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1.4.4 Herzerkrankungen

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Erkrankungen des Herzens, die nicht auf eine Minderdurchblutung des Herzmuskels zurückzuführen sind, treten bei Menschen mit geistiger Behinderung häufiger auf als in der Gesamtbevölkerung. Bei Menschen mit Down-Syndrom liegen bei der Geburt in 40–60 % der Fälle Herzfehler vor. Diese werden heute operativ angegangen, dadurch kann die durchschnittliche Lebenserwartung erheblich verlängert werden.

Erkrankungen des Herzkreislaufsystems – koronare Herzkrankheiten, Herzinfarkt, Schlaganfall – verursachen etwa ein Drittel der Todesfälle. Das Risiko, an den Folgen atherosklerotischer Veränderungen der Gefäße zu sterben, wird durch einen ungesunden Lebensstil bei geistig behinderten Menschen deutlich erhöht. Nach Emerson (2005) zeigen Menschen mit geistiger Behinderung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung signifikant weniger körperliche Aktivität in allen Altersgruppen, besonders im höheren Alter. Übergewicht (BMI 25–30 und darüber) bestand bei 55 % der untersuchten Population von geistig behinderten Menschen, insbesondere bei Frauen in höheren Altersgruppen. Melville et al. (2005) zeigten einen höheren Anteil an übergewichtigen Probanden bei Menschen mit Down-Syndrom im Vergleich zu Menschen mit geistiger Behinderung anderer Ursache. Untersuchungen von Janicki et al. (2002) zeigten, dass etwa die Hälfte der untersuchten geistig behinderten Menschen einen Body Mass Index von über 27 kg/m² hatten, d. h., über die Hälfte der Stichprobe war übergewichtig und übte keinerlei sportlichen Aktivitäten aus.

Ein ungesunder Lebensstil, unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung sind die Ursachen für das Übergewicht und die sich daraus entwickelnden Folgeerkrankungen. Übergewicht und Bewegungsmangel dürfen nicht als Normalzustand betrachtet werden, Mitarbeiter sollten stets versuchen, durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und einen gesunden Lebensstil auch bei Menschen mit geistiger Behinderung Alternsprozesse zu verzögern und chronische Krankheiten im Alter zu vermeiden.

Kardiovaskuläre Erkrankungen treten bei Menschen mit geistiger Behinderung nicht häufiger auf als in der Gesamtbevölkerung (de Winter et al. 2016). Die Risikofaktoren für den Herzinfarkt entsprachen jenen der Gesamtbevölkerung. In der Gruppe der geistig behinderten Menschen trat der Gebrauch von Antipsychotika bei psychischer Erkrankung aufgrund der schweren Nebenwirkungen als weiterer bedeutsamer Risikofaktor hinzu. Diese Substanzgruppe erhöht das Risiko einer Gewichtszunahme und der Entstehung von Stoffwechselstörungen und damit der Entwicklung eines Metabolischen Syndroms. Bei Patienten, die auf eine Behandlung mit Antipsychotika angewiesen sind, empfiehlt sich daher eine regelmäßige Kontrolle der Risikofaktoren und ggf. deren Behandlung, sowie eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.

Die Einnahme von Antipsychotika sollte streng überwacht und ausschließlich bei psychiatrischer Erkrankung verabreicht werden. Durch Absetzen dieser Medikamente bei unsachgemäßer Anwendung, beispielweise bei Verhaltensstörungen, werden die Stoffwechsellage verbessert und das Risiko eines Herzinfarkts vermindert (de Kuijper 2013).

Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter

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