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Cheryl Morgan

Das Phantastische ins Kippen bringen

Wie der Transgender-Wendepunkt die Speculative Fiction beeinflusst hat

Fantasy, und insbesondere die Science Fiction, haben immer ein Interesse an Veränderungen von Geschlechtern an den Tag gelegt. Den meisten Menschen erscheinen solche Geschlechtstransformationen als etwas Bemerkenswertes, wenn nicht gar Magisches. Für Transmenschen hingegen handelt es sich um einen Teil ihres täglichen Lebens. Uns ist nicht entgangen, dass die meisten Geschichten über uns aus dem Blickwinkel von Menschen verfasst sind, die von unserer scheinbaren Verwandlung fasziniert sind. Hält die Speculative Fiction dieser Tage, wo Transmenschen in den Medien mehr wahrgenommen werden und das TIME MAGAZINE einen »Wendepunkt« in Sachen Transgender verkündet, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mit, und wenn ja, wie hat sie sich in jüngster Zeit in dieser Beziehung verändert?

Im Mai 2014 bildete das TIME MAGAZINE Laverne Cox auf der Titelseite ab und verkündete einen Wendepunkt für Transgender. Seither haben die Mainstream-Medien eine Besessenheit von Transmenschen entwickelt, zum Guten wie zum Schlechten, aber wie geht die Speculative Fiction damit um? Haben wir ein Trans-Problem?

Auf den ersten Blick interessiert zumindest die SF sich seit jeher für Transmenschen. Die Idee, das biologische Geschlecht mit medizinischen Mitteln zu verändern (verschieben wir die Frage, was es bedeutet, trans zu sein) hat etwas von Science Fiction. Laut der Encyclopedia of Science Fiction reichen Geschichten über Geschlechtertransformationen mindestens bis ins Jahr 1924 zurück. Die Fantasy hat eine sogar noch weiter zurückreichende Tradition magischer Verwandlungen, die Ovids Metamorphosen einschließt (etwa 8 v. u. Z., für diesen Essay gelesen in einer Übersetzung von 1986). Wie dem auch sei, die Mehrheit dieser Geschichten wurde von Menschen erzählt, die nicht trans sind (Cismenschen).[1] Diese Leute mögen ein (zuweilen lüsternes) Interesse an Transmenschen haben, verfügen aber oft nur über ein mangelhaftes Verständnis der Thematik.

Ein besonderes Problem ist die Besessenheit von dem Umwandlungsprozess. Es ist ja verständlich, dass Cismenschen fasziniert von der Tatsache sind, dass das Geschlecht einer Person sich ändern kann, aber die Folge davon ist, dass Transmenschen nur aufgrund ihrer Transition als interessant betrachtet werden und nicht um ihrer selbst willen. Dadurch werden sie zum Objekt gemacht. Insbesondere ist das bei Büchern aus dem Young-Adult-Bereich der Fall, wahrscheinlich, weil die Verleger das Bedürfnis haben, Themen anzusprechen, mit denen sich junge Menschen ihrer Meinung nach konfrontiert sehen, und zwar auf lehrreiche und informative Weise. Wenn es ihnen allerdings tatsächlich darum geht, haben sie wohl ein sonderbares (und möglicherweise voyeuristisches) Lesepublikum im Sinn.

Dieses Problem der Jugendliteratur tritt bei mimetischer Belletristik deutlicher hervor, wofür der viel gelobte Roman Luna[2] (2004) von Julie Peters ein erstklassiges Beispiel darstellt. Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel der Cis-Schwester der Transfigur erzählt und konzentriert sich in erster Linie darauf, wie schwer es sein kann, eine Transperson in der Familie zu haben. Das »Happy End« der Geschichte besteht darin, dass die Transperson für immer ihr Zuhause verlässt.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Cismenschen, die über Transfiguren schreiben, oft nur wenig darüber wissen, warum jemand eine Transition vollzieht. In der SF, beispielsweise in Iain Banks’ CULTURE-Reihe (vor allem in Exzession von 1996) oder in Alastair Reynolds Chasm City (2001) wird die Geschlechtsumwandlung in erster Linie als eine Entscheidung für Personen mit außerordentlich langer Lebensdauer dargestellt und weniger als etwas, das Menschen tun müssen, um ein ehrliches und authentisches Leben führen zu können. Dadurch wird das Trans-Sein als eine »Wahl« dargestellt, was unausweichlich suggeriert, dass man sich auch anders entscheiden könnte oder dass eine solche Wahl per Gesetz verboten werden könnte.

Alternativ dazu kann die Umwandlung auch als Weg zu gesellschaftlichen Privilegien oder zur Macht dargestellt werden. In Lois McMaster Bujolds Botschafter des Imperiums (A Civil Campaign, 1999) ist das ziemlich explizit so. Hier vollzieht eine Frau die Umwandlung zum Mann, um in einer patrilinearen Gesellschaft einen Titel zu erben. Weniger offensichtlich verhält es sich in Lila Bowens Wake of Vultures (2016), in dem eine Figur als Trans beschrieben wird, weil sie Crossdressing praktiziert, um einen Job als Cowboy zu bekommen, dabei aber nie eine besonders große Neigung zu Maskulinität zeigt. Solche Geschichten nähren den Mythos, dass Transmänner einfach nur versuchen, auf der gesellschaftlichen Stufenleiter aufzusteigen und sich männliche Privilegien zu verschaffen, und legen nahe, dass die Behauptung, trans zu sein, nur Deckmantel für ein anderes, zwielichtigeres Unterfangen ist.

