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1.2 Der Gottesberg als Offenbarungsort für die Tora

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Ab Ex 19,3 ist der Berg der Ort, an dem Gott mit dem Offenbarungsmittler Mose spricht, damit dieser das Gesagte an das Volk weitergibt (s. auch Ex 19,14.20; 24,12–18). Mose verschriftet „die Worte des Herrn“ (Ex 24,4), und aufgrund der Urkunde („Bundesbuch“, Ex 24,7) wird der Bund am Sinai geschlossen. Zu dessen Besiegelung dürfen Mose, Aaron, Nadab, Abihu und 70 von den Ältesten Israels auf den Berg steigen und Gott schauen: „Die Fläche unter seinen Füßen war wie mit Saphir ausgelegt und glänzte hell wie der Himmel selbst“ (Ex 24,10). Anschließend werden Mose auf dem Berg während 40 Tagen und Nächten die Anweisungen für den Heiligtumsbau mitgeteilt (Ex 25–31). Auf dem Berg erhält Mose die zwei Steintafeln, die der Finger Gottes beschrieben hatte (Ex 31,18; 32,15; → Gesetz, Gesetzestafeln), doch aufgrund des Abfalls des Volkes – die Israeliten bauen sich ein Goldenes Kalb und verehren es als Gott – zerschmettert Mose als Symbol des Bundesbruches die Tafeln am Fuße des Berges (Ex 32,19). An eben demselben Berg legt Mose Fürbitte für das Volk ein und Gott vergibt dem Volk die große Sünde, sodass Mose mit neuen Tafeln den Berg herabsteigt (Ex 32–34) und dem Volk die Gebote Gottes, die Gott dem Mose auf dem Sinai mitgeteilt hat, übergibt (Ex 34,32). Der „Berg“ wird damit zur Chiffre für die Mitteilung der Gebote, die Offenbarung der Tora (Lev 7,38; 25,1; 26,46; 27,34). Der Aufenthalt am Berg steht für die Konstituierung des Volkes unter der Weisung Gottes, die entscheidende Etappe zwischen dem von Wundern begleiteten → Exodus aus → Ägypten und der Wüstenwanderung (→ Wüste) und Landnahme. Vom Berg als Ort der Begegnung mit Gott und der Offenbarung der göttlichen Weisung muss Israel aber aufbrechen und weiterziehen (Num 10,33; Dtn 1,6): Der Berg als Offenbarungsort Gottes ist nicht der Wohnort Gottes und auch nicht für ein dauerhaftes Wohnen der Menschen gedacht (s. auch Mt 17,4), denn die Offenbarung Gottes setzt sich fort im Kult (das transportable Zeltheiligtum als „wandernder Sinai“: JACOB 1997) und im verschrifteten Wort Gottes (Tora).

Im Buch Deuteronomium wird durch Mose deutlich an die Ereignisse von Theophanie und Offenbarungsmitteilung (einschließlich der Tafeln) am Berg, der dort ausschließlich Horeb genannt wird, erinnert (Dtn 4,10–11; 5,4–5.22; 9,9–10.15.21; 10,1–10). Auch Neh 9,13 verbindet die Offenbarung von Ordnungen und zuverlässigen Gesetzen, Satzungen und Geboten mit dem Herabsteigen Gottes auf den Berg Sinai. Der Berg Sinai/Horeb als Gottesberg ist damit als Berg der Offenbarung Gottes und der Mitteilung der göttlichen Weisung (der Tora) eine theologische Größe, keine historisch-topographische Entität, denn trotz seiner erheb lichen Bedeutung hat sich keine verlässliche Orts tradition erhalten. Eine exakte Lokalisierung ist nicht möglich; der so genannte „Moseberg“ auf der Sinaihalbinsel (Djebel Musa) beruht auf einer Tradition christlicher Pilgermönche aus dem 4. Jh. n. Chr. (DOHMEN 2004).

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

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