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Gesundheits- und Armenwesen
ОглавлениеDoch nicht nur die Gemeindeverfassung war bis zum Beginn der Industrialisierung in Osterfeld nur verhalten ausgeprägt, auch das Gesundheits- und Armenwesen entsprach dem einer kleinen Bauerschaft. Hospitäler und Krankenhäuser wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Der erste in Osterfelder Quellen erwähnte Arzt war ein Chyrurgus, also ein gelernter Wundarzt aus Osterfeld, der zwischen 1773 und 1778 regelmäßig die Nonnen des Klosters Sterkrade behandelt hatte.131 Für 1808 und 1816 sind keine Ärzte in Osterfeld bezeugt, erst 1868, zu Beginn des industriellen Aufbruchs an der Emscher, lässt sich schließlich ein Arzt, der erste des Ortes, nieder.132 Bereits 1808 wurde hingegen eine Hebamme im ▶ Kirchspiel Osterfeld angestellt. Den Hebammenunterricht erteilte zu dieser Zeit der Landphysikus.133 1816 ist weiterhin nur eine Hebamme in Osterfeld tätig;134 erst nach 1860 sollte auch die Anzahl der Geburtshelferinnen zunehmen. Die Medikamentenversorgung erfolgte ebenfalls nicht über heimische Apotheken. Nur in Bottrop existierte bereits eine Apotheke, die auch die Osterfelder Bevölkerung mit versorgte. Diese gründete 1881 eine Filiale in Osterfeld.135
Für das Armenwesen war die Kirche zuständig. Die Unterstützung der Armen lief in Osterfeld über kirchliche Stiftungen und einen Armenfonds. 1559 erfolgte eine Armenstiftung im Rahmen einer Messstiftung über 20 rheinische Goldgulden durch Henrich von Hove an die Kirche in Osterfeld. Mit dem Geld sollte Weizenbrot gekauft werden.136 Dies ist die erste belegte Messstiftung in Osterfeld. Es folgten weitere. Seit 1613 erfolgte jährlich eine Stiftung von drei Talern Rente an die Armen des ▶ Kirchspiels Osterfeld, zu zahlen an Pfingsten und Mariä Lichtmess.137 Weitere Geldstiftungen gingen 1632, 1648 und 1655 vonstatten.138 Ende des 18. Jahrhunderts zahlte das Haus Westerholt als größerer Geldgeber für das Armenwesen in Osterfeld jährlich 30 Reichstaler an Armengeldern ein.139
Für 1753 wird erstmals ein Armenfonds der Kirche zu Osterfeld erwähnt.140 Der von einem Armenprovisor gemeinsam mit dem Kirchmeister141 verwaltete Fonds finanzierte Messen und Begräbnisse der Armen142 sowie die Kirche zu Osterfeld143. Dieser gemeinsame Kirchen- und Armenfonds existierte bis um 1800. Die Rechnungen wurden dem ▶ Patronatsherrn auf Haus Vondern vorgelegt, der auch den Kirchmeister einsetzte.144 Die Zahl der hilfsbedürftigen Armen war in Osterfeld gegen Ende des Alten Reiches jedoch begrenzt. So zählten 1777 nur zwei Familien aus Osterfeld zu den Armen des Vests Recklinghausen.145 Eine neue Bedeutung erhielt die Armenversorgung erst im Zuge der Industrialisierung.