Wie dem auch sei, die Speculative Fiction befindet sich auf einer Reise. Die Inklusion und Repräsentation von Transfiguren hat sich mit der Zeit verbessert. Bevor wir einige bessere Beispiele betrachten, sollten wir allerdings umreißen, was wir mit der Bezeichnung »trans« in Bezug auf eine Figur meinen.

Für viele Menschen entspricht die Vorstellung von einer Transperson nach wie vor dem, was als »klassisch transsexuell« bekannt ist: Eine Person, die mit einem Körper geboren wird, der voll einem der beiden Pole des Geschlechterspektrums entspricht, die das intensive Verlangen verspürt, als eine Person des anderen Geschlechtsextrems zu leben, und medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, um ihren Körper zu diesem Zweck zu verändern. Solche Menschen gibt es zwar (und ich bin ein ziemlich typisches Beispiel), aber ein modernes Verständnis von Transmenschen umfasst eine weitaus breitere Klassifikation von Identitäten.

Zuerst einmal sollten wir feststellen, dass die Vorstellung, dass die menschliche Spezies (oder irgendeine andere Tierart) nur in Form von einem von zwei möglichen Geschlechtern existiert, biologisch betrachtet Unsinn ist. Viele Menschen werden mit biologischen Eigenschaften geboren, die im Zwei-Geschlechter-Modell eine Mischung von männlich und weiblich darstellen. Es gibt Tierarten, bei denen das häufiger vorkommt; bei denen es mehr als zwei Geschlechter gibt; und bei denen der Übergang zwischen Geschlechtern zum natürlichen Lebenszyklus des Tieres gehört. Menschen, die in solcher Weise intersexuell sind, können sich als Trans identifizieren oder auch nicht, letzteres auch, weil sie vielleicht sehr zufrieden mit dem Geschlecht sind, das man ihnen bei der Geburt zugewiesen hat, und keinerlei Wunsch verspüren, etwas an ihm zu verändern.

Darüber hinaus haben wir inzwischen anerkannt, dass eine komplette medizinische Umwandlung für viele Transmenschen ungeeignet ist (und für viele weitere unerschwinglich). Eine große Zahl von Menschen identifiziert sich in der einen oder anderen Weise als »nicht-binär«, was bedeutet, dass keines der beiden Geschlechtsextreme ihnen entspricht. Solche Menschen entscheiden sich vielleicht für eine medizinische Teilumwandlung, oder für gar keine solche Behandlung. Zu den Nicht-Binären können Menschen gehören, die sich selbst als Angehörige eines dritten Geschlechts betrachten, die zwischen den Geschlechtsextremen hin und her wechseln oder die die Vorstellung von Geschlecht vollkommen ablehnen.

Eine weitere Komplikation besteht darin, dass die Art, auf die die Menschen ihr Geschlecht begreifen, mit der Kultur in Zusammenhang steht, in der sie leben. Es gibt in allen Kulturen Menschen, die außerhalb des binären Geschlechtssystems leben, aber das Verständnis einer westlichen Person von einer Transidentität mag einer Hijra in Indien[3], einer »Two-Spirit Person«[4] aus einem Native-American-Volk oder einem polynesischen Inselbewohner[5] ziemlich fremd vorkommen.

Bei Weitem die Mehrheit der Darstellungen von Transmenschen in der Speculative Fiction entspricht auf die eine oder andere Art dem westlichen Modell, in erster Linie weil die westliche Kultur das Feld beherrscht, oft selbst dann, wenn Autor*innen eine andere kulturelle Geschichte mitbringen. Durch aufmerksames Suchen lassen sich allerdings durchaus auch andere Beispiele finden.

Die Reise, auf der sich die Speculative Fiction befindet, lässt sich vielleicht durch Ian McDonald veranschaulichen. 1996 veröffentlichte er sein Narrenopfer (Sacrifice of Fools), einen Roman, der durch die Analogie zu jemandem, der ein Alien werden möchte, impliziert, dass Transmenschen bemitleidenswerte Narren sind, die nie wirklich zum Objekt ihrer Besessenheit werden können. Das war nicht unbedingt einer von McDonalds großen Momenten, obwohl das Buch eine Menge Gutes über die unglückliche Lage in Nordirland zu sagen hatte. Wegen seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlecht wurde das Buch für den Tiptree Award nominiert, was zeigt, wie wenig manche Tiptree-Jurys von Transangelegenheiten verstehen.

Im Jahre 2004 hatte McDonald seine Botschaft allerdings deutlich verändert. In Cyberabad (River of Gods) tritt eine Figur namens Thal auf, die sich als »Neut« identifiziert, als a-geschlechtliche[6] Person. Thals persönlicher Handlungsbogen ist die Geschichte einer Umwandlung. McDonald leistet gute Arbeit dabei, die gesellschaftliche Ausgrenzung zu beschreiben, der Transmenschen sich gegenübersehen, und die Komplexität der medizinischen Umwandlung. Darüber hinaus erschafft er eine Kultur für die Neut-Gemeinschaft, einschließlich der Verwendung eines nicht-binären Pronomen. »Ys« war vielleicht nicht die beste Wahl, aber immerhin wird die Problematik anerkannt und berücksichtigt.

