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3.1 Laborprüfverfahren – Beanspruchungsniveaus und geprüfte Eigenschaften

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Ein Weg, die Brandrisiken zu begrenzen, besteht darin, dass man das Brandverhalten von Materialien oder Verbundbaustoffen in Laborprüfverfahren untersucht und klassifiziert. In verschiedenen Ländern wurden in der Vergangenheit unterschiedliche Verfahren für die Beurteilung von Bauprodukten hinsichtlich ihres Brandverhaltens verwendet. In den letzten Jahren wurden zunehmend auch internationale Normen (ISO – International Standardisation Organisation) erarbeitet und für Europa wurde ein einheitliches System für die Prüfung und Klassifizierung des Brandverhaltens von Bauprodukten eingeführt.

Bei Brand-Prüfverfahren kann die Probe folgenden Bedingungen ausgesetzt werden:

 – offene Flamme,

 – Strahlungswärme,

 – Flamme und Strahlung gemeinsam,

 – hohes oder niedriges Sauerstoffangebot (auch das Sauerstoffangebot während der Prüfung ist ein wichtiger Parameter für das Prüfergebnis – besonders die Entwicklung von Rauch und verschiedenen Zersetzungsprodukten hängt stark vom Sauerstoffangebot während der Prüfung ab).

Brennbare Bauprodukte können nach den folgenden Kriterien beurteilt werden:

 – Entzündlichkeit,

 – Flammenweiterleitung,

 – Wärmeentwicklung beim Brennen (als Beitrag zur Brandausbreitung),

 – brennendes Abtropfen,

 – Entwicklung von Rauch und giftigen oder korrosiven Brandgasen.

Nicht alle diese Kriterien werden im Baurecht in Deutschland und in den harmonisierten europäischen Normen angewendet. Die Beurteilung der Toxizität von Brandgasen wird z. B. in den europäischen Prüfverfahren und im deutschen Baurecht nicht gefordert, da man davon ausgeht, dass durch die Begrenzung der Ausbreitung von Brand und Rauch hier ausreichende Vorkehrungen für die Sicherheit der Bewohner/Nutzer von Gebäuden getroffen wurden. Eine Studie der europäischen Kommission, die im Januar 2018 veröffentlicht wurde [1], kam zu dem Schluss, dass eine Bewertung der Toxizität der Brandgase von Baustoffen voraussichtlich von begrenztem Nutzen wäre, und dass es sinnvoller sein könnte, stattdessen die Brennbarkeit (und damit auch die Rauchgastoxizität) von Möbeln und Dekorationsgegenständen zu regeln. Nur für Kabel wurde ein Klassifizierungs-Kriterium für die Azidität der Brandgase eingeführt – hier ist das Ziel, Korrosionsschäden durch Brandgase zu vermeiden – die Toxizität der Brandgase wird auch hier nicht beurteilt.

Je nach Prüfverfahren und nationalen Vorschriften werden mit diesen Prüfverfahren Werkstoffe allein, oft aber auch Werkstoffverbunde in anwendungsgerechtem Einbauzustand beurteilt. Wenn die Beurteilung im Laborversuch nicht als ausreichend betrachtet wird, werden Großversuche durchgeführt.

Da die bisherigen nationalen Prüfverfahren in Europa für harmonisierte Bauprodukte (Produkte, für die eine harmonisierte europäische Produktnorm vorliegt) nicht mehr angewendet werden dürfen, werden in Deutschland die alten Prüfverfahren nach DIN 4102 nur noch in Ausnahmefällen verwendet. In diesem Beitrag werden ausschließlich die europäischen Prüf- und Bewertungsverfahren und ihre Anwendung im deutschen Baurecht erläutert.

Eine Ausnahme ist die Prüfung und Bewertung des Brandverhaltens von Fassadenbekleidungen in Originalbrandversuchen. Für Fassadenbekleidungssysteme, für die die Schwerentflammbarkeit gefordert ist, wird die Beurteilung mit Laborprüfverfahren in Deutschland, ebenso wie in verschiedenen anderen europäischen Ländern, nicht als ausreichend betrachtet. Ein europäisches Großbrand-Versuchsverfahren soll entwickelt werden. Die EU-Kommission hat einen Auftrag zur Entwicklung eines solchen Prüf- und Klassifizierungsverfahrens erteilt. Das Projekt soll bis zum Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Bisher ist noch nicht abzusehen, ob das dann entwickelte Verfahren in den verschiedenen EU-Mitgliedsländern tatsächlich eingesetzt wird. Zurzeit werden in den verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche nationale Verfahren angewendet. In Deutschland ist dies der Original-Brand-Versuch nach DIN 4102-20. Zusätzlich wird für EPS-Wärmedämmverbundsysteme der sogenannte Sockelbrandversuch zur Beurteilung des Brandverhaltens im Falle eines Brandes von außen angewandt. Diese Versuche werden im Beitrag D3 „Brandverhalten von Außenwandkonstruktionen“ im Detail beschrieben.

Bauphysik-Kalender 2021

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