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4.4 Der prophetische Diener

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Als sich Gott in der Berufungsnacht dreimal an Samuel gewandt hatte und der Junge den Rufer missverstand, rät ihm der Priester Eli zu antworten: „Rede, Herr, denn dein Diener (ʿaḇdəḵā) hört“ (1 Sam 3,9). Im Wort „Diener“ liegt die Unterordnung gegenüber Gott sowie die Bereitschaft, dem Redenden in dessen Sinne zuzuhören, wobei das Verb šmʿ auch „gehorchen“ bedeuten kann. Als Diener geben die Propheten zuverlässig und korrekt die Forderungen Gottes weiter, wie „Kehrt doch alle um von eurem schlechten Weg! Bessert euer Tun, und lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen. Dann dürft ihr in dem Land bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe“ (Jer 35,15; vgl. 2 Kön 17,13), und gegebenenfalls auch Unheil ankündigende Drohungen, wie in Ez 38,17; 2 Kön 17,23; 24,2, Bar 2,20.24. Doch nur selten finden sich Reaktionen, die die Einsicht bekunden, dass es Unrecht war, den durch die prophetischen Diener verkündeten Worten nicht Gehör zu schenken (Dan 9,6.10, Sach 1,6). Der kompromisslose Einsatz für Gott führte zur Feindschaft durch die Mächtigen und hatte zur Folge, dass man sich an den prophetischen Dienern vergriff, ja sie sogar tötete: „Sie aber verhöhnten die Boten Gottes, verachteten sein Wort und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des Herrn gegen sein Volk so groß wurde, dass es keine Heilung mehr gab“ (2 Chr 36,16, vgl. 2 Kön 9,7; Mt 23,37; Lk 13,34). Die Ablehnung der prophetischen Gottesboten stellte einen der Anlässe für Sanktionen durch Gott dar. Dieser Befund zeigt, dass für Gott die prophetischen Knechte eine wichtige Rolle spielten und es ein großes Näheverhältnis zu ihnen gab. Später werden die Worte der prophetischen Boten eschatologisch interpretiert (vgl. Offb 10,7) und die Boten zählen zu denen, die im Endgericht belohnt werden (Offb 11,18).

Besondere Aufmerksamkeit wurde dem „Knecht“ in den „Gottesknechtsliedern“ zuteil, dessen erstes (Jes 42,1–2) von Mt 12,18–21 zur Deutung Jesu aufgenommen wurde. Weil JHWH am Knecht Gefallen gefunden hatte, erwählte (Jes 42,1) bzw. berief (Jes 49,1) er ihn. Dem geht voraus, dass Gott sich auf den Knecht bzw. den Knecht (ʿæḇæḏ) stützt (Jes 42,1). Die Mehrdeutigkeit der Formulierung, die sich mit „auf den“ bzw. „den“ ergibt, ist folgenreich für das Gesamtverständnis. Bei der ersten Variante ist der Knecht die Stütze Gottes, bei der zweiten kräftigt Gott den Knecht. Dessen Auftreten ist nicht spektakulär, aber sehr rücksichtsvoll und ausdauernd (Jes 42,3f.), und in Jes 61,1f. ist zur Mission des Knechts zu lesen: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste (…)“ (Jes 61,1f.; vgl. Lk 4,18f.). – Trotz der Zurückgezogenheit wirkt der Knecht für alle Welt (Jes 42,1.4; 49,6). Er setzt den Gottesplan ungeachtet der Anfeindungen (Jes 50,6) effizient durch (Jes 49,2) und wird nach dem gewaltsamen, still geduldig ertragenen, stellvertretenden Sühnetod (Jes 53,4–6; Apg 8,32f.) von Gott mit der Perspektive des Lebens über den Tod hinaus beschenkt (Jes 53, 7–12). Rückblickend lässt sich zusammenfassen: „Nichts tut Gott, der Herr, ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluss offenbart hat“ (Am 3,7).

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