In Brasyl (2007) ist McDonald wieder ein Stückchen weiter. Seine Hauptfigur Edson ist bisexuell und gender-fluid.[7] Keine dieser Identitäten ist ein Schlüsselelement seines Handlungsbogens als Figur. Es handelt sich einfach um Aspekte seiner Person. In Luna (2015) sind viele der jüngeren Figuren auf die eine oder andere Art nicht-binär. So ist die Gesellschaft auf dem Mond einfach. Für die Menschen dort ist das Geschlecht etwas Wandelbares und Flexibles. Im Folgeband Luna: Wolfsmond (2017) bemerkt eine Figur: »Wir leben in einer Gesellschaft, in der das menschliche Geschlecht so sehr im Fluss ist wie noch nie in der Weltgeschichte.«

McDonald stellt also ein hervorragendes Beispiel für einen Autor dar, der sich der wandelnden Haltung gegenüber Transmenschen in der wirklichen Welt bewusst ist und der dieses Wissen bei seinen Weltentwürfen von Gesellschaften der nahen Zukunft einsetzt. Andere Autor*innen versuchen, tiefer auf die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen einzugehen.

Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die JACOB’S LADDER -Trilogie[8] von Elizabeth Bear. Auf den ersten Blick handelt es sich schlicht und einfach um eine Generationenschiff-Geschichte, in deren Mittelpunkt allerdings eine Crew mit einer hohen Geschlechtervarianz steht. Erst im dritten Buch Grail (2011) erfahren wir, warum diese Crew die Erde überhaupt verlassen hat. Sie gehört zu einer Fraktion der Menschheit, die medizinische Technologie zur persönlichen Erfüllung verwenden möchte, darunter auch die zur Geschlechtsumwandlung. Im Gegensatz dazu möchte die Erdregierung medizinische Technologien einsetzen, um die Menschen in stereotype Vorstellungen von Geschlechtern zu zwängen, indem sie alle Menschen, deren Geschlechtsidentität oder Sexualität als gesellschaftlich unerwünscht gelten, »heilen« oder eliminieren. Die in dem Buch aufgeworfenen Fragen sind sehr relevant, und sie werden uns zweifellos in der wirklichen Welt noch stärker unter den Nägeln brennen, je mehr die Forschung zum biologischen Unterbau von Sexualität und Geschlecht fortschreitet.

Zwei Autor*innen, Melissa Scott und Kim Stanley Robinson, haben sich der Frage zugewandt, wie eine Zukunftsgesellschaft sich verändern könnte, um einer Varietät von Geschlecht mit mehr Toleranz zu begegnen. In Shadow Man (1995) entwickelt Scott die Idee, dass die physischen Belastungen, denen menschliche Körper durch die Raumfahrt ausgesetzt werden, die Notwendigkeit medizinischer Behandlungen zur Folge haben, die als Nebenwirkung die Zahl der Intersex-Geburten stark ansteigen lassen. In der Welt dieses Romans tauchen fünf klar voneinander abgegrenzte menschliche Geschlechter auf, eine Idee, die aus einem berühmten Essay stammt: »Die fünf Geschlechter: Warum männlich und weiblich nicht genug sind« (1993) von der Biologin und Gender-Studies-Professorin Anne Fausto-Sterling. Der Roman spielt auf einer abgeschiedenen und zutiefst konservativen Welt, deren lokale Kultur sich weigert, diesen Aspekt der Wirklichkeit zu akzeptieren, und versucht, alle zu zwingen, sich dem alten, binären Geschlechtermodell zu unterwerfen. Das Buch ist natürlich auch eine Satire auf das Amerika der Gegenwart.

Robinsons Roman 2312 (2012) postuliert die Entdeckung, dass Menschen mit einer bestimmten Art von Intersexualität deutlich länger leben als Menschen, deren Körper ausschließlich männlich oder weiblich ist. Die Folge davon ist, dass die Menschen ihre Kinder nun im Mutterleib modifizieren lassen, damit sie die erwünschte Intersex-Eigenschaft erhalten. Die Vorstellung von Intersex-Kindern als einer Mode, die bei den Superreichen beginnt, ist durchaus belustigend, aber Robinson zieht das Gender-Thema nicht durch, da seine beiden Hauptfiguren (in etwas, das im Kern eine Liebesgeschichte ist) ziemlich stereotype Maskulinität und Femininität performen.

Auf einer philosophischen Ebene hat man die SF oft eingesetzt, um die Frage danach zu stellen, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Typischerweise geschieht das mithilfe der einen oder anderen Art von Android*innen. In seiner GIDEON SMITH-Reihe benutzt David Barnett dafür die Figur der Maria, die ein Steampunk-Automat ist. In Gideon Smith & The Mask of the Ripper (2015) trifft Maria Gloria, eine Transfrau, und die beiden sitzen in einem Café und sprechen darüber, was es für sie bedeutet, Frau zu sein. Das ist etwas, was sich außerhalb der Speculative Fiction kaum so machen lässt.

Während die philosophischen Erörterungen, wie Bear und Barnett sie vornehmen, faszinierend sein können und tatsächlich auch ein Herzstück der SF sind, werden in ihnen Transmenschen trotzdem in gewissem Maße zu Objekten gemacht, weil sie dem Zweck dienen, eine Facette des Themas Geschlecht zu beleuchten. In Brasyl und Luna hat McDonald gezeigt, dass Figuren, selbst Hauptfiguren wie Edson, trans sein können, ohne dass das für die Handlung des Buchs von Bedeutung ist. Die betreffende Person ist einfach zufällig trans, was für die Handlung keine größere Tragweite hat als die Wahl einer Ethnizität, eines Hobbys oder einer Augenfarbe. Aus der Sichtweise von Trans-Aktivist*innen ist diese Art von Inklusion deutlich vorzuziehen, weil sie dazu beiträgt, Transfiguren zu vergewöhnlichen[9], anstatt sie zu exotisieren.

