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10 Einige Beispiele der Wirkungsgeschichte

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Das Chaoskampfmotiv ging ein in eine Reihe von Texten aus der Zeit des zweiten Tempels (6. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr.), die zum Teil aus der Qumranbibliothek stammen – besonders im Rahmen des Endzeitkampfs der Gerechten gegen Belial in Form von Anleihen an die Chaoswassermotivik (Hymnenrolle aus Qumran 1 QH 10,12–11,36; 14,22–25; vgl. auch Lk 21,25) sowie an die oben dargelegten biblischen Themenfelder (Fragmente aus Qumran 4 Q381 15,4–5, vgl. Ps 89,10–14; 4 Q416 1,11–12; 4 Q437 2,1.10; aber auch Weish 5,18–23 u.a.; vgl. ANGEL 2006, 193ff.). Wegen der Fokussierung auf die Chaoswesen ist in diesem Kontext auch vom „Chaosdrachenkampf“ die Rede. Offb 12,3–13.18 zeichnet den im endzeitlichen Kampf zu besiegenden satanischen Drachen bzw. dessen Gehilfen als ein aus dem Meer kommendes Tier (13,1ff.; vgl. Leviatan in Apokalypse Abrahams 21,6). Die Septuaginta übersetzt den hebr. Leviatan einige Male durch drakōn „Drache“ (Hiob 40,25 nach Septuaginta). Ein zweites, aus Hiob 40,15 bekanntes Wesen namens Behemot flankiert das Meerungeheuer in seiner Eigenschaft als Landmonster (im äthiopisches Henochbuch 60,7–9.24–25 fungieren beide als Instrument Gottes, um das Endgericht zu vollziehen, im 4. Buch Esra 6,49–52 und in der syrischen Baruch-Apokalypse 29,4 dienen sie der zukünftigen Speisung der Gerechten). Der Midrasch Leviticus Rabba 22,10 berichtet von dem unbändigen Hunger Leviatans und eines ihm beigesellten Vogels namens Ziz (vgl. Ps 80,14). Die Trias findet sich wieder als Opfergut des Endzeitmahls der Gerechten bis in die Bildtradition der Biblia Ambrosia, Ulm (13. Jh.; Mailand B 32 III–136; dazu SCHREINER 1981), wie auch in der aramäischen Dichtung Akdamut Millin (Worms 11. Jh.; dazu LEHNHARDT 2009, 128). In einer rabbinischen Homilien-Sammlung, der Pisiqta de Rav Kahana, ist die Jagd Behemots und Leviatans und ihr Kampf gegeneinander berichtet, der in Leviticus Rabba 13,3 als göttliches Spiel gedeutet ist (LEHNHARDT 2009, 117f.). Weitere Belege von Leviatan und Behemot finden sich im Jerusalemer Talmud (Traktate Megilla I,13, 72b, und Sanhedrin X,6, 42c) und ausführlicher im Babylonischen Talmud (Traktat Baba Batra 74b–75a). Hier erscheinen sie in weitgehend entmythologisiertem Gebrauch, da die beiden als ein von Gott unschädlich geschaffenes Paar vorgestellt sind. Die christliche Ikonographie identifizierte den Drachen u.a. mit dem Teufel sowie den Christusverfolgern bzw. dem Antichrist. Im 9./10. Jh. entstand im Rückgriff auf Offb 12,7–9 die Tradition des Erzengels Michael als Drachentöter, die bis in die Neuzeit tradiert ist (Lexikon der christlichen Ikonographie III, 258–262). Seit dem 6. Jh. ist das Motiv des Märtyrers Georg als Drachentöter in den östlichen Traditionen belegt, seit dem 12. Jh. auch in den westlichen Traditionen, schließlich seit dem 14. Jh. in Parallelisierung zu Michael (Lexikon der christlichen Ikonographie VI, 365ff. u. 383ff.). In der Moderne findet die Figur des Leviatan schließlich Eingang in die staatstheoretische Schrift des Philosophen Thomas Hobbes (1651). Die Schriftsteller Julian Green (Paris 1929), Joseph Roth (Paris 1938), Arno Schmidt (Hamburg 1949) und Paul Auster (New York 1992) gaben Romanen bzw. Erzählungen diesen Titel.

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