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1.2 Die Schweizer Reformation als europäische Reformation

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Im zeitgenössischen Verständnis bestand die (reformierte) «Schweiz» geografisch im Wesentlichen im direkten Einflussgebiet der zwinglischen Reformation, markiert durch die Städte Zürich, Schaffhausen, Basel und Bern. Sehen wir uns allerdings die hier tätigen Reformatoren als die geistigen Träger der Bewegung genauer an, wird die Schweizer Reformation bald einmal zur europäischen Reformation. Schon Ulrich Zwingli selber war ursprünglich kein vollwertiger Eidgenosse. Er stammte aus dem Toggenburg, einem Gebiet, das sich der Eidgenossenschaft angeschlossen hatte, aber weniger politische Rechte besaß. Protokollführer der zweiten Zürcher Disputation war der spätere Täufermärtyrer Balthasar Hubmaier aus Friedberg bei Augsburg. Zwinglis Amtsnachfolger war Heinrich Bullinger, der in der «Gemeinen Herrschaft» Aargau aufgewachsen war. Zwinglis engster Kollege und Mitstreiter war Leo Jud, Pfarrer an der Zürcher Stadtkirche St. Peter. Leo Jud stammte aus dem Oberelsaß. Ebenfalls aus dem Elsass, aus Schlettstatt, stammte der erste Zürcher Pfarrer, der öffentlich heiratete, Wilhelm Reublin. Konrad Pellikan, der berühmte Hebraist und Lehrer für Altes Testament an der Zürcher Hohen Schule, stammte aus Rufnach, auch er ein Elsässer. Sein nicht weniger berühmter Kollege an der hohen theologischen Schule, Theodor Bibliander, war ursprünglich aus Bischofszell gekommen. Der hochberühmte Gelehrte Peter |91| Martyr Vermigli stammte aus Italien. Die Situation für Basel, Bern und Schaffhausen war bezüglich der Herkunft der prägenden Reformatoren nicht anders, und dies galt dann erst recht für Lausanne, Neuenburg und Genf, das nahezu vollständig von französischen Reformatoren geprägt wurde. Ein Grund dafür war die enge Verknüpfung der Schweizer Reformation mit dem Netz des europäischen Humanismus. Nicht zufällig hat sich der Katholik Erasmus gegen Ende seines Lebens Basel als Wohnort ausgesucht, und die Grabesrede für ihn hielt der aus dem katholischen Luzern stammende Reformator und frühere Mitstreiter Zwinglis Oswald Myconius.

500 Jahre Reformation: Bedeutung und Herausforderungen

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