Inzwischen gibt es viele Beispiele für Autor*innen, die sich entschließen, Transfiguren einfach als Teil der Hintergrundwelt auftauchen zu lassen. In The Galaxy Game (2014) lässt Karen Lord eine nicht-binäre Nebenfigur auftreten. In N. K. Jemisins mit dem Hugo Award ausgezeichneten Zerbrochene Erde (The Fifth Season, 2015) kommt eine Transfrau als Nebenfigur vor, die aufgrund ihrer Elternschaft vielleicht noch sehr wichtig im dritten Band der Trilogie werden wird. Und in Emma Newmans After Atlas (2016) gibt es eine nicht-binäre Figur, die eine bekannte investigative Journalistin ist. In all diesen Fällen ist dieser Umstand weder für die Handlung relevant, noch beschäftigt er die anderen Figuren besonders.

Fantasy-Autor*innen haben sich der Herausforderung ebenfalls gestellt und Transfiguren in ihre Bücher aufgenommen. Manchmal geschieht das in einem modernen Urban-Fantasy-Setting wie in Paul Cornells Who Killed Sherlock Holmes (2016). Manchmal wird in einer Fantasywelt Magie eingesetzt, um eine Verwandlung herbeizuführen, zum Beispiel in Glenda Larkes WATERGIVERS-Trilogie (insbesondere in Stormlord Rising von 2010). Und manchmal schlagen sich Transfiguren eben, so gut es geht, durch, wie sie es in unserer Welt getan haben, bevor medizinische Methoden des Übergangs entwickelt wurden. Beispiele dafür sind Eon (2008) und Eona (2011) von Alison Goodman, Karen Memory (2015) von Elizabeth Bear und The Black Opera (2012) von Mary Gentle.

Ein potenzieller Stolperstein für Fantasy-Autor*innen ist allerdings, einerseits von hoch entwickelter Magie auszugehen, andererseits aber von wenig oder gar keiner magischen Hilfe für Geschlechterübergänge. Wie wahrscheinlich ist es, dass in einer Welt, in der lebensbedrohliche Wunden schnell und leicht geheilt werden können, niemand in der Lage sein soll, Zauber zu entwickeln, die bei einer Geschlechtsumwandlung helfen? Larke versteht das und erklärt, dass Heilmagie verwendet wurde, um den Körper ihrer Transfigur zu verändern. Dass es diese Möglichkeit nicht in Betracht zieht, ist eine der vielen Schwächen an The Bone Palace (2010) von Amanda Downum.

Auch mithilfe der Fantasy lassen sich Geschlechterthemen erörtern. Ein faszinierendes Beispiel dafür ist Rachel Hartmans Shadow Scale (2015). In diesem Roman suchen die Hauptfiguren eine Stadt auf, in der die Menschen sechs Geschlechter kennen. Eines davon ist das Geschlecht, das normalerweise für Fremde[10] verwendet wird. Wie einer der Menschen von dort erklärt, ist es unhöflich, jemand anderem ein bestimmtes Geschlecht zu unterstellen. Wer eine andere Person kennenlernt, verwendet das Fremden-Geschlecht, bis sich die Gelegenheit ergibt zu fragen: »Wie darf ich dich pronominieren?«

Weil Fantasy oft an die Vergangenheit angelehnt ist, lässt sich mit ihrer Hilfe auch die Geschichte von Transmenschen illustrieren. Stephanie Burgis’ Masks and Shadows (2016) spielt im Österreich des späten 18. Jahrhunderts. Das Buch ist ein Liebesroman, aber die männliche Hälfte des Paares ist ein Castrato-Sänger namens Carlo Morelli. Carlo würde sich wahrscheinlich nach wie vor als männlich identifizieren, aber das galt nicht für alle Kastraten. Vielleicht noch wichtiger ist, dass Burgis die Vorstellung unter Beschuss nimmt, dass alle Eunuchen fett und hässlich waren. Castrati waren die Rockstars ihrer Zeit. Sie mussten elegant und kultiviert auftreten, um ihren aristokratischen Schirmherren zu Gefallen zu sein, und anscheinend waren sie nicht nur als Sänger, sondern auch als Liebhaber sehr gefragt.[11]

Fantasy kann auch zum Einsatz kommen, um die Grausamkeiten darzustellen, die Transkinder erleben. Seanan McGuires Every Heart a Doorway (2016, auf Deutsch in einem Band mit den beiden Folgenovellen als Der Atem einer anderen Welt erschienen) spielt in einer Schule für junge Mädchen, die in Fantasy-Welten entführt und dann wieder in ihr normales Leben zurückgeworfen worden sind. Die meisten dieser jungen Frauen sehnen sich einfach nach dem Leben zurück, das sie einmal als Prinzessinnen in einem Reich der Wunder geführt haben, aber ein Schüler, Kade, ist ein Trans-Junge.

