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4.2.3 Rauchmessung im SBI

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Die besondere Bewertung des Anstiegs der Rauchentwicklung in der Anfangsphase des Brandes durch den SMOGRA ist offensichtlich nicht geeignet, die Rauchentwicklung im wirklichen Brandfall zu beurteilen. Im SBI werden Produkte, die erst nach einigen Minuten beginnen Rauch zu entwickeln, aber dann große Mengen Rauch abgeben, zu gut beurteilt, da diese einen niedrigen SMOGRA erhalten, und das Integral der Rauchentwicklung nur innerhalb der ersten 10 Versuchsminuten bewertet wird. Holzprodukte werden z. B. gegenüber vielen Kunststoffen besser bewertet, da im SBI sofort eine Beanspruchung mit offener Flamme und guter Ventilation stattfindet – die Schwelphase, die bei einem realen Brand in der Anfangsphase häufig auftritt und mit erheblicher Rauchentwicklung verbunden ist, wird beim SBI-Versuch übersprungen. Dagegen wird oft bei Kunststoffprodukten durch die intensive Beanspruchung und die relativ große Flamme des Gasbrenners schnell das gesamte Material im Brennerbereich verbrannt, was zu einer starken Rauchentwicklung zu Beginn des Versuchs führen kann. Durch die SMOGRA-Bewertung führt dies zu einer schlechten Klassifizierung, auch wenn das Produkt den Brand nicht weiterleitet und die gesamte entstehende Rauchmenge gering ist.

Rauchmessungen in dieser Form sind nicht geeignet, Risiken durch Rauchentwicklung zu beurteilen. Zum einen gibt es kein Szenario, das für alle Produkte den kritischsten Fall darstellt – manche Produkte zeigen bei heftiger Verbrennung und starker Sauerstoffzufuhr eine besonders starke Rauchentwicklung (dies ist bei einigen Kunststoffen der Fall), während andere Produktgruppen (z. B. Holzprodukte) unter Schwelbedingungen mit reduzierter Sauerstoffzufuhr eine maximale Rauchentwicklung zeigen.

Um das Risiko durch Rauchentwicklung abzuschätzen, muss auch die Menge des brennenden Materials in Betracht gezogen werden. Flammgeschützte Kunststoffe können eine hohe spezifische Rauchentwicklung pro verbrannter Materialmenge zeigen, aber da durch den Flammschutz ein Weiterbrennen weniger wahrscheinlich ist, ist die gesamte entstehende Rauchmenge im realen Brandfall oft wesentlich geringer, als bei Produkten, die zu einer schnelleren Brandausbreitung beitragen.

Besser als durch die Einstufung in Klassen und darauf basierende Vorschriften im Baurecht können mit Methoden des „Fire Safety Engineering“ die entstehenden Rauchmengen in Abhängigkeit vom Rauchentwicklungspotenzial der brennenden Produkte und von der Menge des brennenden Materials abgeschätzt werden. Auch die baulichen Gegebenheiten bzw. das Vorhandensein von Rauchabzügen werden in Modellrechnungen einbezogen. Damit kann dann das tatsächliche Risiko hinsichtlich der Rauchentwicklung beim Brand in einem Gebäude dargestellt werden.

Trotz dieser Schwierigkeiten wurde in Deutschland mit der neuen Fassung der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (Fassung 2019, veröffentlicht im Januar 2020) für schwer entflammbare Produkte zwingend eine Einstufung in die Rauchklasse s2 oder besser eingeführt. Insbesondere wegen der SMOGRA-Anforderung werden damit bestimmte Bauprodukte wie z. B. PVC-Platten schlechter eingestuft als dies früher mit der Einstufung nach DIN 4102 der Fall war.

Bauphysik-Kalender 2021

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