Читать книгу Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1 - Группа авторов - Страница 15
Fränkische Zeit (ab 200 n. Chr.)
ОглавлениеSeit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als Franken („die Mutigen, Kühnen“; wohl erst später „die Freien“) bezeichnete.
Die Franken wurden erstmals in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts als „Franci“ in römischen Quellen erwähnt, anlässlich eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die römische Provinz Gallien hinein. Die Franken waren Bauern und damit ein sesshaftes Volk. Bauern nehmen aber als Scholle nur solche Äcker unter den Pflug, die ihre Existenz für die Zukunft sichern. Dies waren die fruchtbaren Gebiete an Flüssen und Bächen. Für ihr Vieh, insbesondere ihre Schaf- und Schweineherden, sicherten sie sich zusätzlich weitere und meist weniger ergiebige Böden, wie Heideflächen, Brüche und Wälder als „Hude” oder Weidegebiete. Denn neben dem Ackerbau war die Viehzucht die Grundlage ihres bäuerlichen Seins. Die noch während der Frankenzeit vorhandenen riesigen Waldbestände zwischen Ruhr und Lippe sind aber im Laufe der Zeiten aufgrund stetig steigender Bevölkerungszahlen immer mehr der Axt zum Opfer gefallen. In unserer Heimat sind von diesen Wäldern nur noch einige geringe Reste erhalten geblieben, nämlich der Dunkelschlag, der Hiesfelder Wald und die Hühnerheide.
Viele heimische Ortsnamen legen noch heute davon Zeugnis ab, dass unser Gebiet ehemals Waldgebiet war. Denn was bedeuten die Namen Holten, Barmingholten, Buschhausen anderes als Wald, ebenso wie die Orts- und Flurnamen mit „-loh”, wie Marxloh oder Lohberg, oder auch Sterkrade von der Rodung her.
Die häufigen Kriegszüge der Franken zwischen der zweiten Hälfte des 3. und dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr. ins römische Reich blieben nicht ohne Folgen auf die grenznahe Besiedlung im Ruhr- und Emschermündungsgebiet, was durch die starke Abnahme von Funden in dieser Zeit belegt ist. In Oberhausen fehlen spätkaiserzeitliche und frühvölkerwanderungszeitliche Funde gänzlich, obwohl ein Siedlungsabbruch in Hinblick auf den besser erforschten Duisburger Raum eher unwahrscheinlich ist.
Erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. kann im Oberhausen-Sterkrader Raum (u. a. im Alsbachtal) durch mehrere archäologische Befunde eine fränkische Besiedlung bezeugt werden. Deren Wichtigster ist ein fränkisches Gräberfeld aus der ▶ Merowingerzeit (2. Hälfte des 6. Jahrhunderts), das 1921 bei Bauarbeiten im Bereich Weseler Straße/Oskarstraße/Georgstraße zufällig gefunden und 1936 durch Ausgrabungen erschlossen wurde. Es wurden insgesamt 13 Gräber aufgedeckt, wobei zehn Gräber näher untersucht wurden. Zwei dieser Gräber konnten wegen der Waffenbeigaben eindeutig als Männergräber und fünf wegen der Perlen- und Schmuckbeigaben sowie Spinnwirtel als Frauengräber bestimmt werden. Zu den schönsten Schmuckfunden zählen Bügel-, S- und Almandinscheibenfibeln; bei den Waffenfunden sind insbesondere die Lanzenspitzen und Knopfschildbuckel hervorzuheben. Neben diesen Metallfunden wurden auch eine Reihe von Tongefäßen, insbesondere die typisch fränkischen Knicktöpfe, mit charakteristischer Rillen- und Rädchenverzierung entdeckt. Insgesamt wird die Größe dieses Sippenfriedhofes auf etwa 50 Gräber geschätzt, der spätestens von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts genutzt wurde. Die dazugehörige Siedlung hat sich möglicherweise im Bereich der heutigen Westhoffstraße in Sterkrade auf dem Gelände des ehemaligen Schulte-Westhoff-Hofes befunden. Weitere archäologische Untersuchungen in der Zukunft müssen zeigen, ob diese Vermutung richtig ist.
Auf dem Oberhausener Stadtgebiet sind zwei weitere Stellen mit Funden aus der Frankenzeit bekannt. Auf dem Gelände des Barmscheidshofs in Schmachtendorf wurden 1937 in den Überresten einer abgetragenen Sanddüne Bruchstücke fränkischer Tongefäße gefunden. Der Barmscheidshof wurde erstmalig im Jahre 1139 urkundlich erwähnt und gehörte zum Eigentum des Klosters Hamborn. Auch beim Abtragen eines kleinen Hügels in Osterfeld (Brockhofsfeld) wurden mehrere merowingisch-fränkische Gefäße geborgen, die auf das Jahr 500 n. Chr. datiert wurden. Die Gefäße wurden bis auf wenige Scherben vernichtet.
Etwa 900 Meter vom fränkischen Gräberfeld in Sterkrade entfernt gefundene Goldmünzen aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts unterstreichen die frühmittelalterlichen Anfänge Oberhausen-Sterkrades (Bremenerstraße/Reinerstraße). Zusätzlich wurden am Heidenkirchhof in Osterfeld und am Tackenberg zwei weitere spätrömische Münzen entdeckt.