Als man ihn entführt, lebt Kade noch als Mädchen, aber in seiner Fantasy-Welt findet er zu sich und wird schließlich ein Goblinprinz. Die Fantasywelt spuckt ihn allerdings wieder aus, weil sie ihn nicht mehr als Mädchen erkennt. Wie in solchen Fällen üblich kehrt er im selben Alter, in dem er entführt worden ist, nach Hause zurück und stellt fest, dass er sich einmal mehr der drohenden Pubertät eines Mädchens gegenübersieht. Diesmal sind es seine Eltern, die ihn zurückweisen und seine männliche Identität als Fantasievorstellung abtun. Interessanterweise gehört Kade zu den reiferen und vernünftigeren Schülern, weil es ihm nur darum geht, er selbst sein zu können, unabhängig davon, in welcher Welt er sich befindet.

Darüber hinaus sollte erwähnt werden, dass die Hauptfigur von Every Heart a Doorway, Nancy, asexuell ist.

Ein besonders Problem, dem sich Autor*innen gegenübersehen können, ist die Frage, wie sie verraten sollen, dass eine Figur trans ist. Geht das unbeholfen vonstatten, kann das die Lesenden gegen die Figur einnehmen und den Eindruck erwecken, als sei eine Täuschung am Werk. Das berühmteste Beispiel ist die »schockierende Enthüllung« in Neil Jordans Film The Crying Game (1992).[12] Eines der besten Beispiele für eine Enthüllung, um die nicht viel Aufhebens gemacht wird, findet sich in The Root (2016) von Na’amen Gobert Tilahun. Zwei männliche Figuren sind gerade in eine fröhliche Rauferei verwickelt, die Teil ihres sportlichen Trainings ist. Der folgende Dialog entsteht:

Mit einem Mal war Erik frei. Er suchte sein Gleichgewicht, fiel und traf dabei mit der Handfläche fest Taes Hüfte. Für einen kurzen Moment sog der andere Junge zischend die Luft ein.

»Alles in Ordnung?«

»Ja, das ist nur die Stelle, an die ich meine Injektionen kriege. Ich dachte, es würde nicht wehtun, weil es schon verheilt ist, aber die Stelle ist immer noch empfindlich.«

»Injektionen?«

»Testosteron.«

»Ach so, verstehe.« Erik lächelte und nickte.

Mehr ist nicht nötig. Dass Tae trans ist, wird in dem Buch nicht wieder erwähnt, weil es zu keinem Zeitpunkt Bedeutung erlangt.

In sehr seltenen Fällen lassen Autor*innen sich auch einmal auf transpolitische Fragen ein. Das mag eine der Ursachen hinter der Behandlung der Transfrau in Amanda Downums The Bone Palace sein. Diese Figur wird zuerst als höchst feminin eingeführt, aber nach und nach stellt sich immer mehr heraus, dass sie ein Mann in Drag ist. Ein ernsthafteres Beispiel ist Mary Gentles ILARIO-Duologie.[13] Einerseits handelt es sich hierbei um erstklassige Bücher über die Probleme, denen sich eine Intersex-Person in einer mittelalterlichen Welt gegenübersieht. Andererseits kommt in ihnen unter anderem eine Figur vor, die sich als Transfrau identifiziert, von der Geschichte dann aber als »in Wirklichkeit […] schwuler Mann« hingestellt wird. Der Kontrast zwischen dem validen (biologischen) Intersex-Zustand dieser Figur und der als Täuschung dargestellten Identität der Transfrau tritt deutlich hervor.

Obwohl Transmenschen einen ziemlich kleinen Prozentsatz der Menschheit ausmachen, sind wir nicht so selten, dass es unter Autor*innen keine von uns gäbe. Tatsächlich gehört dieser Beruf zu genau den einsamen Tätigkeiten ohne Kundenkontakt, die Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt regelmäßig diskriminiert werden, offensteht. Natürlich gibt es seit jeher Transautor*innen, aber früher konnten sie seltener als solche an die Öffentlichkeit treten und waren weniger geneigt, über Trans-Themen zu schreiben. Rachel Pollack gehörte zu den Pionierinnen und gewann für Unquenchable Fire 1989 den Arthur C. Clarke Award. Außerdem ist sie dafür bekannt, in DCs DOOM PATROL-Comic 1993 den Trans-Superhelden Coagula eingeführt zu haben.

Mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz von Transmenschen finden auch mehr von uns Verleger für unsere Werke und können nach Belieben über Themen, die uns betreffen, schreiben. Am bekanntesten unter den gegenwärtigen Trans-Autor*innen ist Caitlín R. Kiernan, die mit Das ertrinkende Mädchen (The Drowning Girl, 2012) den World Fantasy Award für den besten Roman gewonnen hat. Obwohl Abalyn, die Transfigur in dem Buch, keine herausgehobene Rolle spielt, zeigt sich in ihr die sehr genaue Beobachtungsgabe der Autorin.

Roz Kaveney ist ein gutes Beispiel für eine Person, die zwar eine schillernde Laufbahn als Kritikerin und Journalistin hat, bis zur gegenwärtigen Explosion des Interesses an Trans-Themen aber keinen Verlag für ihre erzählenden Texte gefunden hatte. Ihre fortlaufende Fantasy-Reihe THE RHAPSODY OF BLOOD[14] wartet mit zahlreichen queeren Figuren auf. Die wichtigste Transfigur der Reihe stellt eine derart unerhörte Autorinnenentscheidung dar, dass ich niemandem die Überraschung verderben möchte, indem ich sie hier erörtere. Ich belasse es dabei, dass sie meines Erachtens wunderbar funktioniert.

