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Römisch-Germanische Zeit (50 v. Chr. bis 200 n. Chr.)
ОглавлениеMit der römischen Expansion an den Rhein sind erstmals Stammesnamen für den Raum Oberhausen überliefert. Zur Zeit Caesars werden am rechten unteren Niederrhein die germanischen Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) genannt, nördlich und südlich davon siedeln in augusteischer Zeit Usipeter bzw. Tenkterer.
Die Sugambrer wurden vollständig oder nur zum Teil unter Tiberius im Jahre 7 v. Chr. in linksrheinische Gebiete umgesiedelt. Der so entvölkerte rechtsrheinische Streifen diente als Sicherheitszone und wurde angeblich als Acker- und Weideland von den römischen Truppen genutzt. Seit dem Jahr 9 n. Chr., als mit der Varus-Niederlage die Aufgabe weiterer römischer Eroberungspläne in Germanien eingeleitet wurde, versuchten verschiedene germanische Stämme, sich zunächst erfolglos in Besitz des siedlungsleeren Gebietes am Niederrhein zu bringen, darunter Chamaven, Friesen, Ampsivarier und Tubanten. Infolge des Bataveraufstandes im Jahr 70 n. Chr. hat Rom seine Ansprüche auf das Limesvorland fallengelassen und es gelang den in der Nachbarschaft sitzenden Tenkterern und Usipetern die erfolgreiche Besiedlung dieses rechtsrheinischen Streifens. Schließlich zogen die Brukterer gegen Ende des Jahrhunderts ebenfalls an den Niederrhein.
Nach einer anderen Quelle siedelten zur Zeit der Varusschlacht die Marser zwischen Ruhr und Lippe. Sie kämpften als Verbündete der Cherusker gegen die römischen Legionen des Varus. Im Jahr 14 n. Chr. schlug Germanicus in einer Strafexpedition die nichtsahnenden Marser, als sie zusammen mit ihren Verbündeten, den Brukterern, ein kultisches Fest feierten. Ein Jahr darauf trat Germanicus erneut siegreich gegen die germanischen Marser an, denen er diesmal einen während der Varusschlacht erbeuteten Legionsadler abnehmen konnte. Auch im Zusammenhang mit der Wiedergewinnung des zweiten erbeuteten Legionsadlers im Jahr 41 n. Chr. nennt der Historiker Cassius Dio den Stamm der Marser.
Einige römische Funde auf Oberhausener Gebiet lassen auf einen Handel zwischen Germanen und Römern im Grenzgebiet am Rhein schließen. Es wurden u. a. Amphorenreste, Keramikteile, Bronzefibeln und auch einige Münzen entdeckt.
So wurden auf dem Gelände des Westfriedhofs in Lirich Amphorenfragmente der Form Dressel 20 aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr gefunden, die das Transportgut Olivenöl aus Südspanien enthielten. An gleicher Stelle wurden auch zwei mit Fingernageltupfen verzierte Wandungsscherben eines von Hand aufgebauten einheimischen Gefäßes gefunden, die aber nicht näher bestimmt werden konnten.
Interessant ist auch ein auf dem Westfriedhof 1931 gefundenes Brandgrab, das neben zwei Bronzefibeln (Frühformen der zweigliedrigen Armbrustfibeln der Form Dragendorff 37, um 180 n. Chr.) eine Terra sigilata-Schale und einen reliefverzierten Becher mit Jagddarstellungen enthielt.
Zwei germanische Brandschüttungsgräber aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die ebenfalls auf dem Gelände des Westfriedhofs Lirich gefunden wurden, mit Resten von Holzkohle, Scherben und Knochen, beweisen die Anwesenheit von Germanen im Grenzgebiet zum Römischen Reich (Ausgrabung 1932). Trotz der wenigen erfassten Funde und der unzureichenden Dokumentation lässt sich für den Bereich des Westfriedhofs in Lirich ein Gesamtkomplex von Siedlung und dazugehörigem Gräberfeld erschließen, der mindestens vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Jahrhunderts genutzt wurde.
Abb. 5: Amphorenfragmente und Wandungsscherben aus Lirich
Eine weitere römerzeitliche Fundstelle auf dem Stadtgebiet von Oberhausen liegt im Bereich des Rhein-Herne Kanals bei Kanalkilometer 10,0. In einer Tiefe von etwa zehn Metern wurde eine Abfallgrube freigelegt, die den Unterteil einer Amphore, einen Spinnwirtel sowie Reste von situalförmigen Gefäßen mit abgesetztem Standfuß der Form Uslar I enthielt. Derartige Gefäße sind im rheinisch-westfälischen Raum eine häufig anzutreffende Form, die hauptsächlich aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Im Bachtal an der Kirchstraße/Ecke Vikariestraße wurden bei Ausschachtungsarbeiten u. a. eine römische Gürtelschnalle und eine kleine römische Plastik (Frauenkopf) gefunden.
Wenige römische Münzfunde in Oberhausen, die allesamt Einzel- bzw. Streufunde sind, ergänzen das kaiserzeitliche Fundspektrum und bestätigen eine erhöhte Siedlungsaktivität im bzw. ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. So wurden in der Dieningstraße ein Sesterz (Motiv vorne: Diva Faustina (Faustina maior, Gemahlin des Antonius Pius, gest. 141 n. Chr.) und ein As (Motiv vorne: Marcus Aurelius, 161 – 180 n. Chr.; belorbeerter Kopf) sowie am Werksgasthaus der Gutehoffnungshütte ein Dupondius des Hadrian (117 – 138 n. Chr.) entdeckt. Leider sind alle drei Münzen heute nicht mehr auffindbar.
Am Heidenkirchhof wurde außerdem noch eine Bronzemünze (Sesterz) des Kaisers Antoninus (138 – 161 n. Chr.) gefunden. Die Beschriftung der Vorderseite lautet: Antoninus Augustus Germ(aniae) Sarm(aticae) vic(tor) – Antoninus, Besieger der Germanen und Sarmaten.