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Christozentrik

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Das Wort Jesu Christi in Joh 6,63 steht im Kontext der unmittelbar davor entfalteten Rede vom lebendigen Brot („Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ siehe Joh 6,51) und vom Essen des Leibes und des Blutes, das als einziger Modus der Vereinigung mit Jesus Christus (Joh 6,54–58) zu verstehen ist. Der Zusammenhang ist also ein ausgeprägt eucharistisch-mystischer; „eucharistisch“, weil hier ganz konkret vom Essen des Leibes und Trinken des Blutes Jesu Christi als Zugang zum ewigen Leben gesprochen wird (Joh 6,54), und „mystisch“, weil dieses Zu-Sich-Nehmen des Leibes Christi die innigste existentielle Verbundenheit mit sich bringt (Joh 6,56: „[…] bleibt in mir, und ich in ihm“). So gesehen, lässt sich die Aussage im Joh 6,63a wie eine veranschaulichende, anthropologische Tatsache lesen: wie bei einem Menschen das „Fleisch“ an und für sich nicht existieren kann, ohne den „Lebenshauch“, der es durchdringt, so sind die Worte über das „Brot des Lebens“ und über „mein(en) Leib“ (bzw. „mein Blut“) das, was den Menschen „in der Ewigkeit“ (Joh 6,58) lebendig hält – sie sind „Geist und Leben“. „Geist und Leben“ erscheinen hier als zwei Seiten derselben Realität, synonym zu weiteren Formulierungen, die in den früheren Versen zu finden sind: „vom Himmel herabgekommen“, „leben in Ewigkeit“ (vgl. Joh. 6,58).

Das Wesentlichste im ganzen Vers erscheint mir jedoch weder die vermeintliche Diastase von Geist und Fleisch (pneuma – sarx), noch die richtige Bestimmung des Verhältnisses zwischen Geist und Leben (pneuma – zoe) zu sein, sondern der Hinweis: „(die Worte), die ich zu euch gesprochen habe“: Jesus Christus steht im Zentrum. Er will in Beziehung treten zu den Menschen. Der Selbstanspruch Jesu Christi (gegründet auf seine Gottessohnschaft, vgl. Joh 6,57) ist soteriologisch orientiert: „Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,59). Es geht nicht um „Geist und Leben“ im Allgemeinen, sondern um jenen Geist und jenes Leben, die in den Worten Jesu Christi präsent werden. Eine solche christozentrische Deutung von Joh 6,63 hat nichts Konfessionsspezifisches an sich. Sie bietet jedoch einen möglichen Einstieg in das Verständnis einiger Grundlagen der ostkirchlichen Spiritualität.

Geist und Leben 1/2015

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