Vielleicht ist es für Transmenschen leichter, Kurzgeschichten zu veröffentlichen, da diese großteils in Kleinverlagen erscheinen, die frei von den Unternehmerängsten größerer Firmen sind. Brit Mandelos Beyond Binary (2012) erforscht eine große Bandbreite verschiedener Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten. Lethe Press, die schon seit einer ganzen Weile Jahresanthologien mit ausgewählter schwuler und lesbischer Speculative Fiction veröffentlichen, haben neuerdings Transcendent (2016) in ihr Programm aufgenommen, eine von K. M. Szpara herausgegebene Reihe, die die besten Kurzgeschichten des Jahres mit Transthemen und Transautor*innen enthalten soll. In The Janus Cycle (2015) von Tej Turner wird jedes Kapitel aus der Sicht einer Figur mit anderer Sexualität und/oder Geschlechtsidentität erzählt. Topside Press, die auf Werke von Transautor*innen spezialisiert sind, sind gerade dabei, eine Anthologie von Science-Fiction- und Fantasy-Texten zusammenzustellen, die von Transautor*innen verfasst wurden. Sie haben über 250 Zuschriften bekommen.[15]

Zu den interessantesten Anthologien mit Transautor*innen gehört Love Beyond Body, Space, and Time (2016), herausgegeben von Hope Nicholson. Alle darin vertretenen Autor*innen identifizieren sich auf die eine oder andere Art als LGBT+, aber darüber hinaus identifizieren sie sich auch alle als Native Americans. Das führt zu einer ganz anderen Herangehensweise an Transidentitäten als die, die Autor*innen aus westlichen Kulturen mitbringen.

Es ist zwar ermutigend, dass so viele Transautor*innen mittlerweile ihre Arbeiten veröffentlichen können, aber es fällt auf, dass sie fast alle in Kleinverlagen erschienen. Von den oben erwähnten Werken ist nur Das ertrinkende Mädchen aus einem Großverlag. Charlie Jane Anders ist bei einem großen Verlag unter Vertrag, aber ihr bisher einziger Roman, Alle Vögel unter dem Himmel (All the Birds in the Sky, 2016), enthält keine einzige wichtige Transfigur. Das lässt vermuten, dass es bei den großen Verlagen für Speculative Fiction noch gewisse Vorbehalte gegen Trans-Themen gibt.

Ein Bereich des Mainstreams, in den Transautor*innen derzeit langsam vordringen, ist das Jugendbuchsegment. Wie weiter oben erwähnt, folgt der Großteil der Jugendbücher einer realistischen Ästhetik und neigt dazu, einer Cis-Leserschaft Transmenschen zu erklären. Transfiguren kommen in Speculative-Fiction-Jugendbüchern nur selten vor, aber mit zwei neueren Büchern beginnt nun auch das, sich zu ändern.

When the Moon was Ours (2016) ist ein wunderbar lyrischer Roman von Anna-Marie McLemore. Es ist die Sorte Buch, die man wahrscheinlich eher dem Magischen Realismus als der Speculative Fiction zuordnen wird, und zwar nicht nur aufgrund von McLemores spanischem Hintergrund. In ihm tauchen zwei Transfiguren auf, von denen einer eine magische Verwandlung zugute kommt, während die andere noch nicht erwachsen ist und die Umwandlung nur sozial vollzogen hat. McLemore weiß offensichtlich sehr genau, mit welchen Problemen sich Transmenschen konfrontiert sehen, was kaum überrascht, da sie mit einem Transmann verheiratet ist. Das und die schiere Qualität ihres Schreibens machen es wahrscheinlich, dass es sich bei diesem Buch für lange Zeit um einen der Texte zu Transthemen handeln wird.

Das andere Jugendbuch, auf das ich hinweisen möchte, ist Dreadnought (2017) von April Daniels. Auch hier taucht eine Transperson auf, der eine magische Verwandlung zugute kommt. Allerdings hat die Verwandlung in ihrem Fall die Nebenwirkung, dass sie gleichzeitig zur mächtigsten Superheldin der Welt wird. Daniels verwendet diese Ausgangslage, um viele der gesellschaftlichen Nachteile hervorzuheben, denen Transmenschen sich gegenübersehen. Die Eltern der Heldin beispielsweise, die nicht wissen, dass sie die Verwandlung gutheißt, fangen an, sich über Geschlechtsumwandlungsoperationen zu informieren, in der Hoffnung, ihren »Sohn« zurückzubekommen; dabei hätten sie genau das rundheraus abgelehnt, wenn sie sie für Umwandlung in Richtung des weiblichen Geschlechts benötigt hätte. Das Buch ist ziemlich lustig und ein gut konstruierter Superheldenroman. Ich wünsche ihm Erfolg.

Das letzte Buch, auf das ich hinweisen möchte, ist Full Fathom Five (2014) von Max Gladstone. Es gehört zu den sehr wenigen hier genannten Büchern, in denen die Transfigur zugleich die Hauptfigur ist, aus deren Sicht die Romanhandlung erzählt wird. Kai hat ihren Übergang schon viele Jahre hinter sich, als die Romanereignisse sich entfalten, und da sie in den Genuss einer magischen Umwandlung gekommen ist, hat sie es nicht mit den gesellschaftlichen Problemen zu tun, denen sich Transmenschen in der wirklichen Welt gegenübersehen. Oberflächlich betrachtet hat man den Eindruck, dass es überhaupt keinen Grund dafür gibt, dass sie trans sein sollte. Und trotzdem ist sie es.

