte ich eigentlich immer mein eigenes Auto.

Was ist jetzt mit den Koppelautos?

Na ja, die anderen Dinger haben wir weggeschmissen, die wurden irgendwann verschrottet. Meinen hab ich in die Garage gestellt, weil ich mit dem eigentlich immer vorsichtig gefahren bin. Weil’s einfach auch ’n Auto ist, das ich mag. Also irgendwo ist da so ’ne emotionale Bindung auch dabei, weil ich das Auto halt einfach mein Leben lang schon kenne. Ich will den eigentlich gerne noch mal irgendwann auf der Straße fahren.

Hast du das schon gemacht?

Ja, vielleicht mal illegal. [lacht] Kurz ’n Stück bewegt. Aber da müsste man noch mal viel für machen. Aber ich hab das immer noch vor.

Also wird das mal ein großes Projekt?

Das wird dann mal ein Riesenprojekt, den noch mal so richtig herzurichten, und da geht auch ’ne Menge Geld rein, wo viele vielleicht sagen würden: „Das lohnt sich doch gar nicht“, aber ich mein, jetzt ist er auch schon Oldtimer, und na ja, wenn ich jetzt noch ’n büschen warte, dann, … ich mein, irgendwann wird er ja auch mehr wert, und dann lohnt es sich halt schon, wenn man den dann wieder zurechtmacht.

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