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6 Chaoskampf zu Beginn der Schöpfung

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In den beiden biblischen Schöpfungsberichten in Gen 1 und Gen 2–3 sind Reste eines Chaoskampfes nicht auffindbar. Gen 1,2 fällt unter die Kategorie der Noch-nicht-Schilderungen, die auf bildhafte Weise das Nicht-Vorhandensein der zu schaffenden Welt zum Ausdruck bringen, und kann nicht als eine Beschreibung der entmythisierten Materie, die dem nachfolgend beschriebenen Schöpfungshandeln zugrunde liegt, interpretiert werden. Hebräisch təhôm (Gen 1,2 u. ö.) sollte nicht etwa mit der babylonischen Göttin Tiamat gleichgesetzt werden, da es sich um eine allgemeine Bezeichnung für „(Ur-)Meer“ handelt. Die in Gen 1,3–10 geschilderten „Werke der Scheidung“ implizieren ebenfalls kein Kampfmotiv. Es handelt sich vielmehr um das Heraustrennen von Schöpfungsbereichen durch Ausgrenzung und Differenzierung (vgl. BAUKS 1997, 296–301). Es finden sich zwar in Gen 1,21 Anspielungen auf Wesen (tannînim „Meerungeheuer“), die dem ugaritischen Mythos nach an einem Chaoskampf beteiligt waren, aber sie sind als vom Schöpfergott eigens geschaffen geschildert. Sie sind als Spielzeug Gottes auch in Ps 104,26 und Hiob 3,8; 40–41 erwähnt. Diesen Texten ist gemeinsam, dass sie das Chaoskampfmotiv insofern modifiziert haben, als der Antagonismus des Kampfgeschehens durch den Anspruch der Allmacht Gottes ersetzt ist. Die mythischen Anspielungen dienen rhetorisch der Verstärkung dieses Anspruchs.

Das Motiv des Chaoskampfes vor Schöpfungsbeginn ist in wenigen poetischen Texten belegt, die auf dieses vorweltliche Ereignis zurückblicken, um die unermessliche Macht Gottes von Anbeginn an hervorzuheben. Der hymnische Lobpreis auf den Schöpfer in Hiob 26,10–14 leitet die Vormachtstellung Gottes aus der vorweltlichen Zerschlagung der Chaoswesen ab, die in Ugarit als Jammu, Rahab (vgl. Jes 30,7; 51,9–11; Ps 87,4; 89,11; Hiob 9,[8.]13; 26,12f.) oder als flüchtige Schlange (nāḥāš bārîaḥ) begegnen (→ Leviatan und Behemot). Chaoskampfmotivik zielt in Ps 74,12–17 auf die Langfristigkeit des Gott-Königtums, während Ps 89,10–15 die Fundiertheit des göttlichen Throns und der Weltordnung unterstreicht. Wichtig ist, dass es nicht um die Hinführung der Schöpfung aus dem Chaos zum Königtum geht, sondern im Rückblick um die Bestätigung Gottes als Herrn dieser Ordnung von Urzeit her (BAUKS 2001, 452–455). In den Klagen Hiobs (Hiob 3,8; 7,12; 9,13) steht der Chaoskampf kontrapunktisch für die Wucht des gött lichen Zorns gegen einzelne Menschen, wie Hiob selbst es erfährt (FUCHS 1993, 283–291).

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

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