Wahrscheinlich hatte Gladstone durchaus einen Grund dafür, Kai trans zu machen. Vielleicht ging es ihm lediglich um Diversität und die Entscheidung dafür war nicht wichtiger als die, sie zu einer Frau zu machen, oder nicht-weiß. Wenn das der Fall ist, ist das allein schon bemerkenswert. Als ich das Buch aber nach dem Lesen noch einmal Revue passieren lassen habe, fiel mir auf, dass Gladstone vielleicht sogar noch mehr getan hat. Kais Arbeit für eine Organisation, die mit Spiritualität und Glauben handelt, verlangt ein großes Maß an Selbstvertrauen und Willenskraft. Von beidem brauchen auch Transmenschen sehr viel, wenn sie in einer Welt aufwachsen, die immer wieder von ihnen verlangt, dass sie sich selbst verleugnen und als jemand anders ausgeben.

Was wir mit Full Fathom Five vielleicht vor uns haben, ist ein Buch, dessen Autor nicht nur beschlossen hat, eine Transheldin zu verwenden, sondern der noch dazu eine Heldin erschaffen hat, deren Trans-Sein bei der Arbeit, die sie macht, und dabei, die Herausforderungen zu meistern, denen sie sich in dem Roman gegenübersieht, ein echter Vorteil für sie ist. Wenn das der Fall ist – Gladstone selbst hat sich zu dieser Frage nicht geäußert –, dann haben wir es mit etwas Bemerkenswertem zu tun.

Was lässt sich aus all dem schließen? Hat die Speculative Fiction ein Trans-Problem? Ich hoffe, mit diesem Text verdeutlicht zu haben, dass die Lage sich verbessert hat und sich weiter verbessert. Ich glaube, dass wir insgesamt sehr viel besser dastehen als vor 20 Jahren. Das bedeutet allerdings nicht, dass es keinen Raum für weitere Verbesserungen gäbe.

Wie ich weiter oben festgestellt habe, erscheint ein Großteil der Speculative Fiction mit Transfiguren und fast alle Speculative Fiction von Transautor*innen bei Kleinverlagen und nicht bei den großen Mainstream-Verlagen. Zwar haben alle, die sich der Vielfalt und Qualität der Kleinverlage innerhalb der Speculative-Fiction-Szene bewusst sind, Zugriff auf diese Bücher, aber für diejenigen, die nicht Teil dieser Gemeinschaft sind, bleiben sie praktisch unsichtbar. Dabei ist es nicht besonders hilfreich, dass das Werbematerial für diese Bücher ebenso wie die Rezensionen das Trans-Element oft übergehen. Das war sogar bei Brasyl der Fall, einem Buch, dessen Hauptfigur ihre Bisexualität und ihre Gender-Fluidität deutlich nach außen trägt.

Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich beobachtet, wie junge Menschen in den sozialen Medien den Mangel an spezifischen Trans-Inhalten beklagen. Ich weiß, dass sie sich irren, aber ich verstehe durchaus, wie Leser*innen zu einem solchen Schluss kommen. In jedem Fall haben von den obengenannten Büchern nur Brasyl, Dreadnought und Full Fathom Five eine Transfigur als Hauptprotagonisten.

Hätte ich diesen Essay vor einem Jahr geschrieben, dann wäre ich zu dem Schluss gekommen, dass Transfiguren im Jugendbuch praktisch gar nicht auftauchen. Dankenswerterweise hat sich das geändert, aber es ist noch zu früh, um zu wissen, ob das von Dauer sein wird.

Ebenfalls auffällig ist, dass sich von allen oben genannten Transautor*innen nur K. M. Szpara als Transmann identifiziert, und er taucht hier als Herausgeber auf (obwohl er auch eine Reihe von Kurzgeschichten als professioneller Autor verkauft hat). Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der erwähnten Transfiguren Transfrauen sind.

Wer sich auf die Mainstreammedien verlässt, kann zwar leicht zu der Annahme gelangen, dass die große Mehrheit der Transmenschen aus Transfrauen besteht, aber das trifft nicht zu. Tatsächlich lassen neue Umfragen vermuten, dass die mit Abstand größte Gruppe aus denjenigen besteht, die sich als nicht-binär identifizieren.[16] Wenn es wichtig ist, dass Transfiguren auftauchen, um die menschliche Vielfalt widerzuspiegeln, dann müssen wir gewiss auch die volle Bandbreite von Transmenschen repräsentieren, einschließlich einer Vielzahl von Ethnizitäten, und nicht nur eine Untergruppe.

An diesem Punkt könnte ich natürlich auf Billy Martin verweisen. Allerdings hat er nach seiner Umwandlung mehr oder weniger aufgehört zu schreiben und im Jahre 2010 seinen Rückzug angekündigt.

Wir haben also noch ein ganzes Stück des Weges vor uns. Wie dem auch sei, ich bin recht zuversichtlich, dass die Lage sich weiter verbessern wird. Insbesondere habe ich dabei drei Jugendbuchautor*innen im Blick: Juno Dawson, Fox Benwell und Elliot Wake. Alle drei waren schon vor ihrer Umwandlung erfolgreich, weshalb ihnen keine andere Wahl bleibt, als ihr Trans-Sein offen zu zeigen. Und dass sie bereits einiges an Erfolgen vorzuweisen haben, dürfte es leichter für sie machen, zu schreiben, was sie wollen. Niemand von diesen dreien ist explizit ein*e Speculative-Fiction-Autor*in, aber da junge Menschen heutzutage in einer von Speculative Fiction durchtränkten Medienwelt aufgewachsen sind, würde es mich nicht überraschen, wenn eine*r dieser drei Autor*innen ein nicht-realistisches Buch veröffentlicht.

Bibliographie:

Anders, C. J.: All the Birds in the Sky, New York: Tor, 2016. Dt.: Alle Vögel unter dem Himmel, Berlin: FISCHER Tor, 2017.

Banks, I. M.: Excession, London: Orbit, 1996. Dt.: Exzession, München: Heyne, 2002.

Barnett, D. M.: Gideon Smith and the Mask of the Ripper, London: Snowbooks, 2015.

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Bear, E.: Grail, New York: Spectra, 2011.

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Bowen, L.: Wake of Vultures, London: Orbit, 2016.

Bujold, L. McMaster: A Civil Campaign, Wake Forest, NC: Baen, 1999. Dt.: Botschafter des Imperiums, in: Der Botschafter, München: Heyne, 2006.

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Gentle, M.: Ilario: The Lion’s Eye, London: Gollancz, 2006.

Gentle, M.: The Stone Golem, London: Gollancz, 2007.

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Kaveney, R: Rhapsody of Blood: Rituals, San Francisco: Plus One Press, 2012.

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Kaveney, R: Rhapsody of Blood: Resurrections, San Francisco: Plus One Press, 2014.

Kiernan, C. R.: The Drowning Girl, New York: Roc, 2012. Dt.: Das ertrinkende Mädchen, Leipzig: Festa, 2019.

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Originaltitel:

»Tipping the Fantastic: How the Transgender Tipping Point Has Influenced Speculative Fiction«

Entnommen aus: Gender Identity and Sexuality in Current Fantasy and Science Fiction,

Francesca T Barbini (ed.),

Edinburgh: Luna Press Publishing, 2017

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

(Thanks, Cheryl!)

Ins Deutsche übertragen von Jakob Schmidt

[1] Das Wort »cis« wird heutzutage verbreitet in der Bedeutung »nicht trans« benutzt, da cis und trans lateinische Präfixe sind, die »diesseits« und »jenseits« bedeuten. Das Präfix »trans« wird in vielen englischen Worten verwendet, um zum Ausdruck zu bringen, dass etwas oder jemand auf die andere Seite von etwas übersetzt oder eine weite Reise unternimmt. Eine Cisgender-Person ist damit eine, die das ihr bei der Geburt zugewiesen Geschlecht behalten hat, während ein Transgender-Person sich von diesem Geschlecht entfernt hat.

[2] Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen war es in der Endauswahl für den National Book Award (USA) und den Lambda Literary Award (für LGBT-Bücher).

[3] Selbst innerhalb Indiens betrachten Hijras ihre Identität vielleicht anders, je nachdem, ob sie Muslime oder Hindus sind.

[4] »Two-Spirit Person« ist ein moderner Sammelbegriff, der eine große Bandbreite von Gebräuchen der Native Americans umfasst. Jedes Volk hat sein eigenes Verständnis von Geschlechtsidentität.

[5] Jede Inselgruppe Polynesiens hat eigene Begriffe für Transmenschen.

[6] Also eine Person ohne Geschlecht. Tal unterzieht sich komplexen Operationen, um alle Geschlechtsmarkierungen von seinem Körper entfernen zu lassen, aber immer noch zu sexueller Erregung fähig zu sein.

[7] Er tritt regelmäßig in sehr femininer Weise auf, zusätzlich zu seinem häufigeren maskulinen Auftreten.

[8] Dust (2007), Chill (2010) und Grail (2011).

[9] Das entsprechende englische Wort »usualise« wird von politisch engagierten LGBT+ verwendet, weil »normalisieren« implizieren würde, dass LGBT+-Menschen in irgendeiner Weise abnormal wären.

[10] Und für Götter und Auberginen.

[11] Der Begriff »Kastration« kann sich auf verschiedene medizinische Prozeduren beziehen, von der vollständigen Entfernung der Genitalien bis zu einer einfachen Vasektomie. Manche Methoden konnten einen potenten, wenn auch unfruchtbaren Eunuchen hervorbringen.

[12] In der es sich buchstäblich als Übelkeit erregend erweist, herauszufinden, dass eine umworbene Frau trans ist.

[13] The Lion’s Eye (2006) und The Stone Golem (2007).

[14] Bisher bestehend aus Rituals (2012), Reflections (2013) und Resurrections (2014).

[15] Laut einer E-Mail von den Herausgeber*innen Casey Plett & Cat Fitzpatrick am 18. Februar 2016.

[16] Offizielle Schätzungen der US- und der UK-Regierung schätzen den Anteil der Transbevölkerung auf 0,6% bzw. 1%, aber die Studien, auf denen diese Zahlen basieren, haben keine nicht-binären Personen berücksichtigt. Neuere Umfragen in den Niederlanden und Neuseeland, in denen auch Nicht-Binäre berücksichtigt werden, lassen eine Transbevölkerung von über 4 Prozent vermuten.

Das Science Fiction Jahr 2020

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