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Ernährung, wundersame 1 Das Wunder der Ernährung

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Alle Ernährung wird in der Bibel letztlich auf Gottes Fürsorge zurückgeführt. Dass Gott durch sein Wort aus der Erde Pflanzen sprießen lässt, zielt nicht zuletzt auf die Versorgung des Menschen (Gen 1,11f. u. 29). Das steht im Gegensatz zu altorientalischen Mythen wie dem Atramchasis-Mythos, der zwar in mehrfacher Hinsicht der biblischen Urgeschichte verwandt ist, nach dem aber die Menschen erschaffen worden sind, um die Götter von ihrer Arbeit zu entlasten und mit Nahrung zu versorgen. Der Gott der Bibel ist nicht auf Nahrung angewiesen. Dennoch war die Dankbarkeit dafür, dass Gott „Brot aus der Erde hervorbringt“ (Ps 104,14; vgl. Ps 145,15), in biblischer Zeit Veranlassung, ihm pflanzliche und tierische Opfer darzubringen, und begründet bis heute in Judentum und Christentum die Sitte des Tischgebets.

Das Wunder der Ernährung und seine Zurückführung auf Gott im Allgemeinen stehen im Hintergrund des Motivs wundersamer Ernährung im Besonderen. Dieses märchenhafte Motiv dient in den biblischen Texten dazu, dem Spender – wenn er ein Mensch ist – göttliche Eigenschaften zuzuschreiben oder aber den Empfängern eine exklusive Gottesbeziehung zuzusprechen – wenn das Wunder unmittelbar auf Gott zurückgeführt wird. Das gilt unabhängig davon, ob die Speise selbst außergewöhnlich ist (Manna, Buchrolle → Buch) oder ob der Wundercharakter in der Vermehrung der Speise bzw. in den Umständen besteht, unter denen sie zur Verfügung gestellt wird.

Ein singulärer Fall wundersamer Ernährung liegt in der Paradiesgeschichte vor, wo der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens (→ Baum) Früchte tragen, die demjenigen, der von ihnen isst, göttliche Fähigkeiten verleihen. Da es das Ur-Menschenpaar ist, das von dem einen Baum isst, aber von dem anderen nicht, wird in mythologischer Weise etwas über die ganze Menschheit gesagt: Es gehört zum Potential des Menschen, Erkenntnis von Gut und Böse zu erlangen, aber nicht, die Unsterblichkeit zu gewinnen.

Die weiteren Belege wundersamer Ernährung setzen – anders als die Paradiesgeschichte – jeweils einen Nahrungsmangel voraus (→ Wüste, Hungersnot, Armut, → Krieg, → Exil) und stehen in Verbindung mit hervorgehobenen Propheten und Gottesmännern.

Mose, Elija und Elischa zeichnen sich vor allen anderen biblischen Propheten durch die Zahl und Größe der von ihnen bewirkten Wunder aus. Sie werden nicht nur selbst von Gott versorgt (Elija) bzw. kommen wundersamer Weise ohne Nahrung aus (Mose), sondern vollbringen durch eigene Vollmacht Speisungswunder (Elija, Elischa), oder veranlassen Gott dazu durch ihre Fürbitte (